Was macht den Menschen aus? Diese Grundfrage der Anthropologie hat die Wissenschaft und die Religion seit Anbeginn der Menschheit beschäftigt. Und nun, da künstliche Intelligenz immer mehr Einzug in unser tägliches Leben hält und man sich etwa Gedanken zu machen beginnt, welche Jobs künftig redundant werden, weil auch AI-Programme wie etwa Chat-GPT imstande sind, sie zu erfüllen, hat die Frage noch eine ganz neue Dimension bekommen.

Eine Frau sieht einen Roboter mit menschlichen Zügen aufmerksam an.
Was ist das menschliche Element, das niemals künstlich nachgebaut werden kann?
Foto: Getty Images/imaginima

Was macht uns zum Menschen?

In der Biologie geht man der Frage nach, was uns von unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, unterscheidet, mit denen wir rund 99 Prozent des Erbguts teilen. In der Philosophie ist man sich einig, dass der Mensch ein Sinneswesen ist, das aber darüber hinaus noch mit anderen, übergeordneten Eigenschaften ausgestattet ist, die es vom Tier unterscheiden. Bei Platon ist dies die Seele – deren Beschaffenheit und Definition jedoch ebenfalls herausfordernd zu definieren ist. Bei Aristoteles ist der Mensch ein "animal rationale", also ein vernunftbegabtes Tier, das sich von diesem vor allem durch die Fähigkeit zum Denkenkönnen unterscheidet.

Doch ist es wirklich einzig die Vernunft, die uns zum Menschen macht? Das Denken scheinen KIs schließlich ebenfalls bereits bis zu einem gewissen Grad zu beherrschen. Vielleicht sind es doch die Empathie mit unseren Mitlebewesen und der Umstand, dass die Spiegelneurone bei uns zu feuern beginnen, sobald wir andere sehen, die glücklich sind oder leiden? Geht es beim Menschsein um die Fähigkeit zur Reflexion und darum, dass es uns gegeben ist, die Dinge von einer Metaebene aus zu betrachten? Oder sind wir menschlich, weil wir zum Handeln voll Toleranz, Respekt, Achtsamkeit und Rücksichtnahme imstande sind?

Der deutsche Philosophieprofessor Tilman Borsche definiert das Menschsein so: "Philosophisch betrachtet erscheint der Mensch in vielerlei Gestalt, als das denkende, sprechende und lachende, das exzentrische oder Zeichen gebrauchende Lebewesen, oder als dasjenige, das im Leben seinen Tod voraussieht und im Handeln um seine Endlichkeit weiß." Auch die Theologie stellt sich diese Frage – und beantwortet sie damit, dass der Mensch unter anderem nach christlichem Verständnis ein Geschöpf und Abbild Gottes darstellt.

Auf der anderen Seite wird der Begriff "menschlich" oftmals dafür benutzt, dass man nicht perfekt, aber nachvollziehbar gehandelt hat. Ist es also "typisch Mensch", dass man auch kleine Schwächen und Fehler, Ecken und Kanten hat, die einen umso liebenswerter erscheinen lassen? Ein perfekt programmierter Roboter macht schließlich im Idealfall keine Fehler. An offiziellen Definitionen und sonstigen Vermutungen darüber, was das "Menschliche" als solches ausmacht, herrscht jedenfalls kein Mangel – eine finale Antwort auf diese komplexe Fragestellung wird jedoch kaum zu finden sein. 

Wie sehen Sie das?

Wenn Sie sich festlegen müssten: Was ist für Sie das eine Element, das den Menschen zum Menschen macht? Welcher der angeführten Definitionen stimmen Sie zu – oder welche noch andere, nicht erwähnte finden Sie zutreffend? Und gibt es Ihrer Meinung nach etwas, das eine KI niemals nachzubilden imstande sein wird? Diskutieren Sie im Forum! (Daniela Herger, 5.6.2023)