Die Messstation auf dem Vulkan Mauna Loa hält einen neuen Maximalwert fest.
AP/Susan Cobb/CIRES & NOAA

Die Keeling-Kurve hat Tradition: Sie bezeichnet die Messreihe zur CO2-Konzentration in der Atmosphäre und wurde 1958 vom US-amerikanischen Forscher Charles Keeling gestartet. Seitdem wird dieser Wert nahezu kontinuierlich von der Messstation auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii beobachtet. Nun erreichte die Fieberkurve der Klimakrise ein neues Maximum. Das kalifornische Forschungszentrum Scripps Institution of Oceanography, das die Station betreibt, meldete für den 29. Mai 2023 einen Tageswert von 424,61 Parts per Million (ppm), also Teilchen pro Millionen Teilchen.

Ein so hoher Wert wurde nie zuvor gemessen. Er dokumentiert die höchste CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit Millionen von Jahren. Daten aus Eisbohrkernen in der Antarktis zeigten, dass in den vergangenen 800.000 Jahren nie Werte über 300 ppm erreicht wurden, auch nicht während der Eem-Warmzeit, als der Meeresspiegel in Grönland zwei Meter höher als jetzt lag und die Temperatur um fünf Grad höher war. Mehr als 400 ppm liegen in der Klimageschichte Fachleuten zufolge etwa zehn Millionen Jahre zurück. Als die Untersuchungen Ende der 50er-Jahre auf Mauna Loa begannen, lag der CO2-Wert noch bei 317 ppm.

Globaler Temperaturrekord erwartet

Der Vulkanausbruch des Mauna Loa im vergangenen November hatte auch die Messreihe der Forschungseinrichtung auf dem Berg für einige Monate unterbrochen. Bis März kamen die Daten von einer Ersatzmessstation, die Fachleute und die US-amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA beim Observatorium am Mauna Kea installiert hatten. Zuvor kam es 1984 zu einem Vulkanausbruch. Diese können die Messungen beeinflussen, aber auch herausgerechnet werden. Keeling hatte sich für diesen Messort entschieden, da er hoch liegt und sich fernab von kontinuierlichen Störquellen wie Verkehr, Industrieproduktion und Vegetation befindet. Auch an vielen anderen Orten der Erde wird seither der CO2-Gehalt der Luft gemessen, seit 1999 etwa auch am österreichischen Sonnblick-Observatorium.

Charles David Keeling gilt mit seinen messtechnischen Belegen als Entdecker des von Menschen verursachten Treibhauseffektes. Die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre sorgt dafür, dass sich die Erde zunehmend erhitzt und bis Ende des Jahrhunderts Teile des Planeten unbewohnbar werden. Eine weitere Marke, die an die Dringlichkeit von Klimamaßnahmen erinnert, könnte 2024 erreicht werden: Aufgrund des Klimaphänomens El Niño, das meist mit global höheren Temperaturen einhergeht, gehen Wissenschafterinnen und Wissenschafter davon aus, dass die durchschnittliche Erhitzung der Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erstmals 1,5 Grad erreichen könnte. Auf dieses Maximum wollte die Staatengemeinschaft die Erderwärmung nach der Weltklimakonferenz in Paris 2015 beschränken. (red, APA, 1.6.2023)