Foo Fighters
Dave Grohl von den Foo Fighters bei der Live-Präsentation des neuen Albums "But Here We Are".
Sony Musc

Das Lied "Under You" lässt an eine Anekdote denken. Nach der fand sich der große Dave Grohl einmal dem großen Bob Mould gegenüber, streckte dem die Hand zum Gruße entgegen und gestand: "I owe you." Ich stehe in deiner Schuld. "I know", ich weiß, antwortete Mould und schüttelte Grohls Hand.

Dave Grohl war in einem früheren Leben Schlagzeuger von Nirvana und wurde nach deren Ende Mitte der 1990er als Chef der von ihm gegründeten Foo Fighters zu einem der größten Rockstars des Planeten. Noch dazu zu einem, auf den sich fast alle verständigen können. Doch es war Bob Mould, der ein Jahrzehnt vor Grohl mit seiner Band Hüsker Dü den Weg für die Karriere von Bands wie Nirvana bereitet hatte. Der Song "Under You" verdeutlicht das einmal mehr.

Weitermachen oder nicht?

Es ist das zweite Stück auf dem neuen Foo-Fighters-Album und klingt wie eine klassische Mould-Komposition. Nebenbei verdeutlicht es, warum Grohl aus Respekt und quasi historischer Schuld Mould später einlud, mit seinem Trio die Vorband bei vielen Konzerten der Foo Fighters zu geben. Natürlich hat der das Angebot angenommen, die beiden sind Haberer.

Das neue Album der Foo Fighters ist das elfte Studioalbum, es heißt "But Here We Are" und steht für eine Zäsur für die US-Band. Schon der Titel verdeutlicht das, denn es war im Vorjahr nicht klar, ob die Band weiter bestehen würde – zumindest wurde das mehrfach angedeutet.

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Im März 2022 starb nämlich der Drummer der Foo Fighters. Taylor Hawkins wurde während einer Tour in Südamerika mit einem todbringenden Medikamentencocktail im Blut in seinem Hotelzimmer gefunden. Daraufhin zog sich die Band zurück, mittlerweile wurde mit Josh Freese ein Ersatz gefunden. Im Sommer starb dann Grohls Mutter – beide Ereignisse finden ihren Niederschlag in dem nach Überleben und Weitermachen klingenden Albumtitel.

Gleichzeitig verkneifen es sich die Foo Fighters, Selbstzerfleischung zu betreiben. Vielmehr machen sich diese Schicksalsschläge in einem immer wieder auftauchenden melancholischen Tonfall bemerkbar, der Liedern wie "Hearing Voices" nicht schlecht ansteht und dem Abwechslungsreichtum des Albums zuarbeitet. Und natürlich erscheinen viele Textzeilen Grohls eingedenk der beiden Verluste in einem speziellen Schlaglicht, was im Falle von "The Glass" ein Stadionrock-taugliches Stück zeitigt, wie es die Foo Fighters zuhauf im Repertoire haben.

"Nothing at All" erinnert mit seinen Breaks entfernt an die ins Grobe kippenden Ausbrüche des Grunge, bleibt aber vergleichsweise handzahm, gibt der Melodie den Vorrang vor der Explosion. Etwas zäh klingt "Beyond Me", so etwas wie die klassische Hardrock-Ballade, die mit Klavier und ruhigen Tönen anhebt, aber dann in Richtung Feuerzeug-Animations-Ole-Ole abbiegt. Das verströmt ein wenig zu sehr Bon Jovi, erinnert zu sehr an Machwerke wie "November Rain" von Guns N' Roses. Bob Mould ist diesbezüglich vollkommen unschuldig, so etwas ist ihm nie passiert.

Verarztet wird dieser Ausrutscher von "The Teacher". Einem Zehnminüter, der sich mehrmals neu erfindet, zart psychedelisch wirkt und wieder in der Melancholie gewirkt ist. Am Ende steht das Stück "Rest", das sich unschwer als Abschiedslied deuten lässt – es beginnt mit einer Art von intimen Gedenken, bevor es mit einem Riff aus seiner Tristesse geholt wird und sich zu einem finalen Statement aufbaut. Zwar ebenfalls etwas grenzgängerisch, anders als bei "Beyond Me" kriegen die Foo Fighters damit aber die Kurve. (Karl Fluch, 2.6.2023)