Manche Pressetermine, die lange angesetzt sind und harmlos klingen, bekommen im letzten Moment aktuelle Brisanz. So auch die Führung über die Signa-Baustelle an der Kreuzung von Mariahilfer Straße und Karl-Schweighofer-Gasse am Donnerstag. Das Unternehmen von René Benko errichtet dort, wo sich einst das Flaggschiff der Möbelkette Leiner/Kika befand, ein Kaufhaus nach Vorbild des Berliner KaDeWe.

Nur wenige Stunden zuvor war allerdings via STANDARD bekannt geworden, das die Signa-Gruppe Immobilien von Kika/Leiner an Supernova verkauft. Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Signa-Holding, versicherte bei dem Rundgang, dass die Immobilie in der Mariahilfer Straße nicht von der Veräußerung betroffen sei. "Es gibt keine Diskussion darüber, dass dieses Haus verkauft wird", betonte er.

Um eine Insolvenz von Kika/Leiner zu vermeiden, hatte der südafrikanische Steinhoff-Konzern die österreichische Möbelkette im Juni 2018 um 430 Millionen Euro an die Signa-Gruppe veräußert. Im Rahmen des damaligen Sanierungskurses von Kika/Leiner wurde die Filialzahl in Österreich reduziert und das Osteuropageschäft sowie einige nicht strategische Immobilien in Österreich verkauft. Kika und Leiner erhielten von Signa einen "zweistelligen Euro-Millionenbetrag" für die Modernisierung der Filialen. Das Immobilien-"Filetstück" von Kika/Leiner in der Mariahilfer Straße hatte sich Signa bereits Ende 2017 um 60 Millionen Euro gesichert.

Eröffnung 2025 geplant

Die Arbeiten an dem neuen Kaufhaus haben vor rund zwei Jahren begonnen. Ab Mai 2021 wurde die alte Leiner-Filiale abgerissen, übrig blieb lediglich die historische Fassade. Wenige Monate später startete der Bau des neuen Gebäudes. Mittlerweile ist der Rohbau fast fertig, Ende Juni soll die Dachgleiche erreicht werden, hieß es am Donnerstag.

Getauft wird das Kaufhaus Lamarr – in Erinnerung an die aus Wien stammende Hollywooddiva und Erfinderin Hedy Lamarr. Sie soll im gesamten Haus an verschiedenen Stellen gewürdigt werden, nicht zuletzt in einem Museumscafé im fünften Stock, das gestalterisch an der Loos-Bar orientiert sein soll. Zum Gesamtprojekt gehört auch ein Hotel der Hyatt-Gruppe unter der Marke Hyatt Thompson, auf dessen Dach ein öffentlich zugänglicher Dachpark geplant ist. Die Eröffnung ist für 2025 angesetzt. (APA, red, 1.6.2023)

Zwar erscheint das 7.500 Quadratmeter messende Grundstück groß - für eine Baustelle ist es dort dennoch beengt. Aufgrund fehlenden Platzes werde nur das nötigste Material vor Ort gelagert, hieß von Signa. Produziert und angeliefert werde immer nur jene Menge, die rasch verarbeitet werden könne.
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Die Baustelle in Zahlen: 250 Arbeiterinnen und Arbeiter sind zugegen, 26.000 Kubikmeter Beton, 3.750 Tonnen Stahl und 120.000 Schaltafeln wurden eingesetzt. Am 29. Juni steht ein wichtiger Meilenstein an: Die Dachgleiche wird gefeiert. Davor muss noch der Rohbau fertiggestellt werden.
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In folgenden Monaten wird die Gebäudehülle errichtet und der Bau abgedichtet. Parallel zu den Arbeiten am Rohbau wurde bereits begonnen, die technische Infrastruktur einzubauen. Die Haustechnikanlagen werden in den vier Untergeschoßen untergebracht.
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2024 steht dann der Innenausbau an. In Spitzenzeiten werden mehr als 500 Trockenbauer, Bodenleger, Elektriker und viele andere Professionisten auf der Baustelle zugegen sein.
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Drauf folgt die Einrichtung: Für das Warenhaus und das zugehörige Hotel müssen mehrere Tausend Möbelstücke geliefert, zusammengebaut und aufgestellt werden.
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In eineinhalb Jahren folgt laut Signa die "grüne Zugabe". Dann wird der öffentlich zugängliche, rund 1.000 Quadratmeter große Dachpark am Hotel bepflanzt.
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Im Frühjahr 2025, also in knapp zwei Jahren, soll das Lamarr eröffnet werden. Insgesamt wird das neue Kaufhaus 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche haben, verteilt auf acht Etagen. Zusätzlich zum fixen Angebot aus den Bereichen, Mode, Accessoires, Wohnen und Kulinarik verspricht Signa eine "hohe Anzahl" an Pop-up-Stores, Veranstaltungen und Ausstellungen.
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Das Hotel, ein Hyatt Thompson, wird über 148 Zimmer verfügen. In der Lobby sind ein Café und ein Co-Working-Bereich geplant, insgesamt sind 300 Sitzplätze vorgesehen. Im obersten Stockwerk wird ein Restaurant mit offenem Grill, Show-Küche und Ausblick über die Innenstadt eröffnen.
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