Amazon ist mit einer Millionenstrafe wegen Datenschutzverletzungen konfrontiert.
Ehemalige Mitarbeiter sollen Ring-Kameras zur Überwachung von Kundinnen und Kunden genutzt haben.
AP / Jessica Hill

Amazon ist in den USA mit einer Millionenstrafe für Datenschutzverletzungen konfrontiert. Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC wirft dem IT-Konzern vor, dass ehemalige Mitarbeiter die smarten Türklingeln von Ring zur Überwachung von Kundinnen und Kunden genutzt haben sollen. Außerdem habe es das Unternehmen versäumt, Hacker an der Übernahme von Geräten zu hindern.

Geht es nach der FTC, soll Amazon deshalb eine Strafe von 5,8 Millionen Dollar zahlen. Außerdem soll dem Konzern verboten werden, "vom unrechtmäßigen Zugriff auf Verbrauchervideos zu profitieren", heißt es in einer Aussendung der Behörde. Bisher handelt es sich bei der Anordnung von um einen Vorschlag. Sollte dieser von einem Bundesgericht genehmigt werden, ist Ring gezwungen, "Daten, Modelle und Algorithmen zu löschen, die aus unrechtmäßig geprüften Videos stammen". Außerdem, so die FTC, müsse das Unternehmen neue Sicherheitsvorkehrungen für die menschliche Überprüfung von Videos einführen.

Zugang für alle

"Die Missachtung der Privatsphäre und der Sicherheit durch Ring hat dazu geführt, dass die Verbraucher ausspioniert und belästigt wurden", kommentiert Samuel Levine, Direktor des FTC-Büros für Verbraucherschutz die Anordnung. Diese mache deutlich, "dass es sich nicht lohnt, den Profit über die Privatsphäre zu stellen".

Laut der Beschwerde habe Ring vor September 2017 den Zugang zu Videodaten von Kundinnen und Kunden nicht auf jene Mitarbeitenden beschränkt, die diesen wirklich benötigen. "Im Gegenteil, Ring hat jedem Mitarbeiter – sowie Hunderten von in der Ukraine ansässigen Drittanbietern – vollen Zugang zu jedem Kundenvideo gewährt“, schreibt die FTC. Amazon hat den Hersteller für Smart-Home-Geräte Ring im Frühjahr 2018 aufgekauft. Dieser ist vor allem für seine mit Kameras ausgestatteten Türklingeln, aber auch Überwachungskameras bekannt.

Daten nicht gelöscht

Dabei handelt es sich allerdings nicht um die einzige Beschwerde, mit der Amazon konfrontiert ist. Wie "Bleeping Computer" berichtet, beschuldigen die FTC und das US-Justizministerium das Unternehmen in einem weiteren Fall, die Daten von Kindern nicht ausreichend geschützt zu haben. Konkret seien Sprachaufzeichnungen und Standortdaten des Sprachassistenten Alexa auch auf Wunsch der Eltern nicht gelöscht worden.

Laut einer vorgeschlagenen Anordnung soll Amazon deshalb 25 Millionen Euro Strafe zahlen und entsprechende Daten auf Anordnung der Eltern löschen. Darüber hinaus, so die Berichterstatter, würde die Anordnung Amazon verbieten, Kinderdaten für das Training von Algorithmen zu verwenden. "Amazon hat es außerdem über einen längeren Zeitraum versäumt, der Aufforderung der Eltern nachzukommen, die Sprachaufnahmen ihrer Kinder zu löschen, indem es die Abschriften dieser Aufnahmen weiterhin aufbewahrte und nicht offenlegte, dass es dies tat“, kann man in der Beschwerde lesen. "Schließlich hat Amazon es versäumt, die Sprach- und Geolokalisierungsdaten der Nutzer auf Anfrage zu löschen, und diese Daten stattdessen für die eigene potenzielle Nutzung aufbewahrt." (red, 1.6.2023)

Update, 5.6.2023: Inzwischen hat sich Amazon zu dem Thema geäußert. Das Statement im Wortlaut:

Wir bei Amazon nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren Kund:innen und deren Familien sehr ernst. Unsere Geräte und Services sind darauf ausgelegt, die Privatsphäre unserer Kund:innen zu schützen und ihnen die volle Kontrolle über ihre Aktivitäten zu geben. Auch wenn wir die Behauptungen der FTC in Bezug auf Alexa und Ring nicht teilen und einen Verstoß gegen das Gesetz abstreiten, haben wir mit diesen Vergleichen die Angelegenheiten abgeschlossen.

Wir haben Alexa mit strengen Datenschutzbestimmungen und Kundenkontrollen ausgestattet, Amazon Kids so entwickelt, dass es COPPA-konform ist, und mit der FTC zusammengearbeitet, bevor wir Amazon Kids auf Alexa ausgeweitet haben. Als Teil der Einigung haben wir zugestimmt, eine kleine Anpassung an unseren bereits strengen Richtlinien vorzunehmen und werden Kinderprofile entfernen, die seit mehr als 18 Monaten inaktiv sind - es sei denn, ein Elternteil oder Erziehungsberechtigter entscheidet sich dafür, sie zu behalten.

Ring hat sich bereits vor Jahren, lange bevor die FTC mit ihrer Untersuchung begann, mit den betreffenden Fragestellungen befasst. Unser Fokus war und ist es, Produkte und Services bereitzustellen, die unsere Kund:innen begeistern, und gleichzeitig unsere Verpflichtung zum Schutz ihrer Privatsphäre und Sicherheit einzuhalten."