Jetzt ist erst einmal Schluss. Der Gefahr, dass das Podium im Mediencenter des Allianz-Stadions zu kurz wird, will man sich bei Rapid dann doch nicht aussetzen. Am Donnerstagvormittag wurde im Beisein von Präsidenten Alexander Wrabetz der dritte Geschäftsführer präsentiert, er heißt Marcus Knipping, kommt aus Deutschland, ist 58 Jahre alt, hat eine halbe Ewigkeit für Borussia Dortmund gearbeitet. Durchgehend im Finanzbereich und in diversen Tochtergesellschaften. Er kümmert sich fortan um die wirtschaftlichen Belange in Hütteldorf. Steffen Hofmann und Markus Katzer sind die restlichen zwei Drittel der leicht aufgeblähten Geschäftsführung, sie gehen von "einer tollen Zusammenarbeit" aus.

Knipping wurde mithilfe von Headhuntern ausgewählt, für Wrabetz war wichtig, "dass er nicht aus der Rapid-Familie kommt". Grün-weiße Brillen tragen bekanntlich Hofmann und Katzer. Knipping gab sich zurückhaltend, er wolle sich erst ein Bild machen, über Zahlen werde er sicher nicht sprechen. Ob Rapid eine Art Borussia Dortmund für Arme sei? "Es gib durchaus Parallelen." Die Fans seien jedenfalls bei beiden Vereinen "unglaublich". Wrabetz sagte: "Bei uns kann er beim Budget halt immer zwei Nullen weglassen. Er ist ein Fachmann, hat Ahnung, Wissen und Erfahrung. Er kennt auch das Wesen eines Mitgliedervereins."

Außenminister

Knipping blieb also vage. "Ich sehe mich als Innenminister." Die Außenminister sind Hofmann und Katzer, Erstgenannter ist der Sprecher, trägt die Gesamtverantwortung für die strategische und sportliche Ausrichtung. Katzer ist als Geschäftsführer Sport für die Profis inklusive Kaderplanung und Scouting zuständig. Hofmann hat ihm die Zweiermannschaft überlassen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus der zweiten Liga absteigt und ihr Glück fortan in der Ostliga versuchen muss. Leihgeschäfte mit Zweitligisten sind zumindest angedacht, damit das Niveau ein höheres bleibt. Katzer versicherte, "dass es keine Diskussion um Trainer Zoran Barišić gibt".

Der Innenminister sieht sich als "Zahlenmensch". Doch es werde "sicher die ein oder anderer Situation geben, wo man kalkuliertes Risiko eingehen muss". Abgesehen davon hat er drei schulpflichtige Kinder, die Familie übersiedelt mit nach Wien. Mit der Sprache hat er noch gewisse Schwierigkeiten, Hofmann, ebenfalls ein Deutscher, hat ihm das Wort "leiwand" im Schnellverfahren beigebracht. "Ich freue mich auf eine leiwande Zeit", sagte Knipping unfallfrei. Sein Leitsatz lautet: "Nur den sprechenden Menschen wird geholfen." Er betonte die Bedeutung der Kampfmannschaft. "Ihre Erfolge sind entscheidend." Man werde sie im Rahmen der Möglichkeit finanziell stärken.

Bei Rapid klaffen bekanntlich Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander, der letzter Titel war die Meisterschaft 2008. Knippings Landsmann Helmut Schulte war vor zehn Jahren Sportdirektor der Grün-Weißen. Er zog einst folgendes Fazit: "Sie haben einen Anspruch wie Bayern, eine Tradition wie Schalke und einen Etat wie St. Pauli." Knipping kann darüber schmunzeln. Er findet es auch ganz witzig, dass Peter Stöger gesagt hat, sich an ihn nicht erinnern zu können. Stöger war ja ab Dezember 2017 sieben Monate lang Trainer von Dortmund. "Ich kann mich schon an ein, zwei Gespräche mit ihm erinnern. Vor allem bei der Vertragsunterzeichnung." Knipping hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben. "Aus meiner Sicht soll meine Reise bei Rapid nach drei Jahren nicht zu Ende sein. Das Potenzial ist enorm."

Wrabetz stellte klar, dass nicht daran gedacht sei, Rapid-Anteile zu verkaufen. "Einen Anteilsverkauf an reine Investoren schließen wir aus. Auf mittlere Frist schließen wir nicht aus, dass wir uns Partnermodelle anschauen. Aber derzeit sind wir nicht einmal für die Diskussion darüber aufgestellt. Wir wollen ein Mitgliederverein bleiben und würden irgendwelche Partnerschaftsmodelle nur machen, wenn wir die Mitglieder mitnehmen können."

Anspruch

Knipping ist übrigens Dortmund-Mitglied. Am Samstag gilt es für Rapid, in der letzten Runde der Liga bei Austria Klagenfurt zu bestehen und als Vierter abzuschließen. Dieser niedrige Anspruch sollte doch Wirklichkeit werden. Knipping hat als neuer Innenminister allerdings keinen Einfluss auf das Ergebnis. (Christian Hackl, 1.6.2023)