Im Jahr 2018 hat René Benkos Signa die Möbelhauskette Kika/Leiner gekauft, nun ist er sie wieder los.
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Knapp fünf Jahre hat es gedauert – und nun ist es wieder vorbei: Die Signa-Gruppe rund um Immobilieninvestor René Benko verkauft die Möbelhauskette Kika/Leiner, die sie erst im Sommer 2018 erworben hat. Und sie verkauft sie mit Butz und Stingel, könnte man sagen: Die Immobilien – rund 40 Geschäfte und zehn Lager, dazu kommen noch diverse Superädifikate – landen bei der Supernova Invest von Frank Albert, einem Immobilienunternehmer, der sich vor allem auf die Entwicklung von Einkaufszentren, Fach- und Baumärkten spezialisiert hat. Für die Immobilien, die die Supernova Invest der Signa abgekauft hat, hat sie knapp unter 400 Millionen Euro springen lassen, wie DER STANDARD aus wohlinformierten Kreisen erfahren hat.

Kika/Leiner: Signa verkauft Immobilien und operatives Geschäft
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Kaufhauskette um einen Euro

Doch nicht nur die Kika/Leiner-Immobilien haben den Eigentümer gewechselt, sondern Signa hat sich in einer zweiten Transaktion gleich auch vom operativen Geschäft getrennt, also vom Möbelhandel mit dem Werbeslogan: "Der Leiner ist meiner". Den hat Hermann Wieser übernommen, ein Steirer, der das Geschäft von der Pike auf gelernt hat. Er war nach einer Einzelhandelslehre bei Möbel Lutz, wechselte zu Kika/Leiner und machte sich schließlich selbstständig. Der Einstieg in die von groben finanziellen Turbulenzen geplagten Möbelhäuser soll ihn einen symbolischen Euro gekostet haben – was er nun damit anfangen will, dazu gibt es verschiedene Theorien.

Die Möbelhäuser haben sich auch nach der Pandemie nicht erholt, rund zehn Millionen Euro pro Monat musste Signa in letzter Zeit zuschießen, um das Geschäft am Leben zu erhalten, heißt es in Unternehmenskreisen. In der Pandemie hatte es kräftige Zuschüsse vom Staat gegeben, zudem hatte die Leiner/Kika Möbelhandels GmbH die Möglichkeit genutzt, sich die Umsatzsteuer stunden zu lassen. Laut Bilanz von Juni 2022 belaufen sich die Verbindlichkeiten bei der Finanz auf rund 60 Millionen Euro. Auch die gilt es abzustottern.

Als Signa den Möbelhändler im Juni 2018 erworben hat, stand die Gruppe im Eigentum der von einem Bilanzskandal geschüttelten südafrikanischen Steinhoff-Gruppe und an der Kippe zur Insolvenz. Benkos Signa sprang rettend ein, wie es so schön hieß, und übernahm, angeblich um rund 430 Millionen Euro. Das Osteuropageschäft wurde gleich abgestoßen, dem Vernehmen nach um 200 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach, weil Diskretion bei solchen Transaktionen großgeschrieben wird, erst recht gilt das für die Signa-Gruppe, die mit veröffentlichten Zahlen eher geizt.

Kika: Ein Geschäft für Signa?

In den Jahren nach dem Einstieg lief der Möbelverkauf schlecht, dafür versilberte Signa immer wieder einzelne Immobilien; etwa in Wien, St. Pölten oder Linz. Die Presse mutmaßte am Donnerstag, auch das habe knapp 200 Millionen Euro in die Kassen gespült, für Benko habe sich der Kika/Leiner-Deal also bezahlt gemacht. Von Signa selbst war in einer knappen Aussendung zum Verkauf nur zu erfahren, die Übernahme des Unternehmens sei "trotz schwierigen Marktumfeldes ein sehr gutes Investment" und die jetzige Trennung eine "strategische Entscheidung" gewesen.

Für Frank Albert und seine Supernova mag die Übernahme mit einer Prise Genugtuung versehen sein, denn: Albert war schon 2018 im Rennen, das damals aber eben Benkos Signa gemacht hat. Er zog sich zurück, in der Überzeugung, dass Benkos Konzept nicht aufgehen und sein, Alberts, Tag schon noch kommen werde. Tatsächlich war das am Dienstag bzw. Mittwoch der Fall, da wurden die Verträge beim Notar unter Dach und Fach gebracht. Die Verhandlungen davor dürften recht knackig gelaufen sein, rund zwei Monate sollen sie gedauert haben. Wobei Benko mit den gebotenen knapp 400 Millionen Euro ursprünglich nicht glücklich gewesen sein soll. Doch bei der Due Diligence sollen überraschend "Steuerthemen" im Volumen von um die 100 Millionen Euro gefunden worden sein. Die sind nun mit dem Kaufpreis wirtschaftlich abgedeckt.

Zwei Verträge, zwei Deals

Der Deal wurde gleichsam in zwei Pakete geschnürt: ein Vertrag zwischen Verkäuferin Signa Prime und zwei anderen Signa-Gesellschaften, unter deren Dach die Immobilien liegen und Alberts Supernova für den Immodeal. Und ein nur ein paar Seiten umfassender Vertrag zwischen der Signa Retail und Wiesners Unternehmen für den Möbelhausdeal, in dessen Rahmen die Kika/Leiner Möbel GmbH den Eigentümer wechselt.

Beide Verträge hängen indirekt zusammen: Supernova, der nun eben die Immobilien gehören, vermietet die Möbelhäuser an Wieser, der sich nun mit zwei Kollegen an die Sanierung der Häuser bzw. ihre sonstige Verwertung machen wird. Als Erstes stehen da Gespräche mit der bisherigen Geschäftsführung auf dem Programm, die sich nun zurückziehen wird, und dann mit Betriebsrat, Lieferanten und Partnern des Unternehmers, ließ Kika/Leiner am Donnerstag wissen.

Lamarr-Haus bleibt bei Signa

Die Konstruktion, die da gewählt wurde, ist nicht neu: Sie ist eine Kopie der Übernahme der insolventen Baumax-Gruppe durch Supernova 2015. Auch damals kaufte Alberts Unternehmen die Liegenschaften, die Märkte werden seither von Einmieter Obi betrieben.

Von einer sehr bekannten Immobilie aus dem Kika/Leiner-Portfolio trennen sich Benko bzw. Signa und ihre thailändischen Partner freilich nicht. Das nach Schauspielerin und Erfinderin Hedy Lamarr benannte Luxuskaufhaus samt Hotel in der Wiener Mariahilfer Straße, derzeit noch eine Baustelle, das verbleibt im Signa-Reich, auf das zuletzt doch einige Schatten gefallen sind. (Renate Graber, 1.6.2023)