Aus einer Werbegeschenk-Plastikflasche trinken, während man auf einem Rad um mehrere Tausend Euro sitzt. Diese Kombination wollte Lukas Angst nicht länger akzeptieren: "Fast alle Sportler kennen es, wenn das Wasser nach Plastik schmeckt. Das liegt an den Weichmachern in der Flasche und ist weder appetitlich noch gesund." Deswegen hat er mit Keego eine Flasche aus Titan entwickelt, die sich zusammendrücken lässt wie eine aus Plastik.

Ein elastischer Kern sowie ein mehrschichtiger Aufbau ermöglichen diese Quetschbarkeit. Konkret ist die Flasche ein Hybrid. Die innere Schicht besteht aus Titan, wodurch Wasser nicht mit Plastik in Berührung kommt, die Lagen darüber sind aus Kunststoff, deswegen lässt sich das Gebinde zusammendrücken.

Keego, Trinkflasche
Am weitesten verbreitet ist Keego aktuell in der Radbranche. Insgesamt verkauft das junge Unternehmen rund 40.000 Flaschen im Jahr.
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Interesse am Produkt ist da, rund 40.000 Flaschen hat Keego im Vorjahr abgesetzt. Weil vor allem Radfahrer nur eine Hand zum Trinken frei haben, ist Keego bisher auch genau dort am stärksten vertreten. Im Jahr 2018 hat der gebürtige Schweizer Angst das Start-up in Wien gegründet. Er blickt auf fünf sehr turbulente Jahre zurück.

Schwieriger Anfang

Schnell musste er lernen, wie mühsam es ist, ein physisches Produkt zu entwickeln. Noch dazu eines, das es an sich schon ewig gibt, er aber in gewisser Weise neu erfindet. Über eine Crowdfunding-Kampagne wurden die ersten Schritte finanziert. Die Produktentwicklung dauerte länger als erwartet, die eigens für die Flasche gebaute Maschine lief zu spät an, Verhandlungen mit Lieferanten waren schwierig, der Preis für die Flasche musste zwangsweise verdoppelt werden.

Angst hielt dennoch an seiner Idee fest und ab dem Sommer 2019 ging es bergauf. Keego bekam auf großen Rad-Messen im deutschsprachigen Raum viel Aufmerksamkeit, gewann Awards und auch die Großhändler zeigten immer mehr Interesse. "Es war ein wirkliches Hoch, dann kam Corona und der Lockdown und es war wieder alles über den Haufen geworfen", erinnert sich Angst. Viele Deals, die bereits halb durch waren, seien geplatzt.

Keego, Trinkflasche
Aktuell befindet sich das Unternehmen auf der Suche nach Investoren, Stress hat Angst laut eigenen Angaben aber keinen.
Florian Rogner

Deswegen hat sich Angst verstärkt auf den eigenen Webshop konzentriert. Und "notgedrungen" den Preis der Flasche von 59 auf 39 Euro gesenkt. "Mit diesem Schritt haben wir die Tür zum Handel zugemacht. Großhändler brauchen andere Spannen, aber es war der richtige Schritt", meint der 41-Jährige. Im Zuge der Pandemie musste Keego den Produktionsstandort wechseln, mittlerweile werden die Flaschen in Dänemark und Deutschland hergestellt.

Fast nach China abgewandert

Mit 59 Euro pro Flasche – vor der Pandemie – war Keego kein Schnäppchen. Das wusste auch Angst: "Wir wollten Herstellungskosten senken, die Produktion nach China auslagern. Flüge waren gebucht, Termine vor Ort ausgemacht. Wegen Corona wurde alles abgesagt." Heute sei Angst "heilfroh", dass es so gekommen ist. China sei sowohl wegen der Lieferketten aber auch der Vermarktung für das fünfköpfige Team kein Thema mehr.

Bekannterweise löste die Pandemie einen Sport- und Radboom aus, der sich auch auf Keego positiv auswirkte. Verkaufszahlen stiegen und auch das Interesse "der Großen" kam zurück. Mittlerweile stehen Verträge mit Großhändlern in Deutschland und Österreich wieder.

Keego, Trinkflasche, trinken
Außen aus Kunststoff, innen aus Titan.
© Daniel Willinger Photographie

Austria Wien, VCM und Red Bull

Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit dem Vienna City Marathon, Austria Wien und auch für Red Bull hat Keego für ein Event eine Edition produziert. "Eine Kooperation mit Red Bull ist gut für die Sichtbarkeit. Man muss aber aufpassen, dass die eigene Marke im Fokus bleibt", sagt Angst. Das finanzielle Zugpferd sei aber die Radbranche. Beim Marketing spiele Mundpropaganda ein viel wichtigere Rolle als Kooperationen. Der Umsatz liegt im hohen sechsstelligen Bereich und hat sich bisher jährlich verdoppelt. Den Preis hält Keego trotz Inflation stabil. Man teile sich die gestiegenen Kosten mit den Lieferanten.

Mit 86 Gramm ist die Keego-Flasche deutlich leichter als andere Metallflaschen, dafür fehlt ihr die isolierende Fähigkeit, dass Getränke kalt oder warm bleiben. Keego so weiterzuentwickeln, sei das Ziel, sagt Angst. Er wisse, wie das geht, es brauche dafür aber Zeit und Geld, und man sei auf Investorensuche. Aktuell hat das Unternehmen keine Geldgeber im Hintergrund und bisher auch keine Firmenanteile abgegeben.

Deal geplatzt

In der deutschen Start-up-Show "Die Höhle der Löwen" einigte man sich mit zwei Investoren an sich auf einen Deal, wegen Unstimmigkeiten bei den Details kam der Vertrag aber nicht zustande. "Ein bisschen mehr Sprit im Tank wäre toll, wir wollen aber weiter gesund wachsen. Seit einem Jahr sind wir Cashflow-positiv und müssen uns nicht in einem Jahr verfünffachen." (Andreas Danzer, 9.6.2023)