Wovon hängt es ab, welche Inhalte bei Instagram gezeigt werden? Es ist kompliziert.
Imago/Trutschel

Soziale Netzwerke genießen nicht unbedingt den Ruf, besonders transparent zu sein, wenn es um technische Hintergründe und die Funktionsweise der ihnen zugrundeliegenden Algorithmen geht. Instagram unternimmt nun einen weiteren Anlauf, um "Missverständnisse" dahingehend aus dem Weg zu räumen. Ein wenig Aufklärungsarbeit will dabei kein Geringerer als Instagram-Chef Adam Mosseri persönlich leisten: In einem ausführlichen Blogeintrag erklärt er, dass es nicht nur einen Algorithmus gibt und wovon das Aufscheinen von Beiträgen abhängt – und geht auch auf Vorwürfe des Shadowbannings ein.

Die Reels-Version von Mosseris Blogeintrag.

Einen Irrtum räumt Mosseri gleich zu Beginn aus: "Instagram verfügt nicht über einen einzigen Algorithmus, der überwacht, was Menschen auf der App sehen und was nicht." Stattdessen nutze man eine Vielzahl von Algorithmen und Prozessen, die jeweils spezifische Aufgaben zu erfüllen hätten. Hinter jedem Bestandteil der App, egal ob Feed, Stories oder Reels, stehe ein individueller Algorithmus, der über eine Reihe von Indikatoren die Relevanz der Inhalte für Nutzerinnen und Nutzer bestimme. Für Außenstehende macht es das eher komplizierter nachzuvollziehen, wie Instagram funktioniert. Mosseri führt das mit Beispielen aber weiter aus.

Erklären und verschleiern

Demnach wird die Reihenfolge der Beiträge im Haupt-Feed basierend auf den vorangegangenen Aktivitäten und den früheren Interaktionen des Nutzers mit dem Verfasser des jeweiligen Beitrags bestimmt. Um diesen Prozess gleichzeitig wieder zu verschleiern, erklärt Mosseri, dass zur Bestimmung "tausende" weitere Signale hinzukämen, "vom Zeitpunkt der Freigabe eines Beitrags bis zur Frage, wie oft du Videos likst".

Bei Stories würden auch der Verlauf und die "Nähe" berücksichtigt, also die Wahrscheinlichkeit, wie eng man freundschaftlich oder familiär mit den Personen verbunden ist, die den Content erstellt haben. Empfehlungen in "Entdecken" wiederum beruhen hauptsächlich auf Inhalten, wie sie Nutzerinnen und Nutzer in der Vergangenheit gemocht, gespeichert, kommentiert oder geteilt haben. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Empfehlungen von Konten stammen müssen, mit denen man zuvor noch nicht in Kontakt war.

Keine absichtlichen Beschränkungen

Gegen Ende des Blogbeitrags adressiert Mosseri auch noch Shadowbanning. Darunter versteht man das Phänomen, dass Konten oder Inhalte von Nutzerinnen und Nutzern ohne klare Erklärung oder Begründung in ihrer Reichweite eingeschränkt oder sogar versteckt werden. Man werde bei Instagram daran arbeiten, die Transparenz in diesem Zusammenhang zu erhöhen, heißt es verständnisvoll.

Besonders betont Mosseri die "Kontostatus"-Funktion der App, die Nutzer benachrichtigt, wenn einer ihrer Beiträge oder ihr gesamtes Konto für Empfehlungen als "nicht geeignet" eingestuft werden. Diese Funktion soll es den Nutzern auch ermöglichen, Einspruch gegen diese Entscheidung einzulegen.

Enttäuschung und Vorwürfe bleiben

Dass der Erklärungsversuch möglicherweise nicht bei allen Nutzerinnen und Nutzern gut angekommen sein dürfte, zeigt dessen Reels-Version auf Mosseris Insta-Account. In vielen der mittlerweile mehr als 2.000 Kommentare taucht Enttäuschung über Veränderungen in der App auf – oder der beharrliche Vorwurf, dass Nutzer wegen Shadowbannings nicht mehr ihre frühere Reichweite hätten. So wie es aussieht, besteht nach wie vor Bedarf für Aufklärungsarbeit seitens Instagram. Auch dürfte es noch dauern, bis "Nutzer und Kreative die Kontrolle über ihr Instagram-Erlebnis haben", wie Mosseri zum Schluss als Ziel für Instagram festlegt. (red, 2.6.2023)