Die beiden seit Jahren im Iran inhaftierten Österreicher Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb sind frei. Wie das Außenministerium am Freitag mitteilte, befinden sie sich bereits auf dem Weg nach Wien. Beide waren seit Jahren unter fadenscheinigen Bedingungen vom iranischen Regime inhaftiert worden.

Massud Mossaheb, österreichisch-iranischer Doppelstaatsbürger, bei seinem Hafturlaub im vergangenen August.
Privat

Mossaheb, der Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft, war Anfang 2019 bei einem Besuch in Teheran festgenommen worden. Er hatte sich im Kontext eines Projekts der niederösterreichischen Med Austron, die im Iran ein Zentrum für Ionentherapie errichtet hat, in der iranischen Hauptstadt befunden, ihm wurde dann Spionage vorgeworfen. Wegen einer schweren Erkrankung war ihm vor einigen Monaten ein Hafturlaub von zwei Wochen gewährt worden.

Mit ihm teils in der gleichen Gefängniszelle war auch der seit 2016 inhaftierte IT-Spezialist Kamran Ghaderi gesessen. Er war auf dem Flughafen in Teheran verhaftet worden. Nach zwei erzwungenen "Geständnissen" verurteilte ihn ein Gericht wegen angeblicher Spionage zu zehn Jahren Haft. Mehrfach war er im Protest gegen seine Behandlung auch in den Hungerstreik getreten.

Das Ministerium teilte mit, die Befreiung sei die Folge hartnäckiger diplomatischer Initiativen, die teils auch sehr diskret stattgefunden hätten. Auch Belgiens Außenministerium wird in der Mitteilung gedankt – dieses hatte in der Vorwoche nach langen Verhandlungen einem Gefangenenaustausch zugestimmt. Die Belgier hatten den Mitarbeiter der iranischen Botschaft in Wien Asadollah Assadi freigelassen, der 2021 in Belgien wegen eines versuchten Anschlags auf eine Versammlung von Exiliranern verurteilt worden war.

Im Gegenzug hat man offenbar die Freilassung mehrerer im Iran inhaftierter Ausländer erreicht. In einer Mitteilung des belgischen Außenministeriums heißt es ohne Umschweife, man habe "die Freilassung zweier Österreicher und eines Dänen erreicht". Der ebenfalls im Iran inhaftierte Belgier Olivier Vandecasteele war bereits vergangene Woche im Zuge des mutmaßlichen Deals freigekommen. Er ist ein im Februar 2022 wegen Spionagevorwürfen festgenommener Mitarbeiter einer Hilfsorganisation.

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Auch Kritik an Tausch

Oppositionelle im Ausland hatten den Handel schon in der Vorwoche kritisiert, als nicht bekannt war, dass auch die beiden Österreicher und der Däne betroffen waren. "Das Kapitulieren des belgischen Staates gegenüber den Erpressungsversuchen der Islamischen Republik Iran (IRI) macht ihre eklatantesten Menschenrechtsverletzungen straffrei", schrieben zwei in Österreich ansässige Exilgruppen damals in einer Aussendung.

Am 26. Mai war der Austausch Assadis gegen Vandecasteele erfolgt. In Teheran wurde der Diplomat nach Medienberichten mit viel Ehrerbietung empfangen. Bilder zeigten ihn mit einem Blumenstrauß in der Hand und einem um den Hals gehängten Blumenkranz. Außenminister Hossein Amir Abdollahian sprach zu diesem Anlass auf Twitter davon, dass "der unschuldige Diplomat unseres Landes, der unter Verletzung des Völkerrechts fünf Jahre lang von Deutschland und Belgien festgehalten worden war", nun frei sei.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) sprach von einem "bewegenden Tag für alle" und dankte der Botschaft in Teheran. Zudem bedankte er sich beim Oman, der in der Sache zuletzt Vermittlungstätigkeiten übernommen hatte. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) dankte in einem Tweet seinerseits Schallenberg, aber auch dem belgischen Premier Alexander de Croo. (mesc, 2.6.2023)