Mit den sieben Pflanztrögen, die inmitten der Meidlinger Asphaltwüste auf dem Gehsteig vor unserem Haus stehen, wird es nie fad. Der zartlila Flieder und all das andere Grünzeug darin wuchert heuer so wild, dass ein älterer Anrainer immer wieder verzückt vor unserem Haus steht – und das will wirklich etwas heißen, in unserem Grätzel sorgt selten etwas für Verzückung – und poetische Begriffe wie "hängende Gärten" in den Mund nimmt.

Städte müssen noch viel grüner werden - aber der Weg ist oft ein steiniger.
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Die anderen Reaktionen fallen deutlich weniger euphorisch aus: Als wir die Tröge aufgestellt und bepflanzt haben, musste ich zwei ältere Dame aufklären, die sich vor unserem Haus pflanzten und lautstark behaupteten, dass das ja gar nicht erlaubt sei – die Tröge sind hochoffiziell genehmigt –, und überhaupt, wo kämen wir denn da hin, wenn das alle machen? Ein Horror, man stelle sich eine Stadt voller duftendem Flieder vor!

Halb so wild

Welche Reaktionen gibt es noch? Hunde der Nachbarschaft finden die Tröge gut, weil sie hier gern kurz – oder lang – ihr Bein heben. Naja. Im Grünzeug landen auch regelmäßig Dosen (meist Energydrinks einer bestimmten Marke) und Zigaretten. Und dann gab es im Vorjahr einen gemeinen Anschlag: Irgendjemand hat in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den blühenden Flieder brutal abgerissen und mitgenommen.

Jüngst gab es wieder Aufregung: Jemand hatte gejätet und dabei sämtliches, gewollt wucherndes Grünzeug ausgerissen. Erst fiel unser Verdacht gemeinerweise auf eine Britin, die im Haus lebt, weil wir ihr kurzerhand ein Faible für englische Gärten andichteten. Sie war unschuldig und stand wenig später ähnlich betroppezt wie wir vor dem Haus: „Oh no!“

Später fanden wir heraus, dass eine andere Nachbarin es gut gemeint und das vermeintliche Unkraut ausgerissen hatte. Schade, aber halb so schlimm: Mittlerweile wurden neue Samen ausgesät. Möge das Unkraut in Meidling bald wieder wild wuchern! (Franziska Zoidl, 2.6.2023)