Sophie Thatcher als Sadie in "The Boogeyman".
20th Century Studios

Der Bi-Ba-Butzemann, eine "Kinderschreckfigur" (Wikipedia), hieß beim Märchensammler Jacob Grimm noch Botzemann. Das passte phonetisch besser zu dem Umstand, dass man seine Heimstatt auf dem "Boden" sah, gemeint war der Dachboden, ein Keller tut es aber auch oder jeder andere finstere Winkel.

Im Amerikanischen ist der Boogeyman oder Bogeyman noch deutlich präsenter, eine der radikalsten Deutungen stammt von Stephen King und wurde für die Fernsehserie The Outsider adaptiert. Der neue Horrorfilm The Boogeyman von Rob Savage beruht auch auf einer Vorlage von King, einer Kurzgeschichte aus dem Jahr 1973.

Begründete Angst

Gegenüber dem ursprünglichen Motiv, das Kinder durch die Drohung mit einem Butzemann zum Bravsein bringen sollte, ist der Akzent hier ein anderer: Sadie (Sophie Thatcher) und die kleine Sawyer trauern um ihre Mutter, die kürzlich gestorben ist. Der Vater trauert auch, aber auf seine Weise, für die beiden Mädchen ist er keine große Hilfe.

Im Horrorgenre entspricht diesem fehlenden Verständnis eine fundamentale Unterscheidung: Wo die einen Geister sehen oder eben eine Schreckfigur, wiegeln die anderen ab. Alles nur eine Einbildung, die Angst ist unbegründet. Aber die Angst ist natürlich immer begründet, sie wird allerdings nicht immer so ernst genommen wie von Rob Savage, der sich nicht lange mit ominösen Andeutungen aufhält.

20th Century Studios

Der Boogeyman ist bei ihm ganz real – ein Monster, das sich von Trauer ernährt. Quasi das reale Schreckgespenst neben der Roboterpuppe M3GAN, die neulich in einer ähnlichen Konstellation auftauchte. Vor allem die spannende Figur einer sehr ambivalenten Therapeutin bereichert in The Boogeyman das Krisenszenario zusätzlich.

Rob Savage inszeniert mit einem starken Akzent auf Geräusche und andere Sound-Ideen. Von einem Meilenstein des Horrorkinos (oder auch nur der Stephen-King-Verfilmungen) muss man nicht sprechen, aber ein bisschen mehr als nur Genre­-Dutzendware lässt sich in The Boogeyman schon finden. (Bert Rebhandl, 3.6.2023)