Das Leichtmetall Lithium gilt als einer der Schlüsselrohstoffe für Elektroautos, erneuerbare Energien oder die Strominfrastruktur. Dementsprechend schnell wächst die Nachfrage, zumal in der EU die Tage der Verbrennermotoren ab 2035 weitgehend gezählt sein dürften. Damit das Angebot Schritt halten kann, wurden weltweit zahlreiche Förderprojekte ins Leben gerufen, darunter eines einer australischen Gesellschaft European Lithium, die in Österreich ab 2025 auf der Koralpe Lithiumerz abbauen will.

Koralm Koralpe Lithium Kärnten
Ab 2025 soll in Kärnten Lithiumerz gewonnen werden, das wegen günstigerer Energiekosten in Saudi-Arabien weiterverarbeitet wird.
European Lithium

Dass der Rohstoff so kostbar werden würde, war 1992 kaum absehbar. Damals gingen die Abbaurechte auf der Koralm um gerade einmal sieben Cent, also damals um einen symbolischen Schilling, an die Kärntner Montanindustrie. Gut investiertes Geld, denn 2011 reichte sie die Rechte um zehn Millionen Euro an australische Investoren weiter, die schließlich bei der European Lithium AT Limited mit Sitz auf den Virgin Islands, einer Tochter von European Lithium, landeten.

Sprung in Bewertung

Der nächste Sprung in der Bewertung dieser Rechte dürfte mit einer Einführung an der US-Börse Nasdaq anstehen. Denn dazu wird European Lithium AT Limited mit einem leeren Börsenmantel fusioniert, wodurch eine Firma namens Critical Metals entstehen wird. Diese soll zum Start eine Marktkapitalisierung von 972 Millionen Dollar, also umgerechnet 907 Millionen Euro, haben, geht aus Börsenunterlagen hervor. European Lithium wird daran 80 Prozent halten, die Aktionäre der Unternehmenshülle die restlichen 20 Prozent.

Nach derzeitiger Planung soll 2025 mit der Erzgewinnung auf der Koralm begonnen werden. Ende 2026 oder Anfang 2027 soll das erste batteriefähige Lithium auf den Markt kommen, das allerdings nicht wie ursprünglich geplant in Kärnten weiterverarbeitet werden soll. Stattdessen wurde dazu eine Vereinbarung mit der saudi-arabischen Firma Obeikan abgeschlossen. Gegen die Verarbeitung des Erzes zu hochwertigem Lithium in Wolfsberg hätten vor allem die "ausufernden Energiekosten" gesprochen, erklärt Dietrich Wanke, Vorstandschef von European Lithium.

Die Gewinnung von reinem Lithium aus Erz ist ihm zufolge energieintensiv und benötige Gas. Die gestiegenen Gaspreise hätten "eine dreiviertel Milliarde Dollar Mehrkosten" bedeutet. "Da muss man knallhart sagen, dass Europa für diese Industrien zur Absicherung der Energiewende nicht wettbewerbsfähig ist", sagt Wanke. Aus der geplanten Investition von 350 Millionen Euro für den Bau der Lithiumanlage in Wolfsberg und den damit verbundenen 400 Arbeitsplätzen wird also nichts.

Energie zu teuer

Wanke betont, dass weder die für das Werk in Wolfsberg nötige UVP noch steuerliche Vorteile in Saudi-Arabien für die Neuausrichtung ausschlaggebend gewesen seien. Aber die US-Partner hätten gesagt: Finger weg von energieintensiven Industrien in Europa!

Die Mine soll 15 Jahre lang betrieben werden. Die zwölf Millionen Tonnen Gestein, die dabei abgebaut werden, sollen aus derzeitiger Sicht in Saudi-Arabien 129.000 Tonnen zu reinem Lithium verarbeitet werden. Der stark schwankende Lithiumpreis liegt derzeit bei etwa 30.000 Dollar, hatte Ende 2022 aber auch schon 80.000 Dollar erreicht. Wanke weist darauf hin, dass sich schon lange abzeichne, dass die Nachfrage weiter steigen wird.

Ob der Zeitplan für die Koralpe hält, ist angesichts ausstehender behördlicher Genehmigungen aber noch fraglich. Wobei Verzögerungen nicht neu sind: Als das Projekt 2011 an Australier ging, sollte 2013 mit dem Erzabbau begonnen werden.(Alexander Hahn, 3.6.2023)