Es ist ein prominenter Platz im sechsten Bezirk vor der Mariahilfer Kirche, dort, wo Mariahilfer Straße und Barnabitengasse aufeinandertreffen, der künftig den Namen einer großen Österreicherin tragen soll.

Download von www.picturedesk.com am 05.06.2023 (12:03). Die Wiener Historikerin Erika Weinzierl, im Rahmen eines Interviews mit der APA am 2. Juni 2005 in Wien. - 20050603_PD2365 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Die Historikerin Erika Weinzierl, hier bei einem Interview 2005.
GUENTER R. ARTINGER / APA / pict

Der bisher namenlose Platz wird künftig als Erika-Weinzierl-Platz das Leben und Wirken der Historikerin würdigen. Beschlossen wurde das schon im Vorjahr von der Bezirksvertretung, am Dienstag soll die feierliche Benennung im Beisein des Bezirksvorstehers Markus Rumelhart (SPÖ) und der Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, Veronica Kaup-Hasler, vonstattengehen.

Weinzierl wurde 1925 in Wien geboren und noch als Studentin im Widerstand aktiv. Sie war von 1964 bis 1992 Vorstand des Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte an der Universität Salzburg. 1969 erfolgte ihre Ernennung zur ordentlichen Professorin für österreichische Geschichte und Zeitgeschichte, zehn Jahre danach wechselte sie als Professorin an das Zeitgeschichte-Institut der Universität Wien. Ab 1977 leitete sie außerdem das von ihr mitbegründete Ludwig-Boltzmann-Institut in Salzburg. Sie lehrte bis 1995 in Wien, wo sie 2014 verstarb.

Weinzierl war für ihr Engagement gegen Antisemitismus international bekannt und geschätzt. Sie war auch Ehrenpräsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus. Als Historikerin wurde sie vielfach ausgezeichnet.

"Unbestechliche Grande Dame"

"Erika Weinzierls kritischer Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus war nicht der einer Nachgeborenen, sondern jener einer unbestechlichen und mutigen Zeitzeugin. Die unumstrittene Grande Dame der österreichischen Zeitgeschichte, unermüdliche Mahnerin und Kämpferin gegen Antisemitismus hatte sich noch als Studentin dem Widerstand angeschlossen", erinnert Kaup-Hasler in einer schriftlichen Stellungnahme an Weinzierl. "An couragierte Menschen dieser Stadt zu erinnern, an Vorbilder, die gegen Unrecht aufgestanden sind, die den Mund aufgemacht haben und ihr ganzes Leben dem Motto #NiemalsVergessen, dem Gedenken, Erinnern und Lernen gewidmet haben, ist von größter Bedeutung. Dass dieser so belebte Ort nun den Namen Erika-Weinzierl-Platz trägt, ist ein kraftvolles Zeichen gegen Xenophobie, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit", so die Kulturstadträtin.

"Erika Weinzierl setzte sich kritisch mit der jüngsten Geschichte unseres Landes auseinander. Sie trat zeit ihres Lebens gegen den Antisemitismus und Nationalismus auf. An ihren unermüdlichen Einsatz möchten wir an der prominenten Mariahilfer Örtlichkeit erinnern", erklärt Bezirksvorsteher Rumelhart.

Am Dienstag sollen auch Texte von Weinzierl von Andrea Pauli gelesen werden. Anschließend es gibt es Gesang der diesjährigen Protestsongcontest-Siegerin, der Ukrainerin Maryna alias KüR. (cms, 5.6.2023)