Verbund-Chef Michael Strugl
Ein "Körberlgeld" würden sich Unternehmen durch die Teuerung nicht verdienen, sagt Verbund-Chef Michael Strugl im Ö1-"Mittagsjournal" am Samstag.
APA/GEORG HOCHMUTH

Verbund-Chef Michael Strugl kündigt im Ö1-"Mittagsjournal" am Samstag eine Senkungen der Energiepreise für Juni an. Den Vorwurf der Bundesregierung, die Energiekonzerne würden die gesunkene Energiepreise nicht schnell genug weitergeben weist er zurück. Es gebe zwar eine Teuerung, ein "Körberlgeld" würden sich Unternehmen dadurch aber nicht verdienen.

Preissenkungen würden nun mal mit einer gewissen Verzögerung weitergegeben werden, denn "Unternehmen kaufen Strom im Voraus", so Strugl – eine Weitergabe der geänderten Preise würde naturgemäß zeitlich verzögert erfolgen, das liege in der Natur des sogenannten "Hedgings" – das Absichern von Einkäufen. Sowohl Neukunden- als auch Bestandskundenpreise würden mittlerweile aber sinken, Unternehmen würden bereits beginnen die Preise weiterzugeben. Der Vorwurf, man gebe Preissenkungen später weiter als Preiserhöhungen, gehe laut Strugl "ins Leere."

Energiepreise nicht mehr Inflations-Treiber

Den Ärger der Menschen könne Strugl allerdings nachvollziehen: "Ich verstehe, dass die Menschen unter diesen hohen Preisen leiden. Daher ist es wichtig, dass etwas dagegen getan wird." Die Anstrengungen der Regierung gegen die Teuerung müsse man laut Strugl anerkennen. Die Energiepreise seien allerdings mittlerweile nicht mehr der Treiber der Inflation: "Die Aussage, dass Energiepreise Treiber der Inflation sind, hatte für das Vorjahr Gültigkeit, nicht aber für dieses Jahr." Sich rein darauf zu beschränken, bei den Stromversorgern Gewinne abzuschöpfen, würde daher als Maßnahme gegen die Inflation nicht reichen. 

Auf das Droh-Szenario von staatlichen Eingriffen reagiert Strugl gelassen: "Wir sind eine Aktiengesellschaft, der Vorstand kann nicht auf Zuruf der Politik Unternehmensentscheidungen treffen." Unternehmen würden sich bereits bemühen, Kundinnen und Kunden möglichst entgegenzukommen. Mit dem Endkundengeschäft mache man aber derzeit Verluste, betont Strugl. 

Preissenkung und Sozialtarif aus Gewinnabschöpfung

Menschen zu unterstützen die hohe Strompreise zahlen sei weiterhin wichtig. Strugl plädiert für einen Sozialtarif: "Ich wäre sehr dafür, dass man aus der Gewinnabschöpfung einen Sozialtarif finanziert für die Gruppen, die wirklich sehr stark unter diesen Preisen leiden." Die nächste Preissenkung beim Verbund werde es "wahrscheinlich" noch im Juni geben. "Es wird ein Angebot von unter 20 Cent für Bestandskunden sein. Und wir werden auch die Neukundenpreise nochmal senken", kündigt Strugl an.

Das Thema Gewinnabschöpfung sieht der Verbund-Chef im Spannungsfeld mit der Energietransformation. Man stecke jeden Euro, der übrig bleibe in Investitionen. "Wenn mehr abgeschöpft wird, wird halt weniger investiert." Man müsse sich überlegen, wie man die Abschöpfung gestalte, denn "wenn wir die Energietransformation stemmen wollen, werden wir Milliarden für Investitionen brauchen", so Strugl. Für das "gewaltige Projekt" Energiewende brauche es außerdem eine starke politische Einigkeit: "Ich wünsche mir generell bei wichtigen Fragen der Versorgungssicherheit in Österreich einen breiten politischen Schulterschluss." (kir, 3.6.2023)