Eine Plakat bei einer Demonstration für die Freilassung von Julian Assange in Sydney
In Sydney demonstrieren Anhänger von Julian Assange für seine Freilassung.
IMAGO/AAP

Julian Assange kann es einem schon schwermachen – und viele seiner Anhänger auch. Sie präsentieren den Gründer der Plattform Wikileaks als makellosen Journalisten, der zu Unrecht belangt werde. So einfach ist es nicht: Die Verstrickung Assanges in die russische Sabotage des US-Wahlkampfes 2016 ist gut belegt. Auch jene Publikationen von geheimem US-Material, für die Washington ihn belangen will, hätten so pauschal nach kaum einem Pressekodex erfolgen dürfen. Dass sie Informanten und Oppositionelle in autoritären Staaten in Gefahr brachten, ist offenkundig.

Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass das, was ihm seither widerfahren ist, ganz klar moralische und rechtliche Grenzen sprengt. Sieben Jahre brachte Assange im Botschaftsexil zu, das den Bedingungen nach genauso gut hätte Haft sein können. Seit vier Jahren sitzt er in echter (Auslieferungs-)Haft, seinem schlechten Gesundheitszustand zum Trotz. Auch die einstigen schwedischen Ermittlungen wegen Vergewaltigung gegen ihn bezeichnen Uno-Ermittler als gezielte Verfolgung.

Wäre Assange das alles zuteilgeworden, hätten seine Enthüllungen andere Themen betroffen? Kaum. Australiens Premier Anthony Albanese hat recht, wenn er sagt, dass die bisher verbüßte Haft eine wahrscheinliche Strafe übersteigt und er sich daher – anders als konservative Vorgänger – für die Freilassung seines Staatsbürgers einsetzt. Dafür muss Assange kein Held sein, sondern schlicht ein Mensch mit Rechten. (Manuel Escher, 5.6.2023)

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