Gegen Siegfried Wolf wurde Anklage erhoben.
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Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat gegen Manager und Investor Siegfried Wolf, ehemaliger CEO von Magna International, und einen weiteren Unternehmer namens H. Anklage erhoben. Laut einer Pressemitteilung der WKStA werden rund um die Causa Eurofighter zwei Personen am Landesgericht für Strafsachen Graz angeklagt. Beiden wird das "Verbrechen der Geldwäscherei" vorgeworfen, einem weiteren auch "das Vergehen der falschen Beweisaussage". 

Laut Anklageschrift sollen Gelder in der Höhe von rund 6,8 Millionen Euro durch Scheinverträge an "mehrere Gesellschaften und Privatstiftungen bzw. Trusts überwiesen worden sein". Die Herkunft der Gelder soll dadurch verschleiert worden sein. Zudem sollen Teile dieser Gelder in Gold umgetauscht und in der Schweiz verwahrt worden sein.

Von Wolfs Sprecher Josef Kalina gab es auf APA-Anfrage nicht mehr als "kein Kommentar". Die Identität der angeklagten Personen bestätigte er nicht.

Die ewige Causa Eurofighter

Worum es im Detail geht: H. war damals Manager bei Magna Europe, Wolf sein Vorgesetzter. Beide mischten im Hintergrund bei dem umstrittenen Eurofighter-Deal mit, der schon drei Untersuchungsausschüsse nach sich gezogen hat. So war Wolf im Jahr 2001 mit dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser, der vor seiner politischen Tätigkeit ebenfalls bei Magna gearbeitet hatte, zu den Eurofighter-Werken im deutschen Manching gereist. Darum sei Wolf vom damaligen Vorsitzenden der EADS-Gruppe gebeten worden, gab der Manager 2018 im Eurofighter-Ausschuss an. 

Als es um die Gegengeschäfte durch EADS ging, die Teil des späteren Jet-Deals waren, kam wieder Magna in die Ziehung. Manager H., der Erstangeklagte, war in dieser Zeit nicht nur bei Magna tätig, sondern kümmerte sich auch für den damaligen Eurofighter-Hersteller EADS um Gegengeschäfte. Über Briefkastenfirmen sei da viel Geld verteilt worden, hieß es damals im U-Ausschuss; konkret 6,8 Millionen Euro von der Londoner Vector Aerospace zu zwei Firmen in H.s Dunstkreis. Die WKStA geht seit Jahren der Fragen nach, wohin Teile dieses Geldes flossen, die Anklage soll darauf Antworten liefern. So fragte im Ibiza-Korruptionsausschuss der SPÖ-Abgeordnete Jan Krainer, ob Wolf Gold über eine Grenze transportiert habe – der entschlug sich daraufhin der Aussage. Beide Unternehmer können gegen die Anklage Einspruch erheben. Für beide Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Korruptionsermittlungen

Ermittelt wird gegen Wolf derzeit auch wegen des Verdachts auf Bestechung: Da geht es um Interventionen rund um Steuerangelegenheiten. Dem Manager wird vorgeworfen, mithilfe des damaligen Generalsekretärs im Finanzministerium Thomas Schmid eine Beamtin der Finanz bestochen zu haben, damit diese Wolfs Steuerakt "parteilich" bearbeite. Die WKStA stützt sich in diesem Verfahren vor allem auf Chats zwischen Schmid und Wolf einerseits, Wolf und der Beamtin andererseits. Zugriff auf die Chats des einstigen Magna-Managers haben die Ermittler wiederum wegen des Eurofighter-Verfahrens, in dem Wolfs Smartphone im Frühjahr 2020 beschlagnahmt wurde. 

Wolf ist beruflich vor allem in Russland tätig, er arbeitet eng mit dem Oligarchen Oleg Deripaska zusammen und war Aufsichtsratschef bei dessen Russian Machines. Wolf gilt außerdem als Förderer von Sebastian Kurz (ÖVP), der Ex-Kanzler wollte den Manager sogar zum Aufsichtsratschef der Staatsholding Öbag machen. (red, 5.6.2023)