Frau sitzt am Küchentisch und greift sich schmerzverzerrt auf das Brustbein
Wenn man besonders deftig gegessen oder viel Alkohol getrunken hat, fließt häufig die Magensäure zurück in die Speiseröhre. Das brennt.
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Diesen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein kennen viele. Im Schnitt leidet hierzulande jede dritte Person zumindest gelegentlich unter Sodbrennen. Meistens dann, wenn man zuvor besonders üppig gegessen hat, etwa bei einer Sommergrillerei ordentlich zugelangt und vielleicht Softdrinks oder Bier dazu getrunken hat. Denn dann produziert unser Körper Magensäfte. Die enthalten stark ätzende Säure, um die Nahrung im Magen zersetzen und etwa Eiweiße aufspalten zu können. Der Magen ist durch eine Schleimhaut vor dieser Säure geschützt. Tritt der Magensaft aber über den oberen Schließmuskel des Magens in die Speiseröhre aus, greift die Magensäure die ungeschützte Wand der Speiseröhre an. Es brennt. "Das passiert häufig nach dem Konsum von fetten, süßen, scharfen und üppigen Speisen sowie Koffein, Alkohol und Süßgetränken. Das alles kann die Magensäure erhöhen. Und wenn mehr Magensäure da ist, ist das Risiko höher, dass etwas davon zurückfließt", erklärt Bernd Weiner. Er ist Oberarzt im Krankenhaus Göttlicher Heiland Wien und hat sich auf Refluxchirurgie spezialisiert.

Falsche Ernährung ist der häufigste Grund für Reflux, sagt er und empfiehlt Betroffenen deshalb, vermehrt zu Vollkornprodukten, Obst und Gemüse zu greifen. Wer nicht auf Fleisch verzichten möchte, sollte besonders magere Optionen wählen, etwa Rindsfaschiertes oder Hühnerbrust (ohne die fetthaltige Haut) oder stattdessen zu Fisch greifen. "Bei vielen lindert auch Kräutertee oder Joghurt die Beschwerden", berichtet Weiner aus der Praxis.

Zu enge Kleidung verstärkt Sodbrennen

Sodbrennen kann aber auch einen anderen Grund haben, unbequeme Kleidung etwa. Ist beispielsweise eine Hose zu eng, erhöht das den Druck im Brauchraum. "Bei erhöhtem Druck schwappt die Magensäure eher über und fließt zurück in die Speiseröhre", sagt der Experte. Deshalb sind auch häufig Schwangere von Sodbrennen betroffen: Es wird eng im Bauch, der Druck auf den Magen steigt.

Übergewicht kann aus demselben Grund ein Risikofaktor für häufige Schmerzen im Hals- und Brustbereich sein. Vermehrtes Fettgewebe drückt auf den Magen, die Säure muss sich quasi einen anderen Platz suchen und weicht nach oben hin aus. Auch Stress kann vermehrt zu Sodbrennen führen. Denn wer oft nervös ist, produziert mehr Magensäure.

"Grundsätzlich ist seltenes Sodbrennen aber ganz normal", beruhigt Weiner. Um die Schmerzen möglichst zu reduzieren, rät er dazu, drei Stunden vorm Schlafengehen nichts mehr zu essen und den Oberköper hochzulagern, denn im Liegen fließt die Magensäure leichter zurück in die Speiseröhre. Außerdem können rezeptfreie Medikamente kurzfristig helfen: "Die säurebindende Rezeptur lindert vorübergehend die Schmerzen, ist aber freilich keine Behandlung der Ursache."

Minimalinvasive Operationen möglich

Wenn Sodbrennen über einen längeren Zeitraum öfter als einmal pro Woche auftritt, ist es pathologisch und sollte ärztlich abgeklärt werden. Häufig werden dann rezeptpflichtige Medikamente verschrieben. Meist ist ihr Wirkmechanismus so, dass bei Einnahme weniger Säure produziert wird: "Wenn weniger Magensäure da ist, kommt es dementsprechend weniger häufig zu Reflux, also Sodbrennen." Hilft auch das nichts, sollte man der Ursache auf den Grund gehen. "Denn dann können durchaus auch ernste Probleme dahinterstecken", warnt Weiner.

Auf Dauer wird die Speiseröhre nämlich durch die Säure geschädigt. Es kann sich eine Entzündung bilden, die unbehandelt zu Geschwüren und Vernarbungen führt. In etwa zehn Prozent der Fälle kommt es zum sogenannten Barrett-Syndrom. "Das ist eine entzündliche Veränderung aufgrund von Reflux. Durch den ständigen Kontakt mit Säure verändern sich die Zellen in der Speiseröhre und können entarten, das ist dann eine Vorstufe von Krebs", betont Weiner.

Bei Untersuchungen werde meist in einem ersten Schritt eine Magenspiegelung zur Probengewinnung durchgeführt. Ein Schluckröntgen kann Erkenntnisse darüber bringen, ob möglicherweise ein Zwerchfellbruch vorliegt und der Schmerz daher kommt. "Oder man misst mittels Magensonde 24 Stunden lang die Säure und den Druck in der Speiseröhre", sagt Weiner. Je nach Ergebnis dieser Untersuchungen können minimalinvasive Operationen eine Option sein: "So kann etwa das Ventil am oberen Ende des Magens funktionsfähig oder der Zwerchfellschließmuskel wieder geheilt werden." (Magdalena Pötsch, 6.6.2023)