Till Lindemann werden Übergriffe gegen Frauen im Backstage-Bereich vorgeworfen. Rammstein-Fans wollen diesbezüglich Klarheit.
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Wien – Auf ihrer Europatournee spielt die Band Rammstein ab Mittwoch vier Tage im jeweils ausverkauften Münchner Olympiastadion – vor insgesamt 240.000 Besuchern. Viele Fans sind wegen der Vorwürfe gegenüber der Band und Till Lindemann irritiert, bei den Konzerten in München wird es deshalb keine "Row Zero" geben. Dorthin soll die Band vornehmlich junge, hübsche Frauen einladen, um sie später auf Backstagepartys zu treffen.

Am Freitag letzter Woche veröffentlichten die Süddeutsche Zeitung (SZ) und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) Recherchen aus dem Umfeld von Rammstein – DER STANDARD berichtete.

Es geht um Misshandlungs- und Missbrauchsvorwürfe. Systematisch sollen junge Frauen für Sex im Rahmen von Backstagepartys für den Sänger Till Lindemann rekrutiert worden sein. Illegale Drogen sollen im Spiel gewesen sein – angeblich, um die Frauen gefügig zu machen. Ein Fan aus Irland brachte den Stein via Twitter ins Rollen: Sie war beim Auftakt der laufen Europatournee in Vilnius von Rammstein auf eine Backstageparty eingeladen worden, hatte das Gefühl, dort unter Drogen gesetzt worden zu sein, soll von Lindemann zum Sex gedrängt worden sein, den sie ablehnte, und war tags darauf mit Blessuren und einem Blackout aufgewacht, die sie sich nicht erklären konnte.

"Ihr habt doch selber Töchter!"

In einem ersten Statement auf Twitter dementierte die Band: "Uns sind keine behördlichen Ermittlungen dazu bekannt."

Rammstein gelten als die erfolgreichste Band Deutschlands, auf Instagram haben sie eine Gefolgschaft von 2,8 Millionen Fans. Im Forum ihres Profils wird zurzeit heftig diskutiert. Von Freisprüchen über Schuldzuweisungen bis zu Anschuldigungen der vermeintlichen Opfer reichen die Postings.

Was gedenkt die Band zu tun?

Doch erwarten auffallend viele Fans Aufklärung von ihren Idolen. "Ihr habt doch selber Töchter, wie erklärt ihr denen das alles?", fragt ein Fan. Oder: "Dann gebt doch mal eure Sicht der Dinge ab und macht ein ordentliches Statement. Zeigt euch bereit, das aufzuklären", fordert ein anderer. Zudem tauchen Postings auf, in denen ähnliche Geschichten erzählt werden wie jene, die Lindemann vorgeworfen werden. Überprüfbar sind diese nicht, sie scheinen aber von Fans zu kommen, die diese Geschichten bisher als Gerüchte abgetan haben.

Über 5.000 Kommentare fanden sich Stand Montag unter dem Statement der Band, viele verlangen Klarheit. Der Tenor: Wie kann man das den Fans zumuten, die viel Geld und oft jahrelange Begeisterung in diese Band investiert haben?

Das illustriert, dass die am Wochenende abgegebene zweite knappe Erklärung vielen nicht reicht. "Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst", hieß es da unter anderem. Doch war kein Wort davon zu lesen, was die Band zu tun gedenkt. (flu, 6.6.2023)