Gerald Bast, Rektor der Universität für Angewandte Kunst
Nach 24 Jahren verabschiedet sich Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien.
APA/HANS PUNZ

Fast ein Vierteljahrhundert stand Gerald Bast der Universität für angewandte Kunst vor. Mit Ende September verabschiedet sich Bast nach knapp 24 Jahren als bislang längstdienender Rektor einer österreichischen Uni. Insgesamt zwölf Wissenschaftsministerinnen und Wissenschaftsminister erlebte der Jurist in seiner Amtszeit. Mit dem Herbstsemester folgt ihm im Oktober die deutsche Innovationsforscherin Petra Schaper Rinkel als erste Frau an die Spitze der Kunst-Uni. 

Mit seiner Nachfolgerin habe die Uni eine exzellente Wahl getroffen, er wolle ihr aber keine Ratschläge mitgeben, sagt Bast bei seiner Abschiedspressekonferenz am Dienstag. Stattdessen zog er Resümee über seine Amtszeit und eröffnete im Anschluss das Symposium "Radikale Universität", das letzte Projekt unter seiner inhaltlichen Verantwortung. Dabei betonte er vor allem seinen Beitrag zur Entwicklung der Angewandten von einer reinen Kunst-Uni zu einer künstlerischen Forschungsuniversität: "Kunst kann mehr als in Galerien, Konzerthallen und in den Räumen von Sammlern einen guten Eindruck machen." Vielmehr könne sie auch in die Gesellschaft wirken. Dass auch Künstlerinnen und Künstler forschen könnten und nicht nur Kunst machten, sei damals ein neuer Gedanke gewesen. Das habe sich mittlerweile geändert – nicht zuletzt durch die Kunstforschungsinitiative PEEK beim Wissenschaftsfonds FWF, zu der er maßgeblich beigetragen hat. 

Gesellschaftspolitische Themen

Dass Kunst auch kulturpolitische und gesellschaftspolitische Themen aufgreife, zeige sich für Bast auch aktuell am Beispiel des Karl-Lueger-Denkmals. In dieser Diskussion – aber auch bei anderen Themen abseits der Uni-Politik – äußerte er sich immer wieder öffentlich. Vergangene Woche zeigte sich der scheidende Rektor in einer Aussendung "freudig überrascht" und empfand "ein klein wenig Genugtuung" über die Entscheidung, dass das Denkmal nach den Plänen des Künstlers Klemens Wihildal umgestaltet werden soll. Im Jahr 2010 hatte die Angewandte auf Basis einer internationalen Ausschreibung das Siegerprojekt "Schieflage" von Wihildal gewählt. 13 Jahre später soll das Denkmal kommendes Jahr um 3,5 Grad nach rechts geneigt werden.

Neben der wissenschaftlicheren, aber auch interdisziplinären Ausrichtung der Uni schrieb sich Bast am Dienstag vor allem die räumliche Erweiterung der Hochschule auf seine Fahne. Zuletzt mit der ehemaligen Postsparkasse von Otto Wagner, die künftig nicht wie ursprünglich vorgesehen ein Hotel und Büros beinhalten soll, sondern die Kunst-Uni. Die Infrastruktur der Angewandten wurde in Basts Amtszeit deutlich erweitert, die Nutzfläche mehr als verdoppelt: mit dem Gebäude in der Vorderen Zollamtsstraße, dem Zentraldepot in Wien-Simmering sowie der Generalsanierung des Schwanzer-Trakts.

Mehr Fächer, mehr Studierende

Dass ein Jurist, der zuvor in der Rechtsabteilung des Wissenschaftsministeriums tätig war, einer Kunst-Uni vorstehen soll, sorgte bei seiner Wahl für einige Kritik in der Kulturszene. Es sei ihm aber "gelungen, die anfänglichen Kritiker zu überzeugen", meint Bast. In seiner Amtszeit wurden 14 neue Studiengänge geschaffen, die Studierendenzahl verdoppelte sich von rund 1.000 auf mittlerweile knapp 2.000 Studierende. 

Er habe viele Jahre viel gearbeitet, sagt der 67-Jährige. Er habe keine Pläne, wie es nun beruflich weitergehen soll. Jedenfalls werde er ab Herbst "ausgiebig" Urlaub machen, aber auch weiterhin schreiben und Vorträge halten. (set, 6.6.2023)