Schallmoos in Salzburg Moor Gebrüder Weiss
Das letzte verbliebene Stückchen Moor in Schallmoos erholt sich langsam.
Foto: Thomas Neuhold

Es sind die letzten 7000 Quadratmeter eines großen Moorgebietes in der Stadt Salzburg, auf das auch der Stadtteilname Schallmoos zurückgeht. Nach einem der umstrittensten Genehmigungsverfahren der vergangenen Jahre schaffte es die Spedition Gebrüder Weiss schließlich vor knapp drei Jahren, ihre angestrebte Betriebsstättenerweiterung durchzusetzen.

Das Grundstück wurde mit schwerem Gerät gerodet, seither ist freilich wenig passiert. Eine Anfrage des STANDARD bei der Konzernzentrale der Gebrüder Weiss im Vorarlberger Lauterach wurde mit einem knappen Einzeiler beantwortet: "Es gibt derzeit wenig zu berichten. Unser Vorhaben ist baurechtlich genehmigt. Und auch gewerberechtlich haben wir eine in zweiter Instanz positive Entscheidung." Auf eine Nachfrage, wie es denn nun mit dem Grundstück weitergehe, wurde nicht mehr geantwortet.

Die Wortkargheit der Spedition resultiere wohl aus der Geschichte des Verfahrens, meinen Anrainer, die sich in der Vergangenheit massiv gegen das Projekt zur Wehr gesetzt hatten. Die Causa war politisch tatsächlich brisant: 2017 spendete die Familie Senger-Weiss 50.000 Euro an die damals von Sebastian Kurz geführte Bundes-ÖVP. Vonseiten der Salzburger ÖVP wurde dazu stets erklärt, ein Zusammenhang mit dem Verfahren sei vollkommen auszuschließen, man habe ja in Salzburg nichts von dem Geld gesehen.

Auffallend war freilich, dass Ausgleichsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Betriebserweiterung bereits vor dem naturschutzrechtlichen Bescheid in Angriff genommen wurden und dass ein für die Betriebserweiterung notwendiges Stadtgrundstück der Spedition um rund 1600 Euro pro Jahr auf 30 Jahre unkündbar verpachtet wurde. Ein nachträglich erstelltes Gutachten bestätigte dann, dass die Summe "ortsüblich" sei.

Streng geschützte Zauneidechsen

Für einen raschen Baubeginn dürfte allerdings ohnehin schon viel zu viel Zeit verstrichen sein, denn die Natur wehrt sich auf ihre Weise. Die Fläche hat sich einigermaßen von den Baggern und den Planierraupen erholt, es blüht wieder, und das Wasser steht bereits wieder in großen Lacken im Feuchtbiotop.

Vor allem aber dürften bereits wieder streng geschützte Tierarten den Weg zurück ins Biotop gefunden haben, sagt der Geschäftsführer des Naturschutzbundes Salzburg, Hannes Augustin. Der Versuch, dies mit einem rund um das Grundstück aufgebauten Amphibienzaun zu verhindern, habe nicht funktioniert.

Tötungsverbot

Neben diversen Amphibien, wie beispielsweise Teichmolchen, dürfte sich laut Augustin auch die durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union besonders streng geschützte Zauneidechse wieder angesiedelt haben. "Es besteht ein absolutes Tötungs- und Störungsverbot", sagt Augustin. Sollten also nun Baumaßnahmen angegangen werden, müssten von Biologen und Biologinnen erneut großflächige Absammlungsaktionen durchgeführt und auch die Ergebnisse bisheriger Umsiedelungsprojekte evaluiert werden.

Sollte ohne diese Maßnahmen gebaut werden, müsste dies von Behördenseite sofort eingestellt werden: "Dann kommt die Polizei." (Thomas Neuhold, 8.6.2023)