Kopf mit einem fehlenden Puzzleteil, Alzheimer, Demenz
Eine frühzeitige Verhinderung des Übergangs von Prädiabetes zu (Typ-2-)Diabetes könnte auch eine zukünftige Belastung durch Demenz signifikant verhindern, glauben Fachleute.
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Wer durch einen gesunden Lebensstil mit ausgeglichener Ernährung, Bewegung und Vermeidung von Adipositas sein Risiko für den Ausbruch eines Typ-2-Diabetes senkt, reduziert auch die Demenzgefahr. Personen, bei denen Typ-2-Diabetes früh ausbricht, leiden nämlich später auch dreimal häufiger an einer Hirnleistungsstörung. Das hat eine US-Studie ergeben, die vor wenigen Tagen im Journal der Europäischen Gesellschaft für Diabetes-Forschung (EASD) publiziert wurde.

"Schon Prädiabetes ist mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden. Das kann man aber mit der Entwicklung der Stoffwechselkrankheit erklären. Ein Ausbruch von Diabetes in einem relativ frühen Alter, also vor dem 60. Lebensjahr, korreliert aber stark mit dem Auftreten von Demenz. So könnte eine frühzeitige Verhinderung des Übergangs von Prädiabetes zu (Typ-2-)Diabetes auch eine zukünftige Belastung durch Demenz signifikant verhindern", schrieben Jiaqi Hu und Elizabeth Sevon von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore in "Diabetologia", der Zeitschrift der europäischen Diabetes-Forschungsgesellschaft.

Je früher Diabetes ausbricht, desto eher erkrankt man auch an Demenz

Die Wissenschafter und Wissenschafterinnen haben sich den Verlauf der Entwicklung von Typ-2-Diabetes und das Auftreten von Demenz an 11.656 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Studie zu Atherosklerose in drei US-Regionen angesehen. Bei ihnen war erstmals im den Jahren 1990 bis 1992 der Wert für die mittelfristige Zuckerbelastung roter Blutkörperchen (HbA1c) bestimmt worden. Ein solcher Wert von 5,7 bis 6,4 Prozent gilt als Prädiabetes, darüber (mehr als 6,5 Prozent) liegt Diabetes vor. Schon bei der Erstuntersuchung zeigte sich bei 20 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Vorstufe für den (zunächst) nicht insulinabhängigen Diabetes. Bis 2011/2013 erfolgten dann Folgeuntersuchungen. Insgesamt dreimal wurde auch ein Demenztest durchgeführt.

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass man offenbar mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – Wechsel zu einem gesünderen Lebensstil, Gewichtsreduktion etc. – einen Übergang von Prädiabetes in Diabetes verhindern sollte. Dies könnte in Zukunft auch unter dem Gesichtspunkt der Demenzprävention gesehen werden. Die Autorinnen und Autoren schreiben: "Ein frühes Auftreten von Diabetes zeigte die stärkste Korrelation mit Demenz: ein um den Faktor 2,92 erhöhtes Risiko bei Typ-2-Diabetes vor dem 60. Lebensjahr." Das Auftreten von Diabetes im Alter zwischen 60 und 79 Jahren steigerte die Gefährdung durch eine Hirnleistungsstörung um 73 Prozent, in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren auch noch um knapp ein Viertel (plus 23 Prozent).

Derzeit muss man allerdings davon ausgehen, dass etwa 70 Prozent der Menschen mit Prädiabetes auch in eine voll ausgebrochene Zuckerkrankheit hineinrutschen. Laut Schätzungen (ein genaues Register gibt es in Österreich trotz langjähriger Forderungen von Fachleuten nicht) leiden in Österreich rund 800.000 Menschen an Diabetes. Hinzu kommen rund 350.000 Personen mit der Vorstufe zu der Stoffwechselerkrankung. (APA, poem, 5.6.2023)