Biden Sunak
Rishi Sunak hat Joe Biden schon öfter getroffen (Archivbild vom 13. März), doch zum formellen Antrittsbesuch kommt es erst jetzt.
REUTERS/Leah Millis

Dass Rishi Sunak die USA bewundert, steht außer Zweifel. Der Studienaufenthalt des britischen Premiers in Stanford brachte ihm nicht nur den MBA und hochdotierte Hedgefonds-Jobs ein. In Kalifornien fand Sunak auch Glück in der Liebe. Dort besitzt er bis heute eine Villa, die begehrte Green Card gab er erst ab, nachdem er Finanzminister geworden war.

Gut sieben Monate nach der Amtsübernahme will Sunak nun erstmals in Washington bella figura machen. Es handelt sich um das vierte Zusammentreffen mit US-Präsident Joe Biden in ebenso vielen Monaten. Mit einiger Berechtigung dürfen die Briten darauf hoffen, dass der 80-Jährige sich diesmal mehr Zeit nimmt für sein 42-jähriges Gegenüber als vor zwei Monaten in Nordirland. Damals blieb es – hart am Rande der Brüskierung – bei einem kaum halbstündigen bilateralen Kaffeekränzchen.

Biden kennt die Bedeutung des global aufgestellten Großbritannien für den Westen. So sollen Sunak zwei Ehren erwiesen werden: die Übernachtung im offiziellen Gästehaus des Präsidenten und der erste Wurf bei einem Baseball-Spiel der Washington Nationals.

Wichtige Bonuspunkte hat sich der Premierminister schon dadurch erworben, dass er nicht Boris Johnson ist. Bei den Demokraten herrschte tiefes Misstrauen gegen den Brexit-Vorkämpfer und erklärten Liebling von Ex-Präsident Donald Trump. Der EU-Austritt gilt Biden als "geostrategisches Desaster". Nicht zuletzt auf Druck Washingtons schloss Sunak Ende Februar mit Brüssel den Windsor-Vertrag ab. Das Schriftstück soll vor allem die Handelsprobleme Nordirlands beheben, aber auch die Tür öffnen für eine engere Zusammenarbeit mit dem Kontinent. Wie die königstreuen Protestanten in Belfast zur Teilnahme an der Allparteienregierung bewegt werden können, dürfte ebenso auf der Agenda stehen wie die Zusammenarbeit in Wirtschafts- und globalen Sicherheitsfragen.

Guter Partner in der Nato

Sunak betont gern die Einigkeit in der Sicherheitspolitik. Bereits vor Russlands Invasion lieferte London der Ukraine Waffen, seither lässt Großbritannien ebenso wenig Zweifel an der Unterstützung für Kiew wie die USA. Innerhalb der Nato steht die Insel gut da. Unter vier Augen will Sunak erneut für seinen hochangesehenen Verteidigungsminister Ben Wallace als nächsten Nato-Generalsekretär werben.

Wie in der klaren Ablehnung der russischen Aggression stimmen die Interessen der beiden permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrats auch in ihrem Politikansatz gegenüber China überein. Biden hat mehrfach Amerikas Schutzfunktion für Taiwan betont, ohne offiziell von der "One China"-Politik abzugehen. Sunak hält am größeren Engagement Großbritanniens im Indopazifik fest; erst kürzlich trat die Insel vor Europas Küste der transpazifischen CPTPP-Vereinbarung bei, ist zudem Partner im Aukus-Sicherheitsbündnis, dessen Kern aus der Belieferung Australiens mit Atom-U-Booten aus den USA besteht.

China und Ökonomie

Weil Sunak die Rhetorik gegenüber Peking abgemildert hat, steht er unter dem innerparteilichen Druck der China-Falken, angeführt von Liz Truss. Deren kürzlicher Besuch in Taiwan dürfte in London für Kopfzerbrechen gesorgt haben; Bidens Regierung erlebte 2022 mit dem Besuch der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, eine ähnliche Situation.

Aus Londoner Sicht soll auch die Wirtschaft nicht zu kurz kommen. Als erster britischer Premier spricht Sunak am Donnerstag beim Business Roundtable mit den Bossen der wichtigsten US-Unternehmen. Am Rande dürften milliardenschwere Investitionsdeals vereinbart werden. Außerdem will er in Bezug auf künstliche Intelligenz für eine internationale Forschungseinrichtung sowie eine Aufsicht à la Atombehörde IAEA werben. (Sebastian Borger, 6.6.2023)