Smartphones in Schulen sind längst ein alltäglicher Anblick. Das gilt aber nicht nur für höhere Schulen, auch in Volksschulen (Grundschulen) tauchen die Geräte bei Schülern auf. Dort, wo sie als Ablenkung vom Unterricht zum Problem werden, wird zu unterschiedlichen Gegenmaßnahmen gegriffen – etwa der Verwahrung der Handys bis zur Pause. In der irischen Stadt Greystones geht man allerdings, ganz ohne Intervention von Regierung oder Rathaus, einen strengeren Weg.

Kinder sollen dort erst Zugang zu einem eigenen Smartphone bekommen, wenn sie in eine höhere Schule wechseln. Für Volksschüler sind iPhone und Co weitestgehend tabu, egal ob im Klassenzimmer oder zu Hause. Diese Vereinbarung wurde unter den Elternvereinen aller acht Volksschulen in der rund eine Fahrstunde südlich von Dublin gelegenen 18.000-Einwohner-Stadt getroffen, berichtet die "Irish Times". Es ist der erste Zusammenschluss dieser Art, zuvor waren auch hier nur Regeln auf Ebene der einzelnen Schulen beschlossen worden.

Der Schritt folgt größerer Besorgnis in Bezug auf einen Zusammenhang zwischen der Smartphone-Nutzung, insbesondere in Sachen Social-Media-Plattformen und Erwachseneninhalte, und psychischen Problemen unter Kindern und Jugendlichen. In Greystones wurde etwa eine Zunahme an Angstörungen beobachtet, die sich nicht alleine mit dem Social Distancing und Remote Learning während der Pandemie erklären lässt.

Ein Kind spielt
Ein Kind spielt "Fortnite" auf einem Smartphone. Geht es nach der Vereinbarung, ist das für unter Elfjährige in Greystones künftig nur noch daheim unter Aufsicht möglich.
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"It takes a village"

Der Zusammenschluss entspringt der "It takes a village"-Initiative ("Es braucht ein Dorf"), die sich für die Unterstützung von Kindern, Eltern und Lehrern in Bezug auf Angststörungen einsetzt. Die Gründerin ist Rachel Harper, Direktorin der St. Patrick's National School. Man sei der Ansicht, dass viele Kinder in diesem Alter noch nicht die emotionale Reife hätten, mit Smartphones umzugehen. Gleichzeitig solle der gemeinsame, ortsweite Beschluss auch Gruppenzwang entgegenwirken, durch den sonst Druck auf die Eltern entstünde, wenn ihr Kind das einzige sei, das kein Smartphone habe.

Die Direktorinnen und Direktoren, die hier dabei sind, seien aber nicht generell feindselig gegenüber Smartphones oder neuen Technologien eingestellt, betont sie. Man habe kein Problem damit, wenn Kinder ein simples Handy mithaben, um nach dem Unterricht kontaktiert werden zu können, oder wenn sie zu Hause unter Aufsicht ein Smartphone verwenden. Es gehe vor allem um Apps wie Snapchat, Instagram, Whatsapp, Tiktok oder Discord. Dazu werde man Experten zu Kindern in den Abschlussklassen einlassen, die sie auf den zukünftigen Umgang mit einem Smartphone vorbereiten sollen.

Wie gut die Umsetzung der Vereinbarung in der Praxis funktioniert, wird sich wohl ab nächstem Herbst zeigen. Derweil rufen immer wieder Gesundheitsbehörden und verschiedene Organisationen die Betreiber großer Netzwerke wie Snapchat, Tiktok und Instagram dazu auf, das Mindestalter stärker zu kontrollieren und für jüngere Nutzer stärkere Maßnahmen hinsichtlich Datenschutz und ausgespielter Inhalte zu setzen. (red, 6.6.2023)