Christoph Peschek Blau Weiß Linz
Christoph Peschek blickt der Bundesliga entgegen: "Wir planen konservativ."
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Die Fußball-Bundesliga bekommt wieder ein Linzer Derby. Blau-Weiß Linz überflügelte am Sonntag den GAK in einem dramatischen Saisonfinale der zweiten Liga und darf sich ab Juli im Oberhaus unter anderem gegen den LASK beweisen. Gespielt wird dann bereits im neuen, 5.500 Fans fassenden Hofmann-Personal-Stadion. Geschäftsführer Christoph Peschek sprach nach den Feierlichkeiten am Montag mit heiserer Stimme.

STANDARD: Wie haben Sie das dramatische Finish um den Aufstieg erlebt?

Peschek: Als das Spiel bei uns aus war, haben wir nur noch auf die Handys geschaut, wie es in Dornbirn steht. Als der GAK dann den Ausgleich erzielte, war die Anspannung enorm. Das hat mich Lebensjahre gekostet. Umso größer die Erleichterung nach dem Schlusspfiff. Wir sind uns alle in den Armen gelegen. Es waren unglaubliche Emotionen. Die Nacht war lang, der Schlaf war kurz. Meine Stimme ist noch angeschlagen.

STANDARD: Haben Sie daran geglaubt, dass sich der GAK den Titel noch aus der Hand nehmen lässt?

Peschek: Der GAK hatte uns im Nacken und einen enormen Druck verspürt. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir es schaffen können. Obwohl wir wussten, dass wir an diesem letzten Spieltag auf Unterstützung angewiesen sind. Dornbirn hat großen Charakter gezeigt. Da muss man ein riesiges Lob aussprechen.

STANDARD: War der Ball beim Siegestreffer von Blau-Weiß Linz hinter der Linie? Man kann zweifeln.

Peschek: Ich habe mir die TV-Bilder der Szene nicht angesehen, aber durch meine blau-weiße Brille war der Ball eindeutig im Tor. Unter dem Strich sind wir verdient aufgestiegen. Wenn man unsere Spiele gegen den GAK oder St. Pölten gesehen hat, weiß man, dass wir in dieser Saison die beste Mannschaft der Liga waren.

STANDARD: Ist Blau-Weiß reif für die Bundesliga?

Peschek: Ich hoffe es. Wir haben in zwei Szenarien für die erste und die zweite Liga geplant. Die Kaderplanung steht nun im Mittelpunkt. Da und dort müssen wir adaptieren, aber der Stamm steht. Mit dem neuen Hofmann-Personal-Stadion und den bereits gesetzten Schritten im Bereich der Professionalisierung sind wir für die Herausforderung Bundesliga gut aufgestellt.

STANDARD: Welche Ziele setzt man sich sportlich?

Peschek: Es ist schwierig, in der Bundesliga zu bestehen. Unser Ziel in der ersten Saison ist der Klassenerhalt. Man muss die Dinge realistisch sehen. Wir sind gespannt, wie sich der Aufstieg und das Stadion auf den Zuschauerschnitt auswirken werden. Wir haben allein in der Nacht auf Montag 140 Abos abgesetzt. Ich hoffe auf rund 3.000 Fans pro Spiel. Aber noch fehlen uns Erfahrungswerte.

STANDARD: In einer europäischen Gruppenphase müsste man in ein anderes Stadion übersiedeln. Wurde zu klein gedacht?

Peschek: Man muss im Fußball die Balance halten. Es ist großartig, dass es das Stadion an dieser einzigartigen Location gibt. Sollten wir tatsächlich irgendwann im Europacup spielen, werden wir uns mit diesem Szenario auseinandersetzen und eine Lösung finden. Man muss einen Schritt nach dem anderen machen. Wir bleiben ein bodenständiger Verein.

STANDARD: Mit welchem Budget geht man in die Bundesliga?

Peschek: Der Unterschied zur zweiten Liga ist gewaltig. Allein das TV-Geld macht einen Millionenbetrag aus. Genaue Zahlen möchte ich nicht nennen, ich will es der Konkurrenz nicht zu leicht machen. Wir planen konservativ. Wenn es dann bessere Zahlen gibt, freuen wir uns, aber Stabilität hat für uns oberste Priorität.

STANDARD: Sie waren lange Zeit bei Rapid, dort ist ständig Feuer am Dach. Ist das Arbeitsleben in Linz einfacher?

Peschek: Mich erinnert die Arbeit durchaus an meine Anfangszeit bei Rapid. Auch dort gab es in Sachen Budget und Infrastruktur zahlreiche Herausforderungen. Ich bin zwar nicht der Baumeister Bob, darf aber wieder bei einem Stadionprojekt dabei sein. Das ist eine spannende Phase. Druck gibt es auch in Linz, wir wollten unbedingt aufsteigen.

STANDARD: Dem GAK blieb der Aufstieg verwehrt. Hat man da Mitgefühl?

Peschek: Der Geschäftsführer des GAK hat mich angerufen und gratuliert. Großer Respekt vor der sportlichen Fairness. Der GAK wäre genauso eine Bereicherung für die Bundesliga gewesen. Ich kann mir vorstellen, wie traurig und schwierig so ein Moment ist. Leider gehört das auch zum Fußball. Ich wünsche dem GAK nur das Beste. (Philip Bauer, 5.6.2023)