"Hans Peter Doskozil ist neuer SPÖ-Parteichef" – so oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen, als das Ergebnis der Abstimmung am Sonderparteitag am Samstag bekanntgegeben wurde. Doch am Montag kam es faustdick und vor allem ganz anders. In einer überraschend einberufenen Pressekonferenz wurde das Resultat vom Wochenende revidiert und praktisch umgekehrt: Ein "technischer Fehler eines Mitarbeiters" bei der Arbeit mit Microsoft Excel habe zu einer falschen Zuordnung der Stimmen geführt. Beim Wahlablauf selbst, so betont man, habe es aber keinen Fehler gegeben, das nun genannte Ergebnis sei gültig und legitim.

Damit ist nun Andreas Babler der nächste SPÖ-Chef, während sein Konkurrent das Ende seiner bundespolitischen Ambitionen verkündete, aber die Partei "aus dem Burgenland" weiter unterstützen wolle. Die unerwartete, pannenbedingte Wende ist ein bundespolitisch bislang einzigartiges Ereignis – und sorgte natürlich prompt für erheiterte Reaktionen im Netz.

Da wäre etwa das Satiremedium "Die Tagespresse". Nachdem man dereinst beim Wechsel der Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig zu Novomatic bereits 1:1 die Meldung der Austria Presse Agentur übernahm, erklärt man das eigene Werk mit dem heutigen Tage für abgeschlossen. Ist also die Singularität zwischen politischer Realität und Satire in Österreich erreicht?

Nicht ganz überraschend verwertete auch der Instagram-Account "Bundesmemesterium" die Steilvorlage. Womöglich wird Microsofts Tabellenkalkulation hier aber etwas zu viel Anteil an der Misere zugesprochen, immerhin dürfte es sich hier wohl um menschliches Versagen gehandelt haben.

Das Auffliegen des Fehlers wird auch Martin Thür zugerechnet. Dem ORF-Journalisten war eine fehlerhafte Aufrechnung bei der Bekanntgabe des Ergebnisses am Samstag aufgefallen, worauf er die SPÖ auch prompt öffentlich hinwies. Im Zuge der Suche nach einer fehlenden ungültigen Stimme wurde dann auch die Excel-Panne gefunden. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten.

Interessant ist die neue Lage sicherlich auch für jene, die anlässlich des Kampfes um den Parteivorsitz in die SPÖ eingetreten sind und darauf gehofft hatten, dass Babler am Parteitag als Sieger hervorgeht. Einige von ihnen haben zwischenzeitlich wohl wieder ihren Parteiaustritt eingereicht, um ihn nun vielleicht wieder zu revidieren. Bei den Gebrüdern Moped hat man dafür bereits das passende T-Shirt am Start.

Wer glaubt, es sei schwer, einen Vergleich zu der SPÖ-Wahlpanne zu finden, irrt. Es gibt ein klares mythologisches Vorbild für die politische Wiederauferstehung von Andreas Babler.

Die Misere dürfte so manche in der SPÖ noch eine gute Weile beschäftigen, denn eigentlich darf so ein Fehler niemals passieren. Zumindest eine Person dürfte gerade jetzt besonders froh sein, die Politik hinter sich lassen zu können: Bablers Vorgängerin Pamela Rendi-Wagner.

Aber auch das Wahldebakel hat etwas Gutes. Lachen ist ja bekanntlich gesund. Und wenn es danach geht, dann dürfte der Satiriker und Musiker "Der Timpel" am heutigen Tag ausführlichste Gesundheitsvorsorge betrieben haben. (gpi, 5.6.2023)