Teqball
Die ungarische Sportart Teqball ist eine Kombination aus Fußball und Tischtennis.
IMAGO/Zink

Lionel Messi, David Beckham und die brasilianische Fußballnationalmannschaft rund um Stürmerstar Neymar Jr. haben Teqball als Leidenschaft bereits für sich entdeckt. Die Trendsportart, eine Kombination aus Fußball und Tischtennis, erobert die Fußballwelt. Ein Rivale zum klassischen Fußball ist die Sportart hingegen nicht, sondern vielmehr eine perfekte Ergänzung. Durch die Krümmung der Tischplatte springt der Ball anders, die Technik wird verfeinert. Immer mehr internationale Vereine inkludieren Teqball in ihr Training. Der FC St. Pauli gilt dabei als Pionier. So stellt der Hamburger Traditionsverein bereits ein eigenes Team in der Sparte.

Noch befindet sich Teqball in seinen Anfangsjahren. 2015 gründeten zwei ungarischen Fußballfans, der ehemalige Fußballprofi Gábor Borsányi und der Computerspezialist Viktor Huszár, die Sportart. Seitdem geht es steil bergauf. Um den Erfolg rasch voranzutreiben, holte das Gründerteam Fußballlegende Ronaldinho als Botschafter ins Boot. "Das Team hat das sehr gescheit gemacht, mit einem Star zusammenzuarbeiten. Die Videos mit ihm haben Millionen Klicks im Internet", sagt die Präsidentin des österreichischen Teqball-Verbands, Alexandra Koncar. Seit 2019 gibt es Teqball Austria. Damals zählte man zu den ersten 25 ausübenden Nationen. Mittlerweile beträgt die Anzahl weltweit 140 Länder. Tendenz steigend.

Lionel Messi liefert sich mit seinem Sohn ein Teqball-Duell

Eine Klasse für sich ist das Herkunftsland Ungarn. Die Spieler und Spielerinnen dominieren die Weltspitze. Die Aushängeschilder Csaba Banyik oder Lea Vasas können von ihren Preisgeldern leben. Ein Fakt, auf den Koncar stolz ist: "Teqball ist genderneutral. Jeder Spieler und jede Spielerin verdient gleich viel. Das war von Anfang an klar." Von der Nähe zu Ungarn profitiert Österreich. Das ist vor allem im angrenzenden Burgenland, der Steiermark und auch Wien erkennbar. Die Trainingsbedingungen sind dort bereits gut ausgebaut, eigene Vereine etablieren sich bereits, gemeinsame Trainingseinheiten mit der ungarischen Elite sind fixer Bestandteil. Im Westen Österreichs hingegen müsse man erst in die Gänge kommen.

Social Media als Push

Seinen kometenhaften Aufstieg hat Teqball wohl den millionenfachen Klicks auf Social Media zu verdanken. Mit ihrer atemberaubenden Kunstfertigkeit und ihrem rasanten Tempo passt die Sportart ausgezeichnet zu Tiktok und Instagram. Kurzvideos von David Beckham und Lionel Messi verbreiteten sich rasant. Auch wenn der Teqball noch zu den Außenseitern im Sport gehört, im Social-Media-Bereich zählt er bereits zu den Favoriten. Marketing allein hilft der Sportart aber nicht weiter. Viel wichtiger sei es, Orte zu finden, wo gespielt werden kann. "Gibt es keine Spielmöglichkeiten, bringt das ganze Marketing nichts", sagt die Präsidentin. In Österreich gibt es mit Anton Kiss und Roland Hamm aktuell nur zwei Trainer. Spieler und Spielerinnen greifen daher oft zu Internetvideos, um an der Technik zu feilen.

Neben Ungarn zählen die USA zu den Topnationen.

2017 ging die erste Weltmeisterschaft in Budapest über die Bühne, die Teqball-Tour ist voll im Gange. Dieses Jahr wird der nächste Meilenstein erreicht. Zum ersten Mal ist Teqball bei den European Games, Europaspielen mit olympischem Charakter, in Polen vertreten. Mit dabei sind jeweils zwei Österreicher und Österreicherinnen.

Andrea Sommer wird im Single und im Doppel mit Nina Steinbauer an den Start gehen. Zum Teqball fand die Salzburgerin per Zufall im Fitnessstudio: "Anfangs bin ich von den Männern belächelt worden. Dann habe ich gesagt: Okay, spielts gegen mich." Die Spielbilanz? "Die meisten Duelle habe ich gewonnen." Seit gut einem Jahr trainiert sie regelmäßig. Bei ihrer ersten WM im vergangenen Jahr belegte sie Platz 17.

Die Reise nach Madrid zur Teqball-Tour in diesem Jahr verlief erfolgreich. Mit Platz neun erreichte die 30-Jährige erstmals die Top Ten, das erste Preisgeld (75 US-Dollar) war zumindest ein Taschengeld. Die Mutter eines Sohnes ist im Training meist auf sich allein gestellt. Als Trainingspartner kommt dann immer wieder einmal eine Wand zum Einsatz. Mit der steigenden Anzahl an "Teqern" könnte sich das in Zukunft ändern.

Teqball Andrea Sommer
Andrea Sommer ist aktuell die Nummer 37 der Welt.
Patrick Steiner ÖOC/GEPA

Der österreichische Teqball befindet sich in den Startlöchern. Mittlerweile stehen im ganzen Land 35 bis 40 Tische parat. Immer mehr Schulen und Fußballakademien rüsten nach. "Anfangs hat uns keiner ernst genommen. Man bekam höchstens ein nettes Lächeln geschenkt", sagt Koncar. Doch damit ist der Hunger nicht gestillt. Das große Ziel ist eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. "Unrealistisch" ist dieser Traum für die Präsidentin schon lange nicht mehr. (Laura Rieger, 7.6.2023)