Als wäre der Montag mit den Zahlenspielen um den SPÖ-Vorsitz nicht schon skurril genug gewesen. Womöglich schien dem Satireportal "Die Tagespresse" die reale Sozialdemokratie auch satirisch nicht mehr überbietbar. Um 17.15 Uhr jedenfalls tat sie via Twitter und eigener Webseite ihr eigenes Ende kund, die Einstellung der "Tagespresse". Dass das vielleicht nicht ganz so ernst gemeint sein könnte, darauf konnte allerdings die knappe Reaktion von Gründer Fritz Jergitsch hindeuten.

Die "Tagespresse" tat Montag ihre Einstellung kund
Tagespresse Screenshot

"Kein Kommentar! Sorry!"

Ein Witz, oder?, fragte der STANDARD "Tagespresse"-Gründer Fritz Jergitsch. Der antwortete nur knapp: "Kein Kommentar! Sorry!" Auf der Seite der "Tagespresse" bedankte sich die Redaktion "für alles": "Eine Ära geht zu Ende! Etwas mehr als zehn Jahre lang durften wir Sie mit unserer seriösen Berichterstattung begleiten. Nun haben wir uns dazu entschlossen, das Projekt einzustellen."

"Excel-Fehler" war schuld

Am Dienstag klärte die "Tagespresse" auf ihrer Seite und auf Twitter auf: "Stimmen bei Redaktionssitzung vertauscht: Die Tagespresse macht doch weiter." Und: "Aufgrund eines Excel-Fehlers kam es gestern zu einer falschen Auszählung einer redaktionellen Abstimmung. Von zehn anwesenden Tagespresse-Redakteur:innen stimmten nicht wie ursprünglich gedacht zehn für eine Einstellung des Betriebs, sondern alle zehn für eine Fortsetzung der Arbeit." 

Klage der FPÖ

Die "Tagespresse" war zuletzt mit einer Klage der FPÖ Niederösterreich wegen ihres Fake-Briefs an Gaststätten im Namen der Freiheitlichen und der von ihr initiierten Landes-Wirtshausaktion unter anderem nach dem Wettbewerbsrecht konfrontiert.

Jergitsch erklärte vorige Woche zur Klage: "Wenn die FPÖ damit vor Gericht durchkäme, wäre es ziemlich schmerzhaft." Im schlimmsten Fall rechnete der Satiriker mit Kosten in Höhe von rund 70.000 Euro.

Mit der "Tagespresse" solidarisierten sich – Stand Vorwoche – 180 Künstlerinnen und Künstler wie Jan Böhmermann, Ursula Strauss, Josef Hader und Klaas Heufer-Umlauf und forderten die FPÖ zur Rücknahme der Klage auf. Die FPÖ Niederösterreich ließ daraufhin verlauten, der Wirtshausbrief sei "weit weg von Satire". (fid, 5.6.2023)