Die Apple Vision Pro ist die erste VR-Brille des iPhone-Herstellers.
Apple hat mit der Vision Pro seine erste Mixed-Reality-Brille präsentiert.
Screenshot / Apple

Es ist so weit: Nach Monaten der wildesten Gerüchte hat Apple am Montagabend eine Mixed-Reality-Brille namens Vision Pro vorgestellt – und wagt sich damit zum ersten Mal seit mittlerweile neun Jahren in eine komplett neue Produktkategorie vor. Zum Launch soll das Headset 3.499 Dollar kosten. Ein stolzer Preis, den das Unternehmen mit einem innovativen Bedienkonzept, einem großen Funktionsumfang und natürlich mit der Integration in das eigene Ökosystem argumentieren will.

VIDEO: Apple stellt mit "Vision Pro" sein erstes Mixed-Reality-Headset vor
AFP

Es passiert nicht häufig, dass bei Produktvorstellungen eine Überraschung auf die andere folgt. Im Rahmen der diesjährigen WWDC hat Apple mit der Vision Pro allerdings nicht nur eine komplett neue Plattform präsentiert, sondern auch eine Reihe von Updates für den Mac. Das Macbook Air bekommt einen großen Bruder mit 15-Zoll-Display, der Mac Studio ein Upgrade auf den M2-Prozessor – und der Mac Pro schafft endlich den Sprung von Intel auf Apple Silicon. Außerdem gab es erste Einblicke in iOS 17, macOS Sonoma, iPadOS 17, watchOS 10 und neue Funktionen für Apple TV.

"One more thing"

Obwohl sie ganz am Ende der Keynote enthüllt wurde (Stichwort "One more thing ..."), war die neue Mixed-Reality-Brille der unangefochtene Star des Abends. Apple-Chef Tim Cook bezeichnet die Reality Pro als das "am weitesten entwickelte Personal-Computing-Gerät" der Welt – und läutete mit der Präsentation das Zeitalter des Spatial Computing ein.

Die Nutzeroberfläche der Apple Vision Pro
So sieht die Nutzeroberfläche der Vision Pro laut Apple aus.
Screenshot / Apple

Was damit gemeint ist, zeigte Apple anhand einer Vielzahl von Videos. Sobald man die Brille aufsetzt, soll man demnach weiterhin die reale Umgebung sehen, das User Interface wird schlicht darübergelegt und schwebt im Raum. Fenster sollen an beliebigen Orten platziert und die Größe an das eigene Bedürfnis angepasst werden.

Die Bedienung soll dank einer Reihe von innenliegenden und außen platzierten Kameras und Sensoren komplett ohne Controller funktionieren. Will man eine App öffnen oder einen Button drücken, soll man diese nur ansehen und die Fingerspitzen zusammenführen müssen – was die herkömmliche Bedienung von Computern revolutionieren könnte. Zumindest dann, wenn Apple sein Versprechen halten kann. Immerhin soll das Gerät selbst die kleinsten Gesten erkennen können, damit man die Handposition nicht stark verändern muss, wenn man zum Beispiel auf dem Sofa sitzt und diese abgelegt hat.

Immersive Zusammenarbeit

Wer an größeren Dokumenten arbeitet, hat außerdem die Möglichkeit, herkömmliche Bluetooth-Accessoires wie eine Tastatur, ein Trackpad oder eine Maus mit dem Headset zu verbinden. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn man Texte schreiben muss. Alternativ kann man das Gerät mit Sprache steuern. Laut Apple muss man hierfür bloß ein Suchfeld anschauen und kann mit dem Sprechen beginnen, um eine Suchanfrage zu starten.

Es wird schnell klar, dass die Vision Pro primär für den Arbeitskontext beworben wird. Das Headset soll neue Möglichkeiten der digitalen Kooperation bieten, indem man zum Beispiel gemeinsam 3D-Modelle bearbeitet oder digitale Meetings abhält, die durch die Brille deutlich immersiver werden. Das Headset erstellt einen digitalen Avatar des Users, mit dem er dann an Videokonferenzen teilnehmen kann. Diese sollen auch mit beliebten Dienstleistern wie Zoom, Microsoft Teams oder Webex funktionieren.

Arbeiten mit der Apple Vision Pro
So sieht es aus, wenn man mit mehreren Programmen gleichzeitig arbeitet. Hier kann man weiterhin die Umgebung sehen, befindet sich also im Augmented-Reality-Modus.
Screenshot / Apple

Immer wieder wird dabei die Möglichkeit betont, mit den Menschen in der realen Umgebung in Kontakt zu bleiben. Diese können die Augen des Vision-Pro-Users sehen, zumindest dann, wenn dieser sich im Augmented-Reality-Modus befindet. Eine digitale Krone auf der Oberseite des Geräts soll es ermöglichen, nahtlos zwischen Virtual und Augmented Reality zu wechseln. Außerdem wird es eine Vielzahl an Zwischenstufen geben. Man hat also die Wahl, ob man komplett in der digitalen Welt abtauchen möchte oder sieht, was um einen herum vor sich geht.

In Filme eintauchen

Hervorgehoben wird dieses Feature auch im Entertainmentbereich. Sieht man sich einen Film an, soll man den Bildschirm an die gewünschte Größe anpassen können, der Raum wird gedimmt, und man kann die Inhalte samt Spatial Audio genießen. Aber nicht nur das: Es soll möglich sein, die "Leinwand" über die eigentliche Raumgröße hinaus zu skalieren, um noch tiefer in das Erlebnis einzutauchen – ein Feature, das auch für Gaming interessant sein könnte. Zum Launch des Headsets sollen tausende Spiele aus dem Apple-Arcade-Katalog verfügbar sein, die mit vollem Controller-Support gespielt werden können.

Was spannend ist: Taucht man vollständig in die virtuelle Umgebung ein, wird es rund um die geöffneten Apps nicht einfach nur dunkel. Stattdessen landet man in unterschiedlichen "Environments", also lebendigen Umgebungen. Während der Keynote war hier zum Beispiel ein Seeufer zu sehen. Wie es aussieht, können unterschiedliche Apps aber auch andere Hintergründe mitbringen. Beispielsweise hat Apple gezeigt, dass man über Disney+ die Serie "The Mandalorian" schauen kann, während man sich auf Tatooine befindet.

Starke Hardware

Aber nun zur Hardware, die die Vision Pro antreibt. Kern des Headsets ist ein M2-Prozessor. Dank der hohen Leistung und Energieeffizienz ermögliche dieser einen nahezu lautlosen Betrieb. Außerdem wurde ein neuer Chip namens R1 verbaut. Dieser soll den Input der unterschiedlichen Sensoren und Kameras verarbeiten, was Verzögerungen bei Eingaben verhindern soll. Apple will dadurch verhindern, dass Userinnen und Usern während der Nutzung übel wird. Konkurrenzprodukte wie die Meta Quest haben noch immer mit diesem Problem zu kämpfen.

Augen- und Handbewegungen werden mithilfe von mehreren Kameras und Sensoren getrackt. Wie viele genau von diesen verbaut wurden, hat Apple bisher nicht preisgegeben. Klar ist nur, dass es innenliegend Infrarotkameras und LED-Illuminatoren gibt, die genau nachverfolgen, wo man hinschaut. Außerdem gibt es mehrere Kameras, die nach unten und zur Seite zeigen – vermutlich um stets wissen zu können, was die Hände machen. Mit an Bord sind außerdem ein LiDAR-Scanner und eine True-Depth-Kamera. Diese sollen ein dreidimensionales Bild der Umgebung erstellen. Dank eines oberseitig angebrachten Buttons ist es Usern dadurch unter anderem möglich, 3D-Fotos zu machen.

Bedienkonzept der Apple Vision Pro.
Um Programme zu öffnen oder die Größe eines Fensters zu verändern, soll man nur die Finger aneinanderhalten müssen und dann die Hand bewegen.
Screenshot / Apple

Etwas vage sind bisher auch die Angaben zu den verbauten Displays. Zum Einsatz kommen zwei microOLED-Panels, die eine gemeinsame Auflösung von 23 Millionen Pixeln haben sollen. Pro Auge können diese laut Apple mehr Pixel darstellen als ein 4K-Bildschirm. Mit an Bord ist außerdem ein eigenes Audiosystem samt Spatial Audio. Dieses soll Usern das Gefühl geben, dass Geräusche aus dem ganzen Raum kommen. Wer will, kann aber natürlich auch Bluetooth-Kopfhörer wie Apples Airpods nutzen.

Hochwertige Bauteile

Die Front des Headsets ist aus einem großen Stück gebogenem Glas gefertigt, das Gehäuse selbst aus Aluminium. Der Gesichtspolster soll in unterschiedlichen Größen und Formen verfügbar sein, damit der Tragekomfort möglichst groß ist. Dasselbe gilt für das Trageband, was im Endeffekt einen modularen Aufbau des Headsets bedeutet. Dieser ermöglicht es Brillenträgern auch, verschreibungspflichtige Gläser anzubringen. Diese sollen magnetisch befestigt werden, ohne die vielen Funktionen der Brille zu beeinträchtigen.

Mit einer vollen Ladung soll das Headset eine Akkulaufzeit von zwei Stunden haben. Die Batterie ist nicht intern verbaut, stattdessen gibt es ein externes Akkupack, das man in die Hosentasche stecken und bei sich tragen muss. Die Aufladung findet über ein magnetisches Kabel statt, der Mechanismus erinnert an das Magsafe-System aktueller Macbooks.

Produktfoto der Apple Vision Pro.
So soll die Vision Pro aussehen. Rechts ist das magnetische Ladekabel zu sehen.
Screenshot / Apple

Bis die Vision Pro verfügbar ist, wird es noch eine ganze Weile dauern. Als Veröffentlichungszeitraum hat Apple Anfang 2024 angegeben – allerdings nur für die USA. In anderen Ländern wird das Headset voraussichtlich erst später auf den Markt kommen. Der Preis hat es jedenfalls in sich. Zum Launch soll die Brille 3.499 Dollar kosten.

Die Verzögerung ist für Apple wichtig, der Erfolg des Headsets hängt maßgeblich davon ab, dass es ausreichend Apps für die neue Hardware gibt. Das Unternehmen verspricht jedoch, dass bereits zum Launch unzählige iPhone- und iPad-Apps verfügbar sein werden, darunter auch beliebte Fotobearbeitungsprogramme wie Lightroom.

Ein großes Macbook Air

Deutlich früher können sich Apple-Fans hingegen auf das neue Macbook Air mit 15-Zoll-Display freuen. Dieses kann ab sofort vorbestellt werden, ist ab dem 13. Juni erhältlich und wird mindestens 1.599 Euro kosten. Wie bereits das 13-Zoll-Modell wird der neue Laptop von einem M2-Prozessor angetrieben und kommt in vier verschiedenen Farben. Gleich bleibt auch das Design, immerhin wurde dieses erst vergangenes Jahr aktualisiert. Konkret bedeutet das schmalere Displayränder, eine "Notch" für die 1080p-Webcam und ein kantigeres Gehäuse.

Am Ende des Tages hat Apple schlicht das kompaktere Modell hergenommen und es mit einem größeren Bildschirm ausgestattet. Dieser hat weiterhin eine maximale Helligkeit von 500 Nits und kann eine Milliarde Farben darstellen. Es handelt sich um ein Liquid Retina Display, was übersetzt bedeutet, dass ein LCD-Panel verbaut wird.

Für Sound sind sechs Lautsprecher zuständig, die mit Spatial-Audio-Support daherkommen. Trotz des größeren Displays verspricht Apple weiterhin eine Akkulaufzeit von bis zu 18 Stunden. Möglich macht das das stromsparende Design des M2-Chips. Auch in Sachen Konnektivität hat sich nichts verändert. An der Geräteseite findet man weiterhin einen Magsafe-3-Anschluss, zwei USB-C-Ports und einen Kopfhöreranschluss.

Mac Studio und Mac Pro

Ein längst überfälliges Update hat auch der Mac Studio erhalten. Der leistungsstarke Heimcomputer wurde bisher mit einer leistungsstarken Variante des M1-Prozessors angetrieben. Das ist nun Geschichte. Die Montagabend präsentierte zweite Generation des PCs wird wahlweise mit einem M2-Max- oder dem neuen M2-Ultra-Prozessor ausgeliefert. Apple verspricht einen großen Leistungssprung im Vergleich zum Vorgängermodell. Beim Editieren von Videos soll es zum Beispiel möglich sein, bis zu 22 Videostreams in 8K-Prores-Auflösung anzuschauen. Außerdem kann man ab sofort bis zu acht externe Monitore gleichzeitig nutzen. Mit M2-Ultra-Chip kostet der neue Mac Studio mindestens 4.799 Euro.

Alle Daten zum neuen Mac Pro.
Alles, was man zum Mac Pro wissen muss.
Screenshot / Apple
Alle Daten zum M2 Ultra.
Ein Überblick zum M2 Ultra.
Screenshot / Apple

Überraschenderweise hat Apple auch einen neuen Mac Pro mit hauseigenem Prozessor präsentiert. Wie auch der Mac Studio wird der leistungsstärkste Computer im Apple-Portfolio von einem M2 Ultra angetrieben und kommt standardmäßig mit 64 Gigabyte Arbeitsspeicher daher. Was den Mac Pro besonders macht, sind die sechs verbauten PCIe-Slots. Diese ermöglichen es, die Leistung oder den integrierten Speicherplatz nochmals zu erweitern. Das alles hat jedoch seinen Preis. Der Mac Pro kostet mindestens 8.299 Euro, in maximaler Ausstattung sind es knapp 14.000 Euro.

iOS 17

Was auf keiner WWDC fehlen darf, ist eine neue iOS-Version. Auch heuer bringt das Update auf iOS 17 eine Reihe neuer Funktionen mit sich, wenn auch deutlich weniger als letztes Jahr. Unter anderem wurde die Telefon-App überarbeitet. Wer möchte, kann sich jetzt individuelle Kontaktposter erstellen. Wird man angerufen, sieht man dann individuell ausgewählte Fotos oder Memojis. Auch die Schriftart kann anhand der eigenen Wünsche angepasst werden.

Apple wird Anruferinnen und Anrufern künftig außerdem die Möglichkeit sogenannter "Live Voicemails" geben. Wenn man nicht abhebt, sieht man dann in Echtzeit ein Transkript der hinterlassenen Nachricht und kann entscheiden, ob man doch ans Telefon gehen will.

Ein Update gibt es außerdem für Facetime, auch hier für entgangene Anrufe. Künftig wird es möglich sein, eine Videonachricht zu hinterlassen. Diese kann man sich dann später anschauen. Die Nachrichten-App ermöglicht mit dem "Check in"-Feature außerdem bald, Freunde wissen zu lassen, wenn man sicher zu Hause angekommen ist. Einmal aktiviert, soll es automatisch erkennen, wenn man zu Hause ankommt. Bisher ist noch unklar, wie genau das funktionieren wird.

Neuerungen unter iOS 17.
Alle Neuerungen, die iOS 17 mitbringt.
Screenshot / Apple

Dank eines Updates für Airdrop wird es künftig außerdem möglich sein, iPhones einfach nah aneinander zu halten, um Kontaktdaten zu teilen. Dasselbe soll auch für Bilder und Shareplay gelten.

Gänzlich neu ist hingegen die Journal-App, mit der man mit Fotos und weiteren Daten angereicherte Tagebucheinträge erstellen kann. Mit dem neuen Standby-Feature wird es außerdem möglich sein, das iPhone als Smart-Home-Hub zu nutzen.

iPadOS 17

Mit dem aktuellen Update erhält das iPad neue Möglichkeiten zur Personalisierung. Am wichtigsten sind dahingehend wahrscheinlich die neu präsentierten interaktiven Widgets am Homescreen und die Integration ebendieser am Sperrbildschirm. Dort kann man künftig auch Live-Fotos als Hintergrundbild setzen und die Schriftart der angezeigten Informationen verändern.

macOS Sonoma

Die neue macOS-Version wird Sonoma heißen. Einige der beschriebenen iPhone- und iPad-Features werden es laut Apple auch auf den Mac schaffen. Außerdem werden Widgets eine deutlich größere Rolle spielen. Diese können künftig auf dem Desktop abgelegt werden und sollen das Nutzererlebnis deutlich angenehmer machen.

Angekündigt wurde außerdem ein Game Mode. Dieser soll Videospiele priorisieren und die Latenz für Audioübertragungen via Airpods verringern. Auch kabellose Controller sollen davon profitieren. In diesem Kontext wurde außerdem angekündigt, dass "Death Stranding" für den Mac erscheinen wird.

Was das neue macOS mit sich bringen wird.
Alle Neuerungen unter macOS Sonoma.
Screenshot / Apple

Ein Update erhält nicht zuletzt Safari. Der Browser ermöglicht einem künftig, Web-Apps zu erstellen und diese im Dock abzulegen. Öffnet man diese, sieht man sie in einem neuen Fenster samt einer vereinfachten Nutzeroberfläche. Die Umwandlung soll mit allen Webseiten funktionieren und keine zusätzliche Arbeit für Webseitenbetreiber nach sich ziehen.

Die Apple Watch

Die Nutzeroberfläche der Apple Watch wird heuer vergleichsweise stark überarbeitet. Der Fokus liegt auch hier auf Widgets. Das Erlebnis und die Watchfaces sollen dadurch übersichtlicher werden. Dreht man unter watchOS 10 die digitale Krone, landet man in einem Menü voller Widgets. Welche dort zu finden sind, kann man individuell anpassen. Dadurch soll man die wichtigsten Informationen immer griffbereit haben, ohne sie auf dem eigenen Watchface sehen zu müssen. Eine Reihe von frischen Features gibt es darüber hinaus auch für Radfahrer und Wanderer. Diese werden ihre Workouts künftig noch detaillierter tracken können.

Entwicklerinnen und Entwickler haben ab sofort Zugriff auf die neuen Versionen der Apple-Betriebssysteme. Eine offene Beta für iOS 17 soll ab Juli verfügbar sein. Der Release der Vollversion ist gegen Ende des Jahres geplant. (Mickey Manakas, 5.6.2023)