Lawrence Wong, der Vizepremier von Singapur, will gemeinsam mit Google die Seeschifffahrt grüner machen – mit digitalen Frachtpapieren.
Edgar Su, Reuters

In Singapur wurde am Dienstag der größte Technologiegipfel Südostasiens, die "Asia Tech x Singapore" oder "ATxSG", eröffnet, und als ein dominierendes Thema stellte sich rasch Green Technology heraus. In Europa oder den USA würde man wohl über künstliche Intelligenz diskutieren, aber in Singapur hat man derzeit andere Sorgen: Der Meeresspiegel wird durch den Klimawandel bis 2100 um mindestens einen Meter steigen. Das mag nach nicht viel klingen, dennoch ist diese Tatsache ein existenzielles Problem für die Millionenstadt auf der Insel vor Malaysia.

Smarte Ampeln für Indonesien

Google will, laut eigenen Angaben, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und stellte auf der ATxSG einige eigene Ideen vor, wie KI-Systeme zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen. So ist Google aktuell dabei, gemeinsam mit dem indonesischen Verkehrsministerium smarte Ampeln zu entwickeln. Diese sollen den Verkehr analysieren und ihn je nach Bedarf stoppen oder freie Fahrt geben. Das Ziel: Stehzeiten und damit vermehrten CO2-Ausstoß zu verhindern. Ähnliche Versuche in Israel hätten gezeigt, dass ein smartes Ampelsystem die Emissionen um bis zu 13 Prozent senken kann, so Ben King, Managing Director von Google Singapur.

Grünerer Reisanbau

Eine weitere "grüne" Idee ist der Einsatz von modernen Sensoren im Reisanbau. Dieser ist laut Daten der Weltbank weltweit für zehn Prozent des Methanausstoßes weltweit verantwortlich. In Südostasien ist diese Bilanz noch verheerender: 33 Prozent des Methans werden auf den Reisfeldern freigesetzt. Dieses extrem schädliche Klimagas entsteht durch das Fluten der Felder. Hier kommt AgriG8 ins Spiel. Das Unternehmen bietet nicht nur Mikrofinanzierungen für Reisbauern an, sondern hilft dank Systemen von Google auch dabei, die Wassermengen für das Fluten der Felder deutlich zu reduzieren. Damit wolle man den Bauern einen Ausweg aus einem in Asien schwerwiegenden Teufelskreis bieten, denn die Bauern sind Mitverursacher und Opfer der Klimakatastrophe.

Die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll will man bei Google mit "Trash Tech" bekämpfen. Die Gringgo Foundation aus Indonesien war die erste Organisation, die damit experimentierte. Das Konzept geht so: Die Menschen sollen motiviert werden, die Küsten vom Plastikmüll zu reinigen und diesen korrekt zu recyceln. Per App wird der Müll fotografiert, und eine Erkennungssoftware im Hintergrund schätzt den Wert des gesammelten Abfalls. Wird dieser anschließend recycelt, erhalten die Nutzerinnen und Nutzer einen finanziellen Bonus. Laut Angaben von Google sollen die Strände von Dörfern mit aktiven "Trash for Cash"-Communitys um rund 35 Prozent weniger belastet sein.

Papierlos auf hoher See

Ganz ohne Greenwashing kam man aber auch bei Google nicht aus. Die Regierung von Singapur hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Seeverkehr klimafreundlicher zu machen. Kein Wunder: 40 Prozent des weltweiten Seehandels gehen durch die Straße von Singapur. Deshalb hilft Google aktuell bei der Digitalisierung der Frachtschifffahrt – indem Frachtpapiere nicht mehr in analoger Form, sondern digital verschickt werden. Ein System, das auch Vizepremierminister Lawrence Wong während der Eröffnung der ATxSG als Durchbruch grüner Technologie feierte. (pez, 6.6.2023)