Bundesparteitages der SPÖ in Linz, Andreas Babler Hans Peter Doskozil Stimmzettel
Ein Stimmzettel vor der umstrittenen Abstimmung am Samstag.
Heribert Corn

DER STANDARD hat am Dienstagmorgen ein Mitglied der SPÖ-Wahlkommission noch vor der gemeinsamen Sitzung erreicht, in der die Stimmen nach der mutmaßlichen Excel-Panne ab 10 Uhr nochmals ausgezählt werden sollen. Das Mitglied, das anonym bleiben will, kündigte an, man könne "Gift drauf nehmen", dass die Wahlkommissionsvorsitzende Michaela Grubesa dabei mit vielen Fragen und Kritik konfrontiert werde.

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APA

Aus dem Fernsehen davon erfahren

Was das Mitglied besonders empörte: "Ich habe wie alle anderen in der Bevölkerung im Fernsehen durch die Pressekonferenz davon erfahren müssen." So sei es auch anderen aus der Kommission, mit denen die Person gesprochen habe, gegangen. "Wir sind eigentlich alle komplett depressiv heute. Wir haben unsere Reputation vollkommen verloren, mir geht es so schlecht wie noch nie. Niemand von uns weiß, was da passiert ist", sagt das Wahlkommissionsmitglied, und weiter: "Die Urne, für die ich zuständig war, war die ganze Zeit sicher verwahrt und in einem abgesperrten Zimmer. Ich verstehe nicht, was da passiert ist. Ich hatte auch nie während des Vorgangs das Gefühl, dass da etwas nicht passt, aber vielleicht hätten wir es noch dreimal kontrollieren sollen."

Wahlbetrug nicht ausgeschlossen

Auch die Kolleginnen und Kollegen aus der Kommission, mit denen sich das Mitglied ausgetauscht hat, könnten es sich nicht erklären. Gefragt, ob man einen Wahlbetrug gänzlich ausschließen könne, heißt es: "Ich weiß gar nichts mehr, ehrlich gesagt. Ich habe nur meine Urne ausgezählt. Meine hat gepasst." Die Sitzung könne bis in den Nachmittag hinein dauern, schätzt das Kommissionsmitglied. (Colette M. Schmidt, 6.6.2023)