Andreas Babler hat jetzt definitiv einen neuen Job. Nun braucht der neue SPÖ-Chef, der kein Mandat im Nationalrat hat, ein Team. Zu besetzen sind die Klubführung und die Bundesgeschäftsspitze. Und: Früher oder später muss sich Babler auch um seine Nachfolge als Traiskirchner Bürgermeister kümmern. Wann er das Amt zurücklegen wird – und wie es mit seinem Bundesratsmandat weitergeht –, hat er bisher offengelassen. Vorerst will er beide Funktionen "bis auf weiteres" ausüben. 

Ein Team habe er schon vor Augen, verkündete Babler am Dienstag – präsentieren wollte er es allerdings nicht. Am Mittwoch soll jedenfalls eine interimistische Leitung für die Parteizentrale in der Löwelstraße installiert werden, kündigte er in der "ZiB 2" an. Namen nannte er keine, diesen sollen zuerst die Mitarbeiter erfahren.

Ein naheliegender Personalpool ist jener engste Kreis, der Babler im internen Wahlkampf unterstützt hat. Welche Personen das waren – und wer aufsteigen könnte.    

  • Julia Herr
    Rote, linke Zukunftshoffnung und für das Doksozil-Lager eine Art Verbinderin Richtung Babler. Biografisch hat sie Anknüpfungspunkte zu beiden Kontrahenten: Als frühere Chefin der Sozialistischen Jugend (SJ) ist Herr ganz deutlich im linken Spektrum der Partei positioniert, gleichzeitig kommt sie aus dem Burgenland. Fiel Herr in der Parteijugend mit lautstarker Kritik an der SPÖ-Spitze, einem Bekenntnis zum Marxismus und der Forderung nach einer Überwindung des Kapitalismus auf, trat sie in den vergangen Jahren etwas leiser.

    Wohl mit ein Grund dafür: die bewusste Einbindung in die Parteiarbeit durch Pamela Rendi-Wagner. 2019 hatte die ehemalige SPÖ-Vorsitzende Herr ins Parlament geholt, sie ist dort Sprecherin für Klima und Umwelt. Unter Kurzzeitparteichef Doskozil galt sie als aussichtsreiche Anwärterin auf den Posten der Klubchefin. Unter Babler dürften ihre Chancen nicht gesunken sein. Äußern wollte sich Herr am Dienstag im ORF-"Report" dazu nicht. 
Julia Herr und Andreas Babler bei einer der vielen Parteipräsidiumssitzungen in den vergangenen Monaten.
APA/ROLAND SCHLAGER
  • Niki Kowall
    Jener Mann, der den Weg für Bablers Kandidatur gewissermaßen ebnete. Erst bewarb sich der Bezirksfunktionär aus Wien-Alsergrund selbst um den Parteivorsitz, allerdings verbunden mit der Ansage, sich zurückzuziehen, sollte jemand Gewichtigerer ins Rennen einsteigen. So kam es – und Kowall hielt Wort.

    Rebellion gegen die Parteiführung ist zentraler Bestandteil von Kowalls politischem Programm. Als Wirtschaftsstudent gründete er angetrieben vom "Zorn der Straße" gegen den "eigenen" Kanzler Alfred Gusenbauer mit Gleichgesinnten die Sektion 8. Er führte die Gruppe, die für dezidiert linke und basisdemokratische Politik bekannt wurde, bis 2014 an. 2011 erreichte er in dieser Funktion auf dem Parteitag ein Verbot des kleinen Glücksspiels – gegen den Willen der eigenen Wiener Landespartei.

    Heute lehrt Kowall an der Fachhochschule des BFI in Wien Internationale Makroökonomie. Ob er Ambitionen hat, eine Funktion in der SPÖ unter Andreas Babler zu übernehmen, will er nicht kommentieren – zuzutrauen wäre es ihm.
Nikolaus Kowall wollte erst gegen Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil antreten, machte dann aber Platz für Andreas Babler.
Robert NewaldRobert Newald Photo
  • Kai Jan Krainer
    Der rote Mister U-Ausschuss fiel schon im internen Wahlkampf auf Babler-Veranstaltungen auf. Ende der 1980er-Jahre, Anfang der 1990er-Jahre war Krainer Landessekretär der Sozialistischen Jugend Wien. Seit 2002 ist er Nationalratsabgeordneter. Seit Jänner 2007 ist er Budget- und Finanzsprecher der SPÖ. Später nahm er für die SPÖ an diversen Untersuchungsausschüssen teil. Etwa ab 2016 im Hypo-U-Ausschuss, 2018 im BVT-U-Ausschuss oder 2020 im Ibiza-U-Ausschuss. Zuletzt war er Fraktionsführer im ÖVP-U-Ausschuss.
Kai Jan Krainer fiel in Bablers internem Wahlkampf auf – und als Mitglied diverser U-Ausschüsse.
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  • Natascha Strobl
    Vorsitzende der Babler-Unterstützungsgemeinschaft "Machen wir was – Verein zur Förderung politischer Beteiligung" und quasi Chef-Twitterantin des Teams Babler. Auf dem Kurznachrichtendienst kann die studierte Politologin eine beachtliche Followerschaft von 178.000 Userinnen und Usern vorweisen. Bekannt wurde Strobl dort mit Analysen zu Sprache in der Politik, zum aktuellen politischen Geschehen und Diskursen – mit Fokus auf rechts, Rechtsextremismus und konservative Parteien. Sie ist Co-Autorin und Autorin mehrerer Bücher zu diesem Thema und Publizistin.
  • Karin Blum
    Bablers Frau und rechte Hand. Blum ist Gemeinderätin in Traiskirchen. Sie stammt aus Vorarlberg, studierte Politikwissenschaft und Geschichte und trat im ÖH-Wahlkampf 2005 für den VSStÖ als Spitzenkandidatin an – mit Erfolg: "Ich bin somit die erste sozialistische Vorsitzende in der Geschichte der ÖH Innsbruck", sagte sie laut einem Porträt auf der Website der Uni Innsbruck.

    Mit ihrem Mann ist sie auch unternehmerisch verbunden: Seit 2011 betreibt sie mit Babler ein "kleines Weingut" in Traiskirchen. Das politische Selbstverständnis, das der neue SPÖ-Chef im internen Wahlkampf vor sich hertrug, schrieben die beiden bereits 2016 auf einen ihrer Weine: Der Gemischte Satz aus diesem Jahrgang heißt "Underdog".
Beim Bundesparteitag in Linz an Bablers Seite: Karin Blum, die Traiskirchner Gemeinderätin und Ehefrau des neuen Parteichefs.
  • Raphaela Pammer
    Trat im internen Wahlkampf als Pressesprecherin für Babler auf – eine Position, die in der Politik das Sprungbrett für höhere Weihen sein kann. Das ist auch ihr Brotberuf: In der Wiener Ärztekammer arbeitet sie im Presseteam und betreut dort Pressekonferenzen und PR-Kampagnen. (ook, rach, 7.6.2023)