Alle paar Wochen schaue ich sehnsüchtig etwas genauer auf der Netflix-Startseite nach, ob die vierte Staffel von "Indian Matchmaking" schon veröffentlicht wurde. Fehlanzeige. Doch bevor die Sehnsucht unerträglich wurde, kam Abhilfe. "Jewish Matchmaking" ist die koschere Entsprechung des indischen Erfolgsformats. Auch hier verlassen sich junge Menschen bei der Partnersuche ganz auf die Weisheit einer professionellen Partnervermittlerin.

Aleeza Ben Shalom übt die traditionelle Praxis der Shidduchim-Organisation ähnlich energisch und selbstbewusst wie ihre indische Entsprechung Sima Paparia aus. Der Shidduch ist ein Matchmaking-System, bei dem jüdische Singles in orthodoxen Gemeinden zum Zweck der Eheschließung einander vorgestellt werden.

Zu den Dates begleiten

Es gibt viele Varianten des Ablaufs, aber kurz zusammengefasst: Man lässt sich durch Freunde, Familie, den Rabbi oder eben professionelle Vermittler potenzielle Partner oder Partnerinnen empfehlen. Man trifft sich einige Male, ob allein oder unter Aufsicht, und schaut, ob es passen könnte. Bei "Jewish Matchmaking" kann man die Suchenden zuerst im Gespräch mit Aleeza Ben Shalom beobachten und sie dann zu den Dates begleiten. Wie "koscher" das Leben ist, das der potenzielle Ehemann oder die Ehefrau führt, wird genauso abgefragt wie die Traditionen, denen die Familie folgt.

Die ersten Folgen versprechen viel Drama und Abwechslung. Die Kandidaten und Kandidatinnen sind gut gecastet und zeigen die ganze Bandbreite des religiösen Lifestyles. Der Aufschneider Aleeza trifft auf die strenggläubige Fay und trägt ein wenig zu dick auf. Die 40-jährige Harmonie, die sich spät im Leben ihrer jüdischen Wurzeln besonnen hat, trifft gleich drei potenzielle Ehemänner. Viel weiter geht die erste Staffel nicht, schließlich soll die Sehnsucht nach mehr geweckt werden. (Olivera Stajić, 6.6.2023)