Rammstein Lindemann
Rammstein und deren Frontmann Till Lindemann haben eine Krisen-PR-Agentur engagiert.
IMAGO/Zoonar

Die deutsche Rockband Rammstein hat erste Konsequenzen aus den Vorwürfen gegen Frontmann Till Lindemann gezogen. Dem Sänger wird von einer Reihe von Frauen systematische sexuelle Ausbeutung bei Livekonzerten sowie After-Show-Partys vorgeworfen. Wie die deutsche Tageszeitung Die Welt in Erfahrung bringen konnte, trennt sich die Band nun in einem ersten Schritt von der für die Rekrutierung junger Frauen im Zuge der After-Show-Partys zuständigen Mitarbeiterin Alena Makeeva. 

Die Welt am Sonntag hatte am Wochenende enthüllt, wie Makeeva bei Rammstein-Events junge Frauen ausgewählt und sie Lindemann zugeführt haben soll. Sie selbst bezeichnet sich als "Casting Director". Makeeva war seit 2019 mit der Band unterwegs, hat aber nach deren Auskunft nie Geld dafür erhalten. Rammstein hatten bisher offenbar keine professionelle PR-Betreuung, seit letzten Freitag habe man aber eine Berliner Agentur engagiert, die auf Krisen-PR spezialisiert ist, so der Bericht der Welt. Die Band soll bis dato nicht einmal einen eigenen Sprecher gehabt haben.

Untersuchungsergebnisse bis Freitag

In Absprache mit der neu engagierten PR-Agentur soll nach Informationen der Welt zudem eine renommierte Rechtsanwaltskanzlei beauftragt worden sein, die Vorwürfe zu untersuchen. Deren erste Untersuchungsergebnisse sollen bereits bis Freitag vorliegen, was überrascht. In die Arbeit soll auch das Ergebnis einer internen E-Mail-Befragung einfließen, die das Band-Management schon kurz nach den ersten erhobenen Vorwürfen unter Mitarbeitenden durchführen ließ.

Inzwischen hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet. Die deutsche Familienministerin Lisa Paus (Grüne) forderte Veränderungen in der Musikbranche, damit gerade junge Menschen besser geschützt werden können. Sie lade die Musikbranche ein, dem Bündnis "Gemeinsam gegen Sexismus" beizutreten. Das Bündnis sei ein breiter Zusammenschluss aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Medien, Kultur und Zivilgesellschaft, sagte Paus. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) zeigte sich dazu offen. Der Verband sei mit dem Ministerium ins Gespräch gegangen, "um diesen wichtigen Prozess gemeinsam voranzubringen", sagte ein Sprecher.

Keine After-Show-Party in München

Auch die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) verurteilte Übergriffe in der Kultur am Dienstag scharf. "Patriarchales Mackertum und sexuelle Übergriffe haben in der Musikbranche, wie überhaupt in Kunst und Kultur und auch überall sonst, nichts mehr zu suchen." Im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur begrüßte sie den Mut vieler junger Frauen, offen über ihre teilweise traumatischen Erlebnisse zu sprechen.

Vor den am Mittwoch startenden Rammstein-Konzerten in München hat der Veranstalter bereits Änderungen angekündigt. Wie ein Sprecher der Olympiapark München GmbH als Vermieter des Olympiastadions zudem mitteilte, hat das Management der Band ein Awareness-Konzept für die vier Münchner Konzerte angekündigt. Details dazu lagen zunächst nicht vor. (red, APA, 6.6.2023)