Girl from Ipanema
Astrud Gilbert wurde mit "Girl from Ipanema" weltbekannt.
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Brasilia - Ohne Astrud Gilbertos Stimme hätte der Song "Girl from Ipanema" mit seinem sanft-schaukelnden Bossa-Nova-Rhythmus wohl nie die Welt erobert. Und die Aufnahme aus 1963 verschaffte auch ihr selbst große Bekanntheit im Musikgeschäft, bevor sie sich aus diesem zurückzog und der Malerei sowie dem Tierschutz widmete. Am Montag, 5. Juni, ist die brasilianische Sängerin im Alter von 83 Jahren gestorben, wie ihr Sohn entsprechende Medienberichte bestätigte.

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Gilberto wurde 1940 in Salvador da Bahia in Brasilien geboren. 1959 heiratete sie mit Joao Gilberto einen Jungstar der Bossa Nova. Vier Jahre später entstand die Aufnahme von "The Girl from Ipanema", die ihr Leben verändern sollte. Ihr Mann habe sie in einem Studio, in dem der Star-Saxofonist Stan Getz schon wartete, eher beiläufig gefragt, ob sie auf Englisch mitsingen wolle, so eine Variante der Erzählung, die sie einst gegenüber Freunden kundgetan hatte. Getz soll zu der damals 23-Jährigen gesagt haben: "Dieses Lied wird dich berühmt machen" - und so war es. Nie gestimmt hat aber, dass sie nur eine "Hausfrau" gewesen sei, die von Getz und dem Producer Creed Taylor "entdeckt" worden sei. Sie hatte Erfahrung als Sängerin, wenn auch keine professionelle.

Sie ließ sich nicht abwimmeln

Der brasilianische Journalist und Buchautor Ruy Castro erzählt den Tag in seinem Bossa-Nova-Standardwerk "Chega de Saudade" etwas anders. Danach bedrängte Astrud ihren Mann und Getz damals regelrecht, um bei dem Song mitmachen zu dürfen und eine englische Version zu singen. "Joao versuchte, vom Thema abzulenken, aber sie ließ sich nicht abwimmeln und fand Verbündete bei anderen", schilderte Castro die Szene. Sie setzte sich durch.

Astrud Gilberto machte sich in den Jahrzehnten danach einen Namen als Musikerin, gab weltweit Konzerte und wurde oft als "Bossa-Nova-Queen" bezeichnet. Nur in Brasilien wurde sie nie richtig gewürdigt. Sie veröffentlichte fast 20 Alben, wobei der Song "Girl from Ipanema" stets ihr größter Erfolg bleiben sollte. 1992 wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem "Latin Jazz USA Award" ausgezeichnet. 2001 kehrte sie der Musik den Rücken und fokussierte auf Malerei. Daneben nutzte sie ihre Bekanntheit, um sich für Tierrechte zu engagieren. (APA, 6.6.2023)