Aryna Sabalenka allein am Netz.
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Die Belarussin Aryna Sabalenka hat das politisch brisante Tennis-Duell mit der Ukrainerin Jelina Switolina gewonnen und das Halbfinale der French Open erreicht. Die favorisierte Weltranglistenzweite siegte am Dienstag 6:4,6:4. Sie trifft in der Vorschlussrunde auf die tschechische Außenseiterin Karolina Muchova, die ihren überraschenden Siegeszug mit einem 7:5,6:2 gegen die frühere Finalistin Anastasia Pawljutschenkowa aus Russland fortsetzte.

Switolina reichte ihrer Kontrahentin Sabalenka im Anschluss an das Match wie erwartet nicht die Hand. Ukrainische Profis verzichten wegen des russischen Angriffskrieges nach den Partien auf den sonst üblichen Handschlag mit ihren Kontrahenten aus Russland und Belarus und posieren nicht für gemeinsame Fotos. Sabalenka wartete am Netz auf ihre Gegnerin, auch wenn Switolina schon zuvor angekündigt hatte, nicht von dieser Linie abzuweichen. Es gab Buhrufe von Zuschauern.

"Ich weiß nicht, auf was sie am Netz gewartet hat. Ich war ziemlich klar in meinen Statements wegen des Handschlags", sagte Switolina. Auf die Frage, ob sie glaube, dass Sabalenka damit die Buhrufe angestachelt habe, antwortete die 28-Jährige: "Ja, ich denke das, leider." Sie habe die Buhrufe erwartet. "Das war keine Überraschung für mich." Switolina hatte bei ihrem ersten Grand-Slam-Turnier nach der Geburt ihrer Tochter im vergangenen Oktober starke Leistungen gezeigt.

"Ich unterstütze Lukaschenko nicht"

Australian-Open-Siegerin Sabalenka lobte die Spielweise ihrer Gegnerin. Sie hatte nach kritischen Fragen zu ihrer Haltung zum Krieg und Lukaschenko zuvor zweimal in Absprache mit den Organisatoren die übliche Pressekonferenz verweigert und dafür ihre "mentale Gesundheit" geltend gemacht. Nach ihrem Einzug ins Halbfinale beantwortete Sabalenka nun alle Fragen.

Gemeinsame Fotos mit Lukaschenko in der Vergangenheit erklärte sie mit dessen Anwesenheit bei Fed-Cup-Spielen in Belarus. "Damals ist nichts Schlimmes in Belarus oder in der Ukraine oder in Russland passiert", sagte die Australian-Open-Siegerin und betonte nun: "Ich habe es bereits viele Male gesagt, dass ich den Krieg nicht unterstütze. Ich will nicht, dass mein Land in irgendeinen Konflikt involviert ist." Sie ergänzte: "Ich unterstütze keinen Krieg, das bedeutet, ich unterstütze Alexander Lukaschenko nicht."

Die Belarussin nahm auch zu ihrer zweimaligen PK-Verweigerung Stellung. "Ich fühlte mich wirklich schlecht, als ich nicht hierher kam. Ich konnte nicht schlafen", begründete sie ihr Fernbleiben und betonte: "Ich bereue die Entscheidungen nicht. Ich fühlte mich wirklich respektlos behandelt. Grand Slam, es ist genug Druck, damit umzugehen, und ich habe einfach versucht, mich auf mich selbst, auf mein Spiel zu konzentrieren", sagte sie. "Aber bei der letzten Pressekonferenz hatte ich das Gefühl, dass meine Pressekonferenz zu einer politischen TV-Show geworden ist, und ich bin kein Politikexperte. Ich bin nur ein Tennisspieler", so Sabalenka.

Die Weltranglisten-43. Muchova war bei den French Open bisher nie über die dritte Runde hinausgekommen, bei den Australian Open stand sie 2021 ebenfalls im Halbfinale. "Es sind unglaubliche zwei Wochen", betonte die Tschechin. (APA; red, 6.6.2023)