Obenaus betreute zuletzt die Einrichtung von Gewaltambulanzen im Justizministerium.
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Wien/Tulln – In feierlichem Rahmen und in Anwesenheit von Spitzenvertreterinnen und -vertretern der Justiz ist Michaela Obenaus, die neue Leiterin der Staatsanwaltschaft Wien, am Dienstagnachmittag in ihr Amt eingeführt worden. Obenaus bringe neben fachlicher Kompetenz die erforderliche "ruhige Hand" mit, um "die mit Abstand größte Staatsanwaltschaft Österreichs zu leiten", zeigte sich Justizministerin Alma Zadić (Grüne) im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichts überzeugt.

120 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sind derzeit bei der Wiener Anklagebehörde tätig, ein Drittel aller in Österreich anfallenden staatsanwaltschaftlichen Geschäftsfälle werden von dieser Behörde erledigt. Im Vorjahr wurden von der Staatsanwaltschaft Wien 21.500 Ermittlungsverfahren geführt und 6.000 Anklageschriften und Strafanträge eingebracht. Die Behörde sei "das Flaggschiff unter den Staatsanwaltschaften" und "die Kaderschmiede im Bereich der Strafrechtspflege im Osten Österreichs", sagte der Leiter der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Wien, Johann Fuchs.

Obenaus begann als gebürtige Niederösterreicherin – sie stammt aus Grafenwörth im Bezirk Tulln – ihre Karriere naheliegenderweise bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten. 2017 wechselte sie ins Justizministerium, wo sie als Abteilungsleiterin in der Sektion für Einzelstrafsachen tätig war – "mit sichtbarer Liebe zum Fach", wie Justizministerin Zadić betonte. Sie habe Obenaus als besonders konstruktiv und verlässlich kennen- und schätzen gelernt, meinte Zadić. Zuletzt betreute Obenaus im Ministerium die Einrichtung von Gewaltambulanzen.

Augenmerk auf "Fehlerkultur" und "kritisches Hinterfragen"

Als die bisherige Behördenleiterin Maria-Luise Nittel nach 14 Jahren an der Spitze der Staatsanwaltschaft Wien mit Ende April in den Ruhestand trat, setzte sich Obenaus gegen etliche, auch hausinterne Bewerberinnen und Bewerber um deren Nachfolge durch. Die Staatsanwaltschaft Wien sei "ein großer Tanker", sagte Obenaus nun in ihrer Festansprache: "Oft in stürmischen Gewässern. Aber er ist auf Kurs. Und der Tanker wird auf Kurs bleiben." Ihr Ziel sei eine effiziente, qualitätsvolle Erledigung aller staatsanwaltschaftlicher Aufgaben in angemessener Zeit. Dafür benötige es ausreichendes Personal und Sachmittel. Aufhorchen ließ Obenaus mit der Bemerkung, sie sehe das Berichtswesen an die Oberbehörden als "Qualitätskontrolle" an. Obenaus betonte außerdem, sie werde ihr Augenmerk auch auf "Fehlerkultur und das kritische Hinterfragen von Abläufen" legen.

Als besondere Herausforderung bezeichnete die neue Chefin der Staatsanwaltschaft Wien die steigenden Fallzahlen im Bereich der Cyberkriminalität. Das erfordere neue Ansätze beim Ermitteln, da es inzwischen in fast jedem Ermittlungsverfahren einen Cybercrime-Bezug gebe. (APA, 6.6.2023)