Kind liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch. Es hat Bauchschmerzen.
Es gibt verschiedene E.-coli-Bakterien-Stämme. Viele sind harmlos, aber manche können vor allem bei kleinen Kindern schwere blutige Durchfälle auslösen.
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Die ersten Fälle wurden am 25. Mai bekannt, seitdem kamen mehrere Kinder mit blutigen Durchfällen in die Ambulanz der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Feldkirch. Manche der Kinder entwickelten als Komplikation ein sogenanntes hämolytisch-urämisches Syndrom, das zu akutem Nierenversagen führen kann. Von dieser Komplikation seien besonders Kleinkinder und Kinder bis fünf Jahre betroffen, ab dem fünften Lebensjahr trete diese Komplikation seltener auf, hieß es. Vier der Kinder werden stationär im Landeskrankenhaus Feldkirch behandelt, zwei weitere an der Universitätsklinik Innsbruck, informierte die Landessanitätsdirektion am Dienstag. Vier der Kinder – jeweils zwei in Vorarlberg und Tirol – werden intensivmedizinisch betreut, um ein Nierenversagen zu verhindern.

E.-coli-Bakterien kommen beim Menschen natürlicherweise im Darm vor. Aber es gibt auch Stämme des Bakteriums, die schwere Durchfälle, die häufig auch blutig sind, auslösen können. Siegfried Waldegger, Professor für Kinderheilkunde an der Med-Uni Innsbruck, der zwei der Kinder intensivmedizinisch betreut, erklärt auf Anfrage des STANDARD: "Bestimmte E.-coli-Bakterien können nicht nur einen schweren, mitunter blutigen Durchfall verursachen, bei einem bestimmten Prozentsatz kommt es zu einem schweren Nierenversagen. Diese Kinder müssen an das Dialysegerät angeschlossen werden."

Großer Prozentsatz schwer erkrankt

So einen relativ großen Ausbruch sehe man ungefähr alle fünf Jahre. Allerdings sind aktuell ungewöhnlich viele Kinder schwer erkrankt: "Normalerweise sagt man, dass es bei etwa zehn Prozent der erkrankten Kinder zu Komplikationen wie einem Nierenversagen kommt. In diesem Fall scheint der Anteil deutlich höher zu sein. Von zwölf Kindern, die sich mit diesen Bakterien infiziert haben, müssen gleich sechs stationär behandelt werden", erklärt der Experte.

Die Kinder wurden in drei Einrichtungen betreut, wie sie sich angesteckt haben, ist aber noch unklar. Die vom Umweltinstitut genommenen 13 Abstrichproben von Arbeitsoberflächen im Küchenbereich ergaben ebenso ein negatives Resultat wie neun Lebensmittelproben bei den betroffenen Kinderbetreuungseinrichtungen und der Zentralküche. Grundsätzlich kann die Infektion des Menschen etwa über den Verzehr von rohen, nicht erhitzten Lebensmitteln erfolgen. Auch beim Schwimmen in kontaminierten Gewässern oder durch direkten Kontakt mit Wiederkäuern auf einem Bauernhof oder im Streichelzoo kann man sich anstecken.

Einzelne Fälle nicht ungewöhnlich

Die Gefahr, dass sich die Kinder untereinander anstecken, sei hingegen sehr gering. Waldegger sagt: "Grundsätzlich kann man sich nur bei direktem Kontakt mit dem ausgeschiedenen Stuhl anstecken." Vor allem in dieser Jahreszeit kämen immer wieder Kinder, die sich mit diesem speziellen E.-coli-Bakterium infiziert haben: "Dabei handelt es sich jedoch meistens um Einzelfälle." Etwa wenn ein Kind Rohmilch getrunken hat, die mit E.-coli-Bakterien kontaminiert war, oder sich in einem Streichelzoo angesteckt hat. Das sei nichts Untypisches. "Aufmerksam hingegen werden wir, wenn sich viele Kinder zum gleichen Zeitpunkt in einer Region anstecken. Dann ist es wichtig, die Quelle ausfindig zu machen, damit es nicht zu weiteren Infektionen kommt."

Aber nicht jeder Durchfall muss gleich gefährlich werden. Erst wenn hohes Fieber dazukommt und der Durchfall vielleicht sogar blutig ist, kann es sein, dass das Kind ein hämolytisch-urämisches Syndrom entwickelt. Dann sollte unbedingt ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden.

E.-coli-Bakterien wurden am Dienstag auch im niederösterreichischen Lanzenkirchen nachgewiesen. Dort befinden sich die Bakterien im Trinkwasser. Für den Experten kein ungewöhnliches Szenario: "Natürlich gehören diese Bakterien nicht ins Trinkwasser. Das kommt jedoch vor allem in Jahreszeiten, in denen viel gedüngt wird, häufig vor." Viele Felder werden mit Kuhmist gedüngt. Somit können die E.-coli-Bakterien durch den Regen ins Grundwasser gelangen. "Aber nicht jedes E.-coli-Bakterium verursacht schwere Erkrankungsformen", sagt Waldegger. Die Ursache für die Kontamination in Lanzenkirchen werde derzeit gesucht. "Der nächste Schritt ist die Spülung des Brunnens", wurde auf der Website mitgeteilt. Bis die mikrobiologischen Anforderungen wieder erfüllt werden, darf das Wasser nur im abgekochten Zustand getrunken werden. (jaa, APA, 7.6.2023)