Chris Christie, Republikaner
Chris Christie steigt ins US-Präsidentschaftsrennen ein.
APA/AFP/WADE VANDERVORT

Washington – Der Republikaner Chris Christie ist ins Rennen um das Weiße Haus eingestiegen. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey machte am Dienstag (Ortszeit) seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner öffentlich. "Ich möchte eure Unterstützung", sagte Christie in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire vor Publikum. Der 60-Jährige war früher ein Vertrauter von Donald Trump, nun gilt er als scharfer Kritiker des Ex-Präsidenten.

Christie griff Trump in seiner Rede direkt an: "Donald Trump hat uns kleiner gemacht, indem er uns noch weiter gespalten und jeden Tag eine Gruppe gegen eine andere ausgespielt hat." Trump sei vom Spiegel besessen, gebe nie einen Fehler zu, mache immer jemand anderen für Pannen verantwortlich und wolle immer die Lorbeeren ernten, für alles, was gut laufe, so Christie. Trump kommentierte Christies Rede auf seinem Twitter-Ersatz Truth Social als "langweilig" - sie sei nur schwer zu ertragen gewesen.

Damit wächst das Bewerberfeld für die Vorwahlen der Republikaner für die Präsidentschaftskandidatur weiter an. Am Mittwoch dürfte Ex-Vizepräsident Mike Pence im US-Staat Iowa seine Bewerbung verkünden, seine Wahlunterlagen hatte er am Montag eingereicht. Der klar favorisierte Trump hatte bereits im November erklärt, bei der Präsidentschaftswahl 2024 das Weiße Haus zurückerobern zu wollen.

Vom Trump-Unterstützer...

Chris Christie hat bestenfalls Außenseiter-Chancen, im Umfrageschnitt der Website RealClearPolitics.com kam er zuletzt nur auf einen Prozent. Der frühere Gouverneur des an New York angrenzenden Bundesstaates New Jersey (2010 bis 2018) hatte sich bereits bei den Vorwahlen 2016 um die Kandidatur der Republikaner beworben. Er stieg aber früh aus dem Rennen aus und stellte sich dann als erster prominenter Unterstützer aus dem Partei-Establishment hinter den späteren Vorwahlsieger Trump.

Dieser machte Christie zum Leiter eines Übergangsteams, das im Falle eines Wahlsiegs gegen die Demokratin Hillary Clinton bei der Wahl vom November 2016 den Machtwechsel vorbereiten sollte. Nach dem überraschenden Sieg gegen Clinton ersetzte Trump Christie aber durch seinen designierten Vizepräsidenten Pence. Der Gouverneur war auch als möglicher Justizminister im Gespräch, bekam letztlich aber keinen Posten in der Trump-Regierung.

Christie ist aus seiner Zeit als Gouverneur belastet durch einen Skandal über die Schließung einer Brücke, mit der er angeblich einen mit ihm verfeindeten Bürgermeister bestrafen wollte. Der Fall aus dem Jahr 2013 wurde als "Bridgegate" bekannt. Eine Untersuchung fand später aber keine Beweise dafür, dass Christie die Teilsperrung der Brücke angeordnet hatte.

...zum Trump-Kritiker

In den vergangenen Jahren ist Christie zunehmend als Trump-Kritiker in Erscheinung getreten. Erst kürzlich bezeichnete er den Ex-Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als "Feigling" und "Marionette" des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Von den Trump-Herausforderern hat der 60-Jährige sich bisher am angriffslustigsten gezeigt.

Die Vorwahlen der Republikaner beginnen Anfang kommenden Jahres, Startschuss ist traditionell der US-Staat Iowa im Mittleren Westen. Der Sieger der Republikaner-Vorwahlen wird Amtsinhaber Joe Biden von der Demokratischen Partei herausfordern, der sich um eine zweite Amtszeit bewirbt.

Trump führt Umfragen zum Bewerberfeld der Republikaner klar an. Laut dem Umfrageschnitt von RealClearPolitics.com kommt der 76-jährige Rechtspopulist auf rund 53 Prozent, gefolgt von Floridas Gouverneur Ron DeSantis mit 22 Prozent, der früheren UNO-Botschafterin Nikki Haley mit 4,4 Prozent und Pence mit 3,8 Prozent. Weitere Kandidaten sind unter anderem der Senator Tim Scott, der frühere Gouverneur des Südstaates Arkansas, Asa Hutchinson, und der Pharma-Unternehmer Vivek Ramaswamy. (APA, 6.6.2023)