Wien – "Die Kommission des Versagens", titelt die "Kronen Zeitung" am Mittwoch und zeigt auf ihrer Titelseite die Mitglieder der SPÖ-Wahlkommission mit Foto und Namen. Dieses Vorgehen sorgt für heftige Kritik. Die neue Leiterin der Kommission, Klaudia Frieben, twitterte: "Spinnt ihr? Das ist Rufschädigung an unbescholtenen Menschen! So eine Sauerei!"

"Die Kommission des Versagens", titelt die "Kronen Zeitung" am Mittwoch.
Foto: Krone

"Fall für den Presserat"

"Das ist heftig, aber juristisch betrachtet gehe ich davon aus, dass sich die Mitglieder der Kommission das gefallen lassen müssen", schreibt dazu die Juristin Maria Windhager auf Twitter, sie vertritt auch den STANDARD. Windhager: "Rechtliche Schritte wären also meines Erachtens nicht aussichtsreich, zumal ihnen keine strafbare Handlung, sondern nur 'Versagen' vorgeworfen wird." 

Nach Windhagers Einschätzung "ist das nur ein Fall für den Presserat. Ich bin schon gespannt, wie er das Cover der @krone_at aus medienethischer Perspektive beurteilen wird. Ich gehe aber davon aus, dass es auch dort sehr kontroversiell diskutiert werden wird."

DER STANDARD bat "Krone"-Chefredakteur Klaus Hermann um eine Stellungnahme zu den Überlegungen hinter dieser Darstellung. Wir ergänzen sie, sobald sie vorliegt.

Beschwerden beim Presserat

Beim Presserat gingen mittlerweile sieben Beschwerden (Stand Mittwochvormittag) dazu ein, der Senat 3 wird sich in seiner nächsten Sitzung am 30. Juni mit diesem "Krone"-Cover beschäftigen, sagt Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek auf STANDARD-Anfrage.

 "Dass die Wahl zum SPÖ-Vorsitz ordnungsgemäß stattfindet, ist natürlich demokratiepolitisch wichtig und von öffentlichem Interesse", so Warzilek, die Mitglieder dieser Wahlkommission seien aber "bisher eher unbekannt und stehen nicht in der Öffentlichkeit". Der Presserat müsse für seine Entscheidung zwischen Anonymitätsinteressen und dem öffentlichen Interesse abwägen, so Warzilek. (red, 7.6.2023)