Dominik Straub aus Rom

Papst Franziskus
Papst Franziskus befindet sich im Krankenhaus.
REUTERS / Yara Nadi

Zur Mittagszeit hatte Franziskus noch wie jeden Mittwoch auf dem Petersplatz vor tausenden Gläubigen, Pilgern und Touristen seine Generalaudienz gehalten; kurz darauf wurde er mit seinem weißen Fiat 500 in die nahegelegene Gemelli-Klinik gebracht, in welcher sich im zehnten Stock eine große "Wohnung" mit mehreren Zimmern befindet, die für die Päpste reserviert ist und wo sie behandelt werden. Am frühen Nachmittag sollte Franziskus bereits operiert werden: Vorgesehen war laut Vatikan-Sprecher Matteo Bruni ein Eingriff am Bauch unter Vollnarkose. Gegen Abend teilte der Vatikan mit, dass die rund dreistündige Operation ohne Komplikationen verlaufen sei. Alle Audienzen der nächsten Tage seien abgesagt worden.

Der Papst musste laut dem Vatikan wegen einer sogenannten Laparozele operiert werden, also wegen eines Bruchs im Bauchbereich. Es habe ein Darmverschluss gedroht; ausserdem habe der Papst unter starken und wiederkehrenden Schmerzen gelitten. Franziskus hatte sich schon am Vortag zu Untersuchungen ins Gemelli-Krankenhaus begeben; anschliessend hatte sich das Ärzteteam, das sich um den 86-jährigen Pontifex kümmert, zu dem Eingriff entschlossen. Der Papst werde voraussichtlich während mehrere Tage im Krankenhaus bleiben müssen, teilte der Vatikan mit.

Dritte Einlieferung seit Juli 2021

Der neue Krankenhausaufenthalt erfolgt nur sechs Wochen nach der letzten, notfallmässigen Einweisung. Kurz vor Ostern war es eine Lungenentzündung und Bronchitis gewesen, die den Papst für drei Tage in die Römer Klinik zwangen. Franziskus erholte sich immerhin so schnell, dass er die meisten Oster-Zeremonien schliesslich doch selber leiten konnte. Im Juli 2021 war er wegen eines Darm-Leidens – einer sogenannten Divertikulitis – unter Vollnarkose operiert worden. Dabei wurde ihm bei einem mehrstündigen Eingriff ein 33 Zentimeter langes Stück des Dickdarms entfernt. Damals musste Franziskus zehn Tage lang das Bett in der Klinik hüten. Anschliessend hieß es, dass er die Vollnarkose nicht gut vertragen habe.

Franziskus, der auch Probleme mit den Knien hat und sich fast nur noch am Gehstock oder im Rollstuhl bewegen kann, hatte nach der Dickdarm-OP eigentlich angekündigt, weniger reisen und generell etwas kürzer treten zu wollen. Das wird ihm auch von seinen Ärzten dringend empfohlen. Aus den guten Vorsätzen ist freilich nichts geworden: Erst letzten April, kurz nach der schweren Lungenentzündung, flog Franziskus nach Ungarn; im August steht eine Reise nach Portugal auf dem Programm. Und auch über einen Besuch in Marseille, Indien, Libanon und sogar in der Mongolei wird im Vatikan nachgedacht.

"Ich lebe noch"

Erst vor drei Tagen hatte Franziskus auf dem italienischen Staatssender Rai erstmals an einer Talk-Runde teilgenommen und auf die Frage eines Gastes nach seinem gesundheitlichen Befinden geantwortet: "Ich lebe noch." Dass ihm seine angeschlagene Gesundheit gelegentlich zu schaffen macht, verhehlte der Papst schon früher nicht: Die Beeinträchtigung seines Knies bezeichnete er als "körperliche Demütigung". Er habe sich "geschämt", im Rollstuhl zu den Audienzen erscheinen zu müssen.

Ein Amtsverzicht stehe aber deswegen "nicht auf meinem Plan", erklärte er im Februar. Ohnehin hatte Franziskus unlängst betont, das Papstamt werde mit dem Kopf und nicht mit den Füssen oder den Beinen ausgeübt, und solange er klar denken könne, werde er nicht zurücktreten. Grundsätzlich sei er der Ansicht, dass es sich beim Papstamt um ein Amt auf Lebenszeit handle. (Dominik Straub aus Rom, 7.6.2023)