Wien Energie
Das neue Paket wird dem Vernehmen nach nicht nur aus einer Einmalzahlung bestehen und alle Energieformen betreffen.
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Wien/Klagenfurt – Die Wien Energie wird die Preise senken. Das hat der zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) am Mittwoch in einer Pressekonferenz angekündigt. Details sollen Ende Juni verkündet werden. Es werde sich um eine "klare Verbesserung" für Bestands-, Neu- und Geschäftskunden handeln, versprach er. Die Entlastung soll sich in der Höhe eines "dreistelligen Millionenbetrags" bewegen, hieß es.

"Wir sehen auf den internationalen Energiemärkten eine Abflachung der Kurve", begründete Hanke den Schritt. Er hat zuletzt bereits angekündigt, dass es einen einmaligen Rabatt für Fernwärmebezieher geben wird. Diese waren massiv von den Preiserhöhungen betroffen und in etwa mit einer Verdoppelung der Vorschreibungen konfrontiert. Durch den Rabatt soll sich ein durchschnittlicher Haushalt rund 80 Euro ersparen.

Das neue, zusätzliche Paket wird dem Vernehmen nach nicht nur aus einer Einmalzahlung bestehen und auch alle Energieformen betreffen. Laut dem Stadtrat soll es sich um eine "dauerhafte Entwicklung" handeln – jedenfalls wenn die internationale Preissituation dies zulässt, wie er hinzufügte.

Ausbau der Fernwärme

Hanke präsentierte gemeinsam mit Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal, Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (alle SPÖ) und Neos-Klimasprecher Stefan Gara zudem weitere Details zum angekündigten forcierten Umstieg von Gas auf alternative Energiesysteme. Die Fernwärme spielt hier eine wichtige Rolle. Die Stadt hat nun vier Pioniergebiete ausgewählt, in denen der Ausbau der Fernwärme beschleunigt werden soll. Sie liegen im 2., 6., 9. und 16. Bezirk.

Dort soll zunächst die Gebäudestruktur analysiert und die technische Umsetzung geprüft werden. Bis 2026 soll dann für mehr als 200 Gebäuden ein Anschluss vorbereitet werden. Mit den Eigentümern will man in den kommenden Monaten in Kontakt treten, um die weiteren Schritte zu besprechen. Hier sind etwa Infoveranstaltung geplant. Generell möchte man künftig den Ausbau der Fernwärme vor allem strategisch vorantreiben – und nicht mehr vor allem von einzelnen Bauprojekten abhängig machen, wie betont wurde.

Die Wien Energie investiert laut dem Vorsitzende der Geschäftsführung, Michael Strebl, rund 50 Millionen Euro in das Pioniergebiet-Projekt. Aktuell verfügt das Fernwärmenetz über eine Länge von 1.300 Kilometern. Versorgt werden damit 440.000 Haushalte und 7.800 Großkunden.

Insgesamt sollen bis 2040 rund 600.000 Haushalte auf alternative Systeme umgerüstet werden. Neben der Fernwärme steht etwa auch die Geothermie hier besonders im Fokus. Zudem wurde auf die laut Wien Energie größte Wärmepumpe Europas, die derzeit in Simmering entsteht, verwiesen. Sie soll ein wesentlicher Bestandteil dafür sein, dass die Fernwärme in Wien künftig klimaneutral erzeugt wird, wurde heute erläutert.

Reaktionen von ÖVP, FPÖ und Grünen

"Eine Entlastung der Kundinnen und Kunden der Wien Energie ist mehr als überfällig", konstatierte der Klubobmann der Wiener ÖVP, Markus Wölbitsch, in einer Reaktion. Es werde jedoch nicht ausreichen, lediglich Einzelmaßnahmen zu setzen, sondern es müsse hier zu tiefgreifenden und umfassenden Maßnahmen kommen, befand er. Derzeit werde von der Wien Energie das Ziel verfolgt, den Profit zu maximieren, jedoch gleichzeitig keine Absicherung gegen steigende Preise für die Endkunden vorgenommen, beklagte Wölbitsch.

Der Parteivorsitzende der Wiener Grünen, Peter Kraus, begrüßte die Initiativen zum Gasausstieg prinzipiell. Die heute angekündigten Pilotprojekte in vier ausgewählten Bezirken seien ein erster Schritt, "aber angesichts der dringend notwendigen Befreiung der Wienerinnen und Wiener von der Gas-Abhängigkeit nicht genug". Auch andere Technologien als die Fernwärme seien hier verfügbar, gab er zu bedenken.

Die Wiener FPÖ kündigte an, das heute getätigte Versprechen von Hanke zur Reduktion der Preise genauestens zu beobachten. "Wir kennen mittlerweile die Versprechen der SPÖ – erfahrungsgemäß sind sie das Papier auf dem sie geschrieben wurden, nicht wert", hielt Parteichef Dominik Nepp in einer Aussendung fest.

Kelag erhöht Strompreis für Bestandskunden

Der Kärntner Energieversorger Kelag hat am Freitag Preisanpassungen beim Haushaltsstrom für Bestands- und Neukunden angekündigt. Die vergangenen eineinhalb Jahre blieben für den Großteil der rund 180.000 Bestandskunden konstant und liegt aktuell bei 10,87 Cent netto pro Kilowattstunde. Ab 1. August erhöht sich der Preis auf 20,70 Cent. Den Kunden wird außerdem ein Vorteilstarif mit zwölfmonatiger Bindung und einem Preis von 16,50 Cent netto angeboten.

Der angebotene Neukundentarif wird Mitte Juni auf dieses Niveau gesenkt. Er liegt aktuell bei 27 Cent netto. Für Haushalte, die zum Beispiel mit einer Wärmepumpe heizen, und so einen Verbrauch von mehr als 3.500 Kilowattstunden haben, wird ein eigener Tarif angeboten. Er liegt bei 18,70 Cent netto variabel bzw. in der Vorteilsvariante mit Bindung bei 14,50 Cent. Kunden, die aktuell einen höheren Preis zahlen, können über das Kelag-Kundenportal in den Neukundentarif wechseln.

Kelag-Vertriebsleiter Alexander Jordan betonte im APA-Gespräch, die Kelag bleibe damit weiterhin einer der günstigsten Anbieter in Österreich. Ende Juni bekommen die Kunden die Informationen zu den Preisanpassungen per Post zugestellt. Ein Widerspruch gegen die Preisanpassung kommt einer Kündigung gleich, nach spätestens drei Monaten brauchen diese Kunden einen neuen Stromanbieter. Jordan erwartet, dass sich die meisten Bestandskunden für den Vorteilstarif entscheiden.

Ende vergangenen Jahres hatte die Kelag den Grundversorgungstarif für Neukunden geöffnet und so Kunden "im niedrigen fünfstelligen Bereich" hinzugewonnen, sagte Jordan auf Nachfrage. Diese kamen somit in den Genuss des günstigen Preises, den der Großteil der Bestandskunden zahlt. Der Tarif dieser Kunden wird in der Folge auf die nun angekündigte Preisanpassung angehoben – abhängig davon, für welches Modell sich der Großteil der Kunden entscheidet. Die Evaluierung ist für das dritte Quartal geplant. Ein Musterprozess über den generellen Zugang von Neukunden zu dieser Grundversorgung – der Anspruch ist strittig – laufe noch, erklärte Jordan. (APA, red, 7.6.2023)