In Sachen Touristengebühren war das abgeschiedene Königreich Bhutan schon immer eine Ausnahme (oder ein Vorreiter, je nachdem, wie man es betrachtet). Während die "Touristensteuer" in den meisten Ländern unter 20 Euro liegt, müssen Besucherinnen und Besucher in dem asiatischen Land, laut Tripadvisor eines der Top-Reiseziele des Jahres, mindestens 250 US-Dollar (228 Euro) pro Person und Tag in der Hochsaison und etwas weniger in der Nebensaison berappen.

Damit ist jedoch eine Menge abgedeckt, einschließlich Unterkunft, Transport innerhalb des Landes, Reiseführer, Essen, Eintrittsgelder und auch die sogenannte Sustainable Development Fee (SDF, Touristensteuer für nachhaltige Entwicklung) in Höhe von 65 US-Dollar. Letztere hat das Land bald darauf kräftig erhöht – auf 200 US-Dollar, wie "Travelbook" berichtet. Davor hatte man die Gebühr von 250 US-Dollar abgeschafft. Mit der Folge, dass Besucherinnen und Besucher Übernachtungen, Guides, Touren etc. separat bezahlen mussten.

In Bhutan ist Glück mehr wert als Geld.
In Bhutan ist Glück mehr wert als Geld.
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Nun kommt eine weitere Änderung, wie das Tourismusministerium des Landes mitteilte: Die SDF von 200 US-Dollar pro Kopf bleibt zwar erhalten, aber ist jetzt abhängig von der Reisedauer. Konkret gibt es seit 1. Juni 2023 (vorläufig gültig bis Ende des Jahres) drei Optionen:

  • 4 + 4: Man zahlt die SDF von 200 US-Dollar pro Nacht und Person für vier Nächte und erhält bis zu vier zusätzliche Nächte ohne die Tagesgebühr. 
  • 7 + 7: Man zahlt die SDF von 200 US-Dollar pro Nacht und Person für sieben Nächte und erhält bis zu sieben Zusatznächte ohne Tagespauschale.
  • 12 + 18: Bezahlt man die SDF von 200 US-Dollar pro Nacht und Person für zwölf Nächte, erhält man bis zu achtzehn Zusatznächte ohne Tagespauschale.
Langfristig sollen hochwertige Erlebnisse für Besucherinnen und Besucher und gut bezahlte Arbeitsplätze im Land geschaffen werden.
Langfristig sollen hochwertige Erlebnisse für Besucherinnen und Besucher und gut bezahlte Arbeitsplätze im Land geschaffen werden.
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Nach Ablauf des Zeitrahmens, heißt es in der Mitteilung, werden die "Anreize zurückgesetzt". Die Zählung beginnt also wieder von vorn, falls jemand länger oder zwischen acht, 14 und 30 Tagen im Land bleiben möchte. Diese Preis-Optionen gelten für Erwachsene. Für Kinder unter fünf Jahren zahlt man nichts. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren zahlen die Hälfte. Eine Ausnahme gibt es für indische Staatsangehörige. Diese zahlen 1.200 Rupien pro Person und Nacht, das sind umgerechnet rund 13,50 Euro.

Anreiz, das ganze Land zu entdecken

Was will man damit bezwecken? Auch das wird in der offiziellen Mitteilung dargelegt. Man möchte einen Anreiz schaffen, länger zu bleiben, um die gesamte Schönheit des Landes zu entdecken. Das klingt dann so: "Bei einem längeren Aufenthalt können die Gäste mehr von Bhutans 20 Dzongkhags erkunden, von unberührten Hochlandgemeinden bis hin zu Dörfern und Natur-Hotspots. Die Inanspruchnahme dieses Anreizes ermöglicht es Naturliebhabern in die entlegensten Winkel der Wildnis Bhutans vorzudringen, um einige der seltensten Vögel und Säugetiere der Welt zu beobachten. Begeisterte Wanderer können den neu restaurierten Trans Bhutan Trail oder den berühmten Snowman Trek, kulturell Interessierte, alle Aromen, Feste und den erholsamen Lebensrhythmus in den abgelegenen Dörfern Bhutans – von Ost nach West und von Nord nach Süd – erkunden." Ziel des Ganzen sei schließlich "ein hochwertiger Tourismus mit geringem Volumen". Bhutan lässt seit jeher nur eine begrenzte Anzahl von Touristen ins Land. Auch sind die Flüge nach Bhutan und die Hotels im Land limitiert. Langfristig sollen hochwertige Erlebnisse für Besucherinnen und Besucher und gut bezahlte Arbeitsplätze im Land geschaffen werden.

Hochwertiger Tourismus mit geringem Volumen ist das Ziel.
Hochwertiger Tourismus mit geringem Volumen ist das Ziel.
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Bhutan, in dem Glück wichtiger ist als Geld, ist trotz der genannten Einschränkungen ein begehrtes Reiseland, wie man der Pressemitteilung entnehmen kann. Laut dem Tourismusministerium kamen seit der Wiedereröffnung im September 2022 bis zum 10. Mai 2023 52.173 Menschen nach Bhutan. 32.517 von ihnen seien Inder, die entsprechend eine reduzierte Touristensteuer zahlen, 19.656 Menschen kamen aus dem restlichen Ausland und zahlten 200 US-Dollar pro Kopf pro Nacht. Und in diesem April soll die Ankunftsrate sogar 47 Prozent über der Prognose gelegen sein, wie "Travelbook" berichtet. (red, 8.6.2023)