Der Brite Ian Poulter war von Beginn an der LIV-Tour zugeneigt.
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Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Donald Trump seine Freizeit gerne auf dem Golfplatz verbringt. Und so dürften auch nur die wenigsten überrascht gewesen sein, als der ehemalige US-Präsident seine Freude über den jüngsten Paukenschlag aus der Profiwelt seines Lieblingssports kundtat. Einen "großen, schönen", ja gar einen "glamourösen" Deal hätten die Obersten der "wunderbaren Welt des Golf" da eingetütet, lobte Trump: "Glückwunsch an alle!!!"

Trumps Begeisterung spiegelte aber nur eine Seite dieser am Dienstag vollzogenen, beispiellosen Wendung wider. Monatelang hatten sich die PGA Tour und die DP World Tour gegen die abtrünnige Saudi-Serie LIV gestemmt, sie mit Klagen überzogen, nur um dann urplötzlich eine 180-Grad-Wendung zu vollziehen. In Zukunft machen die Konkurrenten gemeinsame Sache - zur Verärgerung jener, die sich noch immer gegen die von Saudi-Arabien finanzierten Wettkämpfe stellen.

Heuchelei

US-Medien berichteten von einem Treffen der im Vorfeld wohl nicht informierten Profis mit PGA-Commissioner Jay Monahan in Toronto, die Stimmung sei angespannt gewesen. Die Spieler, die trotz lukrativer Offerten vonseiten der Saudis der PGA die Treue gehalten hatten, fühlten sich demnach vor den Kopf gestoßen, unter anderem sei Monahan Heuchelei vorgeworfen worden.

Ihm sei "klar" gewesen, dass man ihm diesen Vorwurf machen würde, sagte der US-Amerikaner, der Geschäftsführer des neuen Handelsunternehmens wird, und schob nach: "Ich akzeptiere diese Kritik, aber die Umstände ändern sich."

Die Verärgerung dürfte diese Erklärung kaum beseitigen. Auch der Zusammenschluss "9/11 Families United", eine Vereinigung von Familien mit Opfern und Überlebenden des Terroranschlags vom 11. September 2001, übte heftige Kritik. In einer Stellungnahme verurteilte sie die "Heuchelei und Gier" der PGA-Führung, die, so die Chefin der Organisation, Terry Strada, zum "saudischen Handlanger" geworden sei: "Saudische Agenten spielten eine Rolle bei den Terroranschlägen vom 11. September und finanzieren jetzt den gesamten professionellen Golfsport."

Der saudische Staatsfonds PIF soll nach dem Zusammenschluss der Golfgeschäfte als Hauptinvestor der neuen, noch namenlosen Serie dienen. Er hatte zuvor astronomische Summen in die LIV Tour gepumpt, um namhafte Profis wie US-Star Phil Mickelson von der PGA abzuwerben. Der sechsmalige Major-Sieger feierte die Fusion auf Twitter als einen "großartigen Tag" - und sprach damit den Saudis aus der Seele.

Lob und Euphorie bei Österreichs Golfern

Erfreut zur Kenntnis genommen haben das die Sportler der bisherigen Konkurrenz-Tour. US-Altstar Phil Mickelson sprach von einem "großartigen Tag". Sein Landsmann Bryson DeChambeau zeigte Verständnis für die Wut bei den PGA-Sportlern, die loyal geblieben sind und auf das große Geld verzichtet haben. "Ihnen wurde etwas gesagt und etwas anderes ist passiert. Und uns (den LIV-Spielern, Anm.) wurde etwas gesagt und das hat sich nun bewahrheitet."

Auch für Wiesberger kam die Einigung überraschend, für den Burgenländer ist die Entwicklung aber positiv. "Ich freue mich darauf, neben meiner LIV-Teilnahme hoffentlich bald wieder die DP World Tour zu unterstützen." Das sei schließlich immer die Absicht gewesen, auf beiden Touren zu spielen, erklärte sein Bruder Niki. "Bernd hat seine Mitgliedschaft im Gegensatz zu anderen wie Sergio Garcia auch nicht beendet. Er hofft auf eine konstruktive Lösung für den gesamten Golfsport und ist voller Erwartungen, was nun kommt."

Ähnlich äußerte sich der steirische PGA-Golfer Schwab. Er begrüße "alles, was dazu dienlich sein könnte, dass es Golf weltweit weiterbringt." Der 28-Jährige hofft, dass die Streitereien vorbei sind und dass nun miteinander geredet werde "zum Wohle der Sache statt gegeneinander zu arbeiten".

Auf Golf folgt der Fußball

Die Vormachtstellung im Golf ist für den Wüstenstaat das nächste wichtige Puzzleteil in einer lang angelegten Strategie, die Kritiker als "Sportswashing" bezeichnen. Die Ausrichtung und Finanzierung von großen Sportereignissen soll demnach über die grauenvolle Menschenrechtslage hinwegtäuschen. Die jüngsten Entwicklungen dürften diese Vorwürfe nicht entkräften.

Zumal die Übernahme des einstigen "Gentlemen's Game" den Durst kaum stillen dürfte. Auch im Fußball wird das strategische Interesse der Saudis immer deutlicher. Zahlreiche Vereine versuchen derzeit, mit PIF-Unterstützung Superstars ins Land zu holen. Nach Cristiano Ronaldo wechselt Karim Benzema in die Wüste, andere alternde Topspieler sollen folgen - und Saudi-Arabiens Platz auf der Weltbühne des Sports festigen. (sid, red, 7.6.2023)