SPÖ liegt bei 20 Prozent.
Hat gut die Hälfte der Parteiwählerschaft schon hinter sich: Andreas Babler.
Heribert Corn

Die SPÖ mag eine leichte Rechenschwäche haben – ihr neuer Chef Andreas Babler kann Zahlen aber ganz gut schätzen: Am Dienstag meinte der, dass seine Partei jetzt bei etwa 20 Prozent liege (oder sogar darunter fallen könnte). Aber er hatte es gut im Gefühl: Den Wert von 20 Prozent für die SPÖ weist auch die am Mittwoch erstellte Hochrechnung des Linzer Market-Instituts im Auftrag des STANDARD aus. In der Sonntagsfrage führt demnach die FPÖ weiterhin mit 27 Prozent (unverändert gegenüber der Mai-Umfrage) vor der ÖVP mit 22 Prozent (ebenfalls unverändert gegenüber Mai) und der SPÖ mit den erwähnten 20 Prozent, die einen Rückgang gegenüber der vorigen Umfrage um vier Prozentpunkte darstellen.

Sonntagsfrage im Juni

Das bedeutet auch, dass die momentane Schwäche der SPÖ den Platz für andere Parteien etwas ausgeweitet hat, sagt Market-Politikforscher David Pfarrhofer: Die Grünen legen um zwei Prozentpunkte zu und landen bei zwölf Prozent. Damit sind sie immer noch unter den knapp 14 Prozent, die bei der Nationalratswahl 2019 erreicht wurden. Die Neos legen in der Market-Hochrechnung gegenüber Mai um einen Prozentpunkt zu – das ist gegenüber der Wahl 2019 ein Plus von drei Prozentpunkten. Auch die KPÖ hat gegenüber Mai leicht zugelegt und hat nun ebenso wie die Bierpartei (mit je vier Prozent in der Hochrechnung) rechnerisch die Chance, im nächsten Nationalrat vertreten zu sein. 

Personalfrage

Das ist natürlich vor allem eine Frage des personellen Angebots – den KPÖ-Vorsitzenden Günther Hopfgartner kennen die meisten Wahlberechtigten ebenso wenig wie den Chef der inzwischen in Umfragen kaum noch wahrnehmbaren MFG (er heißt Joachim Aigner). Anders ist es mit Dominik Wlazny: Der auch als Marco Pogo bekannte (aber nicht unter diesem Pseudonym in der Umfrage abgetestete) Bierpartei-Frontmann kommt in der Kanzlerfrage auf fünf Prozent – und damit auf mehr als Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler (vier Prozent) und auf weniger als Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, die sieben Prozent als Kanzlerin direkt wählen würden, wenn das möglich wäre. 

Andreas Babler kommt in der Kanzlerfrage auf 13 Prozent – wobei die Details der Befragung zeigen, dass er gut die Hälfte der SPÖ-Wählerschaft bereits hinter sich hat und dass er auch in der Anhängerschaft von Grünen und Kommunisten fischen kann (hier ist die Datenbasis allerdings schmal). Zur Einordnung ist wichtig zu wissen, dass der amtierende Bundeskanzler Karl Nehammer von der ÖVP bei einer (tatsächlich ja nicht möglichen) Direktwahl nur auf 17 Prozent käme und FPÖ-Chef Herbert Kickl (wie Babler) auf 13 Prozent. Für Nehammer und Kickl sind das die jeweils schwächsten Werte seit dem Herbst letzten Jahres. (Conrad Seidl, 7.6.2023)