Als eine mögliche Alternative bei einem anstehenden Tausch der Heizung ist in letzter Zeit immer öfter von der Wärmepumpe die Rede.
IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Neue Heizsysteme braucht das Land. Neue deshalb, weil die noch immer weit verbreiteten Gas- und Ölkessel zwar praktisch sind, aber viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) emittieren. Als eine mögliche Alternative bei einem anstehenden Tausch der Heizung ist in letzter Zeit immer öfter von der Wärmepumpe die Rede. Am Mittwoch gab es Berichte, dass beim Einbau neuer Heizungen in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union spätestens ab 2029 fast ausschließlich nur noch Wärmepumpen zum Einsatz kommen sollen. Einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung, die sich dabei auf einen Entwurf für die anstehende Novellierung der "Ökodesign-Richtlinie" bezog, wies die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland als irreführend zurück. Man arbeite an einem "technologieneutralen" Vorschlag zur Energieeffizienz von Heizungen, wobei auch neue Heizkessel in Kombination mit Fotovoltaik oder Wärmepumpen möglich seien. Österreich will es strenger angehen. Für das Inkrafttreten des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes (EWG) fehlt aber bisher die notwendige Zweidrittelmehrheit im Nationalrat.

Frage: Was sieht das EWG vor?

Antwort: Es legt den Komplettausstieg aus Öl- und Gasheizungen bis 2035 bzw. 2040 fest. Es sieht weiters vor, dass in neuen Gebäuden schon ab heuer keine Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen. Für bereits genehmigte, fertig geplante und in Errichtung befindliche Gebäude gibt es Ausnahmen. Kaputte Öl- und Kohleheizungen sind zwingend durch erneuerbare Heizsysteme zu ersetzen. Im Neubau sind Öl- und Kohleheizungen bereits seit 2020 untersagt.

Frage: Warum sprechen plötzlich alle über Wärmepumpen?

Antwort: Anders als viele klassische Heizungen kommt die Wärmepumpe ohne Verbrennungsprozess und damit auch ohne direkten CO2-Ausstoß aus. Klimaschädliche Abgase entstehen, wenn überhaupt, nur bei der Stromerzeugung. Elektrische Energie ist nötig, um kostenfreie Umweltwärme mittels Wärmepumpe zum Heizen nutzen zu können.

Frage: Wie funktioniert eine Wärmepumpe?

Antwort: Ähnlich wie ein Kühlschrank, mit einem kleinen Unterschied. Während ein Kühlschrank dem Raum Wärme entzieht, leitet die Wärmepumpe die Wärme in den Raum hinein. Für diesen Vorgang benötigt sie Strom. Während andere elektrische Heizsysteme diesen direkt in Wärme umwandeln, ist der Strom bei einer Wärmepumpenheizung erforderlich, um Umweltwärme auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen.

Umrüstung Gastherme auf Wärmepumpe
Im Altbau ist eine thermische Sanierung notwendig, bevor an die Installation einer Wärmepumpe als Ersatz beispielsweise für eine Gastherme gedacht werden kann.
APA/WOLFGANG VOGLHUBER -

Frage: Welche unterschiedliche Arten von Wärmepumpen gibt es?

Antwort: Im Prinzip zwei: Die Luftwärme- und die Erdwärmepumpe. Bei ersterer wird die Außenluft genutzt, bei zweiterer mittels Tiefenbohrung oder Flachkollektor die in der Erde gespeicherte Wärme.

Frage: Was sind die Vor-, was die Nachteile?

Antwort: Die Luftwärmepumpe ist als Gesamtsystem günstiger, sie kommt mit weniger Grundstücksfläche aus und ist in der Stadt oft die einzige Wahl. Eine Luftwärmepumpe ist aber gerade im Winter weniger effizient als eine Erdwärmepumpe, sagt Georg Trnka von der Österreichischen Energieagentur. Wenn die Außenluft kalt ist, kann ihr nicht viel Wärme entzogen werden. Im Erdreich hingegen hat man immer ein paar Plusgrade, je tiefer man bohrt, umso mehr.

Frage: Wie tief muss man bohren, damit eine Erdwärmepumpe effizient arbeiten kann?

Antwort: Mindestens 120 Meter. Oft wird, abhängig von der Geologie, deutlich tiefer gebohrt, bei entsprechendem Energiebedarf manchmal eine zweite Bohrung gemacht. Steht eine große Fläche zur Verfügung, kann auch mittels schlangenartig unter der Erdoberfläche verlegten Rohren Wärme zum Heizen genutzt werden.

Frage: Woraus besteht eine Wärmepumpe?

Antwort: Sie hat eine Außeneinheit, die die Außenluft bzw. die Erdwärme nutzt. Und sie hat eine Inneneinheit, deren wesentlichste Komponenten aus einem Kältemittel plus Verdichter bestehen. Das Kältemittel zirkuliert in einem geschlossenen Kreislauf, wäre bei einem allfälligem Entweichen höchst treibhausintensiv, deutlich mehr als beispielsweise Methan. Wärmepumpen enthalten in der Regel zwischen einem Kilogramm und sechs Kilogramm Kältemittel.

Frage: Ist eine Wärmepumpe auch im Altbau sinnvoll?

Antwort: "Hängt davon ab", sagt Georg Trnka von der Österreichischen Energieagentur. Grundsätzlich seien Wärmepumpen für thermisch sanierte Gebäude und Neubauten sinnvoll, weil mit niedrigen Vorlauftemperaturen gearbeitet werden könne. "Wenn ich ein Wärmeabgabesystem mit einer Fußboden- oder Wandheizung habe, kann ich mit Temperaturen von 20, 30 oder 40 Grad gut reinfahren, das mag die Wärmepumpe," sagt Trnka. Bei hoher Vorlauftemperatur - 70 bis 90 Grad - sei die Wärmepumpe nicht mehr effizient, der Strombedarf enorm hoch.

Frage: Welche alternative Heizsysteme bieten sich in solchen Fällen an?

Antwort: Entweder thermisch sanieren und dann eine Wärmepumpe einbauen. Oder über Biomasse nachdenken, sagt Trnka, Pelletsheizung oder Stückholz. Im unsanierten Altbau sei Fernwärme meist deutlich teurer als Heizen mit Holz.

Frage: Wie teuer ist die Installation einer Wärmepumpe?

Antwort: Luftwärmepumpen gibt es von 7000 bis 14.000 Euro. Dann kommen allerdings noch Zusatzkosten hinzu. In den meisten Fällen braucht es noch einen Pufferspeicher, oft einen neuen Warmwasserspeicher, Leitungen und Rohre müssen mitunter angepasst werden, ein kleiner Betonsockel zum Draufstellen der Außeneinheit. Insgesamt sei man bei einem Einfamilienhaus somit schnell bei 25.000 bis 40.000 Euro an Kosten, sagt Trnka.

Frage: Wie sieht es mit Förderungen aus?

Antwort: Es gibt die "Raus aus Öl und Gas"-Aktion vom Bund, wo Wärmepumpen mit bis zu 7500 Euro gefördert werden. Zusätzlich gibt es 2000 Euro, wenn eine Gasheizung ersetzt wird, in Summe also bis zu 9500 Euro. Außerdem gibt es noch Landesförderungen, die mit der Bundesförderung kombinierbar sind.

Frage: Ist es sinnvoll, eine Wärmepumpe mit einer Fotovoltaikanlage am Dach zu kombinieren?

Antwort: Durchaus, wobei man auch hier mit Bedacht vorgehen sollte. Weil die Fotovoltaikanlage den meisten Strom im Sommer erzeugt, die Wärmepumpe den meisten Strom aber im Winter benötigt, muss man sich eventuell über Speicher behelfen oder den Überschussstrom im Sommer ins netz einspeisen und im Winter aus dem Netz beziehen. Je größer der Eigenverbrauch an Strom ist, desto mehr macht sich die Installation einer Fotovoltaikanlage bezahlt.

Frage: Wie laut ist eine Wärmepumpe?

Antwort: Die Geräuschemission liegt bei Außeneinheiten durchschnittlich zwischen 50 und 65 Dezibel. Zum Vergleich: Der Geräuschpegel von Staubsaugern liegt bei 70 bis 90 Dezibel.

Frage: Kann man eine Wärmepumpe im Sommer ausschalten?

Antwort: Das ist möglich. Allerdings muss man sich dann etwas für die Warmwasserproduktion überlegen, eventuell Solarthermie.

Frage: Wie lange hält eine Wärmepumpe?

Antwort: Nicht kürzer und nicht länge als andere Heizsysteme, in der Regel 15 bis 20 Jahre, oft sogar länger.

(Günther Strobl, 8.6.2023)