Wenn österreichische Regierungen im Zusammenhang mit größeren Firmentransaktionen von einer "österreichischen Lösung" sprechen, ist sehr oft Misstrauensstufe eins angesagt. Eine berühmte "österreichische Lösung" war z. B., dass 1997 unter einem SPÖ-Kanzler die in gröberen Turbulenzen befindliche Lauda Air der AUA umgehängt wurde, was beiden nicht gutgetan hat. Aber Niki Lauda war ein Volksheld und die "Rettung" der Lauda Air ein populistisches Anliegen.

Kika/Leiner
Knapp eine Woche nach dem Verkauf steht nun eine Sanierung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens im Raum.
APA/EVA MANHART

Beitrag zum Weiterbestand

Nun haben wir Anlass, uns zu erinnern, wie die türkis-blaue Regierung im Sommer 2018 von einer "österreichischen Lösung" im Fall des Möbelkonzerns Kika/ Leiner schwärmte. Damals hatte der österreichische Investor und Kurz-Freund René Benko die von der Insolvenz bedrohte Möbelkette von einem südafrikanischen Konzern gekauft. Mit Hilfestellung der damaligen türkis-blauen Regierung: "Es freut uns auch, dass wir in den Verhandlungen einen Beitrag zum Weiterbestand von Kika/Leiner leisten konnten und 5000 Arbeitsplätze gesichert wurden", erklärten Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler H.-C. Strache.

Weiteres Kapitel

Nun hat Benko wieder verkauft (an einen deutschen Investor), und die neuen Eigentümer kündigen 1900 Mitarbeiter und melden Insolvenz an.

Womit ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte "österreichische Lösungen aus Gefälligkeit für nahestehende Unternehmer" geschrieben wurde. (Hans Rauscher, 9.6.2023)