Es wird in der kommenden Woche laut werden in und über Deutschland, vor allem im Norden. Denn dem Hafen Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) steht ein Angriff bevor. Dahinter steckt das östliche Militärbündnis OCCASUS, das über die Ostsee nach Deutschland und somit auf Nato-Gebiet vordringen will.

Die Folge: "Das westliche Bündnis löst den Verteidigungsfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrages aus." So steht es in einem Papier der deutschen Bundeswehr.

Der Angriff ist Teil eines fiktiven Kriegsszenarios. Und dieses dient als Grundlage für das am Montag beginnende Manöver mit dem Namen "Air Defender". Es ist die größte Verlegeübung seit Gründung der Nato im Jahr 1949, und zum ersten Mal übernimmt die deutsche Luftwaffe die Führung.

Vom niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf werden Flieger starten. Ein Airbus der Bundeswehr trägt die Lackierung "Air Defender 2023".
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13 Tage lang werden 10.000 Soldaten aus 25 von 31 Nato-Staaten beteiligt sein. Mit 250 Fliegern sind insgesamt 2.000 Flüge geplant, es wird neben dem deutschen auch der Luftraum der Niederlande und Tschechiens betroffen sein. Zum Einsatz kommen 23 verschiedene Flugzeugtypen, darunter auch die F-16-Jets, die die USA an die Ukraine liefern wollen. Aus den USA kommen rund 100 Flugzeuge.

"Diese Übung ist gegen niemanden gerichtet. Wir sind ein defensives Bündnis, und so ist auch diese Übung defensiv ausgelegt", betont der Kommandeur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz.

Planungen seit 2018

Er sagt aber auch: "In der jetzigen Situation zu zeigen, dass wir in der Lage sind, dieses Land zu verteidigen, ist natürlich ein ganz wichtiges Signal." Mit den Planungen wurde auch schon im Jahr 2018 begonnen, also vier Jahre vor Beginn des Ukrainekrieges.

Mit der Übung "stärken wir das Bündnis und die transatlantischen Beziehungen", erklärt der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und betont: "Gemeinsam mit unseren Verbündeten zeigen wir, dass wir das Bündnisgebiet reaktionsschnell und schlagkräftig verteidigen können."

In Berlin wurde diese Woche US-Botschafterin Amy Gutmann gefragt, ob sich die Übung gegen Wladimir Putin richte. Darauf ihre Antwort. "Es würde mich sehr wundern, wenn irgendein Staatsoberhaupt der Welt nicht zur Kenntnis nehmen würde, was dies (das Manöver, Anm.) in Bezug auf den Geist dieses Bündnisses, das heißt, die Stärke dieses Bündnisses, zeigt. Und das schließt Herrn Putin ein."

Flugverspätungen drohen

Zur Kenntnis nehmen müssen werden die Bewegungen am Himmel auch Flugpassagiere. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) rechnet mit Verspätungen und verlängerten Flugzeiten. Denn, so erklärt sie: "Zivile Flüge werden, wo erforderlich, umgeleitet und erhalten feste Startzeitfenster." Dass es auch Annullierungen von Flügen geben wird, davon geht die DFS nicht aus.

Luftwaffenchef Gerhartz betont, dass das Manöver extra so angelegt wurde, dass es vor den Sommerferien in den deutschen Bundesländern abgeschlossen sein wird. Die Beeinträchtigung des vollen Luftraums bittet er in Kauf zu nehmen: "Damit am Ende des Tages wir in diesem Land auch noch in Frieden und Freiheit leben können. Da denke ich mal, ist das auch schon das richtige Zeichen, was wir senden müssen." (Birgit Baumann aus Berlin, 9.6.2023)