Nach dem Aufwachen aus der Narkose habe der Papst gescherzt und ihn auf den Arm genommen, erzählt Sergio Alfieri. Der Heilige Vater habe gefragt, wann denn die dritte Operation stattfinde. Am Mittwoch hatte der Chirurg der renommierten römischen Gemelli-Klinik den Papst drei Stunden lang auf dem OP-Tisch liegen. Der Eingriff war nötig geworden, weil der 86-Jährige seit längerem unter Schmerzen litt. Verhärtungen im Mitteldarm, möglicherweise Spätfolgen eines früheren Eingriffs, hätten im schlimmsten Fall einen Darmverschluss verursachen können.

Sergio Alfieri ist der Chirurg, der den Papst operiert hat.
AP/Riccardo De Luca

Dass es sich um eine Notoperation gehandelt hätte, wie manche Medien vermeldeten, verneint der Arzt. Es sei kein Notfall gewesen, "sonst hätten wir ihn schon vorher operiert". Franziskus wird nun einige Tage in der Klinik bleiben. Für Alfieri war es keine Premiere: Schon im Jahr 2021 hatte er den Papst operiert, damals machte eine gutartige Pathologie den Eingriff nötig – nicht Darmkrebs, hält der Chirurg fest, um seither andauernde Spekulationen zu beenden.

Mehr als 10.000 Operationen

Der Ende 1966 in Rom geborene Alfieri ist ein ausgewiesener Experte für kolorektale Chirurgie mit minimalinvasiven Techniken. Er ist außerdem Experte für chirurgische Eingriffe an Bauchspeicheldrüse und Magen, aber auch für die Chirurgie von Bauch- und Beckentumoren und chirurgische Eingriffe gegen Lebermetastasen bei Darmkrebs. Im Lauf seiner Karriere hat er mehr als 10.000 Operationen durchgeführt.

Studiert hat Alfieri an der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen, der größten Privat-Uni Europas. 1992 schloss er das Studium der Medizin und Chirurgie mit der höchstmöglichen Punktezahl ab, die er auch bei seiner Spezialisierung auf allgemeine Chirurgie fünf Jahre später erreichte. Seiner Universität blieb er verbunden, hier ist er seit 2010 Professor für allgemeine Chirurgie.

Mehr als 600 Publikationen

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit an der Gemelli-Klinik ist er auch wissenschaftlich aktiv: Er ist Autor von mehr als 600 Publikationen und hat einen h-Index von 30. Sein Handwerk gelernt hat Alfieri auch als Schüler von Giovanni Battista Doglietto, dem ärztlichen Leiter des vatikanischen Gesundheitsamts. Doglietto wiederum war jahrelang Assistent des römischen Chirurgen Francesco Crucitti.

Das war jener Arzt, der nach dem Schussattentat auf Johannes Paul II. im Jahr 1981 für die lebensrettende Notoperation verantwortlich war – eine von drei Operationen, die er am polnischen Papst durchführte. (Michael Vosatka, 8.6.2023)