Starkregen forderte die Feuerwehren in Niederösterreich unter anderem in Hollabrunn am Donnerstagabend und in der Nacht auf Freitag.
APA/AFKDO HOLLABRUNN

Amstetten / Wien / Neusiedl am See – Die Unwetter der vergangenen Tage haben in Ostösterreich erneut ihre Spuren hinterlassen: Am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag mussten zahlreiche Feuerwehren zu Einsätzen ausrücken, besonders betroffen waren Niederösterreich und das Burgenland.

Einer der Hotspots lag in Amstetten, wo nach Angaben des Bezirkskommandos Teile eines Innenstadthotels unter Wasser standen. Vom Wasser betroffen waren das erste und zweite Untergeschoß. Rund 50 Helfer gingen etwa drei Stunden zu Werke, eingesetzt wurden mehrere Tauchpumpen und Nasssauger. Zu Auspumparbeiten in Niederösterreich mussten die Helfer unter anderem auch in den Bezirken Gänserndorf, Hollabrunn und Bruck an der Leitha ausrücken. Ganze Straßen seien dort zu Flüssen mitten durch die betroffenen Ortschaften geworden, hieß es etwa in einer Aussendung der Einsatzkräfte.

Überschwemmtes Innenstadthotel in Amstetten.
In Amstetten wurde ein Hotel in der Innenstadt überschwemmt.
APA/ BFKDO Amstetten

Unwetterwarnung für Freitag und Samstag

Eine Beruhigung ist laut dem Meteorologe Thomas Turecek von Geosphere Austria noch nicht in Sicht. Auch am Freitag und Samstag muss im Osten Österreichs mit Gewittern und starkem Regen gerechnet werden. Die zum Teil auftretenden Überschwemmungen sind den sich langsam bewegenden Gewitterzellen geschuldet, erklärt Turecek im Gespräch mit dem STANDARD: "Dadurch kommt es punktuell zu sehr viel Niederschlag. Handelt es sich um bebautes Gebiet, kann es dadurch zu Überflutungen kommen."

Die aktuelle Wetterlage wird laut Turecek durch ein Tiefdruckgebiet in Nordosteuropa verursacht. Häufiger seien Gewitterfronten, die durch Wettereinflüsse des Atlantiks beeinflusst werden und von Westen her nach Österreich ziehen – auch Tiefdruckgebiete über Italien sorgen für Unwetter hierzulande. "Diesmal handelt es sich um eine Wetterlage, die vor allem den Nordosten Europas betrifft. Die labil feuchte Luft begünstigt die Entstehung von Unwetter", erklärt Turecek.

Hofreitschule vorübergehend geschlossen

Regenfolgen gab es auch in Wien: Die Spanische Hofreitschule muss aufgrund von Wasserschäden nach den massiven Regenfällen vom Mittwoch vorübergehend geschlossen bleiben. Bis auf weiteres entfallen Training, Rundgänge und Vorführungen, bestätigte die Hofreitschule einen Bericht des ORF auf Facebook. Die Refundierung der Eintrittskarten findet bei der Stelle statt, wo die Karten gekauft wurden. Wann der Betrieb wiederaufgenommen werden kann, war noch offen. Auch das Wiener Gartenbaukino musste am Donnerstag aufgrund eines Wassereinbruchs in den Saal für einen Tag geschlossen bleiben.

Über 200 Einsätze im Burgenland

Besonders betroffen war am Donnerstag im Burgenland der Bezirk Neusiedl am See. Zwischen 14 und 23 Uhr wurden 220 Einsätze verzeichnet, 200 davon allein im Raum Parndorf, zudem im Landessüden etwa in Grafenschachen. Weiterhin galt es, Keller auszupumpen und Verkehrswege freizuräumen. Verletzt wurde bei den Unwettern laut Landessicherheitszentrale niemand.

Die großen Niederschlagsmengen haben dazu geführt, dass über Zubringerbäche verstärkt Sedimente in den Neusiedler See geflossen sind. Das sei ein komplett natürlicher Prozess, denn die Gewässer haben durch Hochwasser eine verstärkte Schleppkraft, sagte Karl Maracek, Leiter für Hydrographie im Amt der Burgenländischen Landesregierung, am Freitag der APA. 

Der Wasserstand des Neusiedler Sees beträgt aktuell 115,25 Meter über Adria und liegt damit fünf Zentimeter über dem Vorjahreswert, der ein historischer Tiefstwert war. Starke Regenfälle ließen ihn übrigens auch 2022 nahezu um die gleiche Zeit um ein paar Zentimeter ansteigen. Auf das langjährige Mittel fehlen freilich noch immer gut 30 Zentimeter. (Max Stepan, red, APA, 9.6.2023)